: Margaret Frazer
: Die Knaben. Mord im Jahr des Herrn 1436 Historischer Kriminalroman
: Aufbau Verlag
: 9783841215642
: Schwester Frevisse ermittelt
: 1
: CHF 7.20
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 292
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

In höchster Not sucht eine dunkle Dame Zuflucht im Kloster St. Frideswide. Bei sich hat sie zwei kleine Jungs, an denen der Hauch von Tod und Skandalen zu haften scheint. Sind es wirklich ihre Söhne, so wie sie es behauptet? Schwester Frevisse hat da ihre Zweifel. Bald schon wird deutlich, dass die Mächtigsten des Landes ein Interesse an den Knaben haben. Je mehr Schwester Frevisse die Fäden um die seltsame Reisegesellschaft entwirrt, desto klarer wird ihr, dass manche Geheimnisse besser ungelüftet bleiben. Und diese könnten das ganze Kloster ins Verderben stürzen ...

Eine unvergleichliche Detektivin - Schwester Frevisse, die Miss Marple des Mittelalters.



Margaret Frazer lebt mit ihren vier Katzen und viel zu vielen Büchern in der Nähe von Minneapolis, Minnesota. In den USA hat sie sich mit ihrer Serie um Schwester Frevisse über viele Jahre ein Millionenpublikum erschrieben.

Der warme Sommernachmittag neigte sich seinem Ende zu. Sie waren fast ohne Pause geritten, seit es hell genug war, um den Weg zu erkennen. Die Pferde waren müde und Jasper auch, doch es bestand wenig Hoffnung, dass Sir Gawyn sie bald rasten ließ. In diesen Junitagen ging die Sonne frühzeitig auf und erst spät unter, und wenn sich heute wiederholte, was gestern und vorgestern geschehen war, würde Sir Gawyn sie weiterreiten lassen, bis es beinahe zu finster war, um den Weg auszumachen. Und dann würde er sie vielleicht wieder unter einer Hecke schlafen lassen, so wie letzte Nacht, anstatt nach einer Herberge oder einem vernünftigen Platz zum Übernachten zu suchen.

Es hatte ein großartiges Abenteuer zu werden versprochen, als alles vor zwei Tagen ganz unerwartet begann. Edmund und er waren beim Nachmittagsunterricht gewesen. Master John hatte wie gewöhnlich endlos lateinische Deklinationen heruntergeleiert, während Jenet mit ihrer Näharbeit auf der anderen Seite des Raumes saß. Noch eine Stunde, und sie waren erlöst, hatte Jasper gedacht und einen bewegungslosen Schatten auf dem Fensterbrett betrachtet.

Dann war Mistress Maryon plötzlich hereingekommen, gefolgt von zwei Bediensteten. Ihr oblag die tägliche Aufsicht der Dienerschaft, und niemand hatte ihr widersprochen, als sie auf die Kleiderschränke der Knaben an der Wand deutete und »Alles da einpacken, beeilt euch!« sagte, sich dann zu Jenet umwandte und ihr befahl: »Pack auch du dir Kleidung zum Wechseln ein, sowie alles, was Ihre Gnaden für eine Reise von ein paar Tagen brauchen werden. Du hast eine Viertelstunde Zeit, nicht länger.« Und dann zu Master John gewandt: »Ihr seid entlassen. Ihr Unterricht ist zu Ende.«

Mistress Maryon hatte immer einen etwas herrischen Ton an sich. Jedermann war daran gewöhnt, vor allem Jasper und Edmund, da sie ständig in ihrer Obhut waren. Mutter und Vater waren meistens sehr beschäftigt und konnten sich nicht immer um sie kümmern. An manchen Tagen wurden sie und ihr kleiner Bruder Owen, der eigentlich noch ein Baby war und seine eigene Mistress, Gertrude, hatte, quer durch das ganze Schloss in einen ganz anderen Flügel gebracht und mussten dort bleiben, ohne die Mutter, den Vater oder sonst irgend jemanden zu Gesicht zu bekommen. Das waren Tage, an denen sie auch nicht nach draußen durften, nicht einmal, um im Garten zu spielen, weil ihre Eltern wichtige Dinge zu erledigen hatten und keinesfalls auch nur durch einen kurzen Blick auf ihre Kinder abgelenkt werden durften! Die Kinder fanden es aber gar nicht so schlimm, denn wenn es vorüber war und sie wieder in ihre alten Zimmer durften, waren Mutter und Vater immer so wunderbar fröhlich, man spielte zusammen, es gab besondere Speisen, Gelächter – Mutter konnte so herrlich lachen – und Gesang – Vater sang besser als jeder andere. Dadurch wurde die vorübergehende Trennung schnell wied