Prolog
Im Südwesten von Uganda
Rapp nickte anerkennend, wobei er bezweifelte, dass die subtile Bewegung im Mondlicht zu erkennen war. Mike Nash hatte es geschafft, den Geländewagen durch den Fluss zu bringen, war dann aber wenige Meter vom trockenen Ufer entfernt im Schlamm stecken geblieben. Der ehemalige Marinesoldat saß auf dem Fahrersitz, das Gesicht erhellt vom Leuchten des Armaturenbretts. Die Fernbedienung für die Seilwinde baumelte an der Hand aus dem Fenster.
Davon abgesehen blieb alles ruhig. Selbst die Brise war verstummt. Allein das Sirren der Insekten durchbrach die Stille, unterlegt vom Leerlauf des Motors. Die wenigen Spuren menschlicher Zivilisation in diesem Teil Ugandas hatten sich vor einer guten Stunde verabschiedet, als das hügelige Ackerland einer verlassenen Wildnis wich. Am Himmel zeichneten sich die verschwommenen Konturen der Milchstraße ab und vermittelten ein trügerisches Gefühl von Frieden und Anonymität.
In jüngeren Jahren hätte Rapp seiner Umgebung lediglich Beachtung geschenkt, um taktische Feinheiten zu analysieren. Er war regelrecht besessen davon, mögliche Hinterhalte und Fluchtwege zu sondieren oder die Geschwindigkeit abzuschätzen, mit der man sich in unberechenbarem Terrain außerhalb des Lichtkegels von Scheinwerfern absetzen konnte. Jetzt gelang es ihm fast, sich der Illusion hinzugeben, es sei ein sicherer Moment zum Durchatmen.
»Mitch! Was treibst du denn da, Mann? Irene wartet.«
Da es keine Bäume gab, mussten sie einen Bodenanker zum Sichern der Winde benutzen. Rapp blickte sich um und stieß auf eine Stelle mit ausreichend weicher Erde, um die schaufelähnliche Klinge einzuschlagen. Sobald der Haken tief genug eingedrungen war, hob er eine Hand, und Nash begann, das Seil einzuholen. Als es straff war, hatte sich Rapp bereits einen halben Meter in die Dunkelheit zurückgezogen.
Er beobachtete, wie sein alter Freund das Gaspedal durchtrat, während er selbst die Fernbedienung betätigte. Der Motor des Wagens kämpfte gegen das Einsinken der Reifen ins Erdreich an, durfte dabei aber nicht zu viel Zug auf den Anker ausüben. Überzeugt davon, dass Nash das Fahrzeug bald zurück auf festen Boden geholt haben würde, verlagerte Rapp die Aufmerksamkeit zurück auf den Himmel.
Vor nunmehr sechs Wochen hatte Irene Kennedy ihn gebeten, einen Auftrag zum Schutz von Nicholas Ward anzunehmen, dem ersten Billionär der Geschichte. Eine Person mit weitreichendem Zugriff auf den Hauptrechner der CIA hatte sensible Informationen über den Unternehmer abgezogen und eine verzweifelte Maulwurfsjagd in Gang gesetzt, über die lediglich fünf Personen auf der Welt Bescheid wussten. Seitdem ging es mit der Situation zunehmend den Bach runter. Die gestohlenen Informationen waren in die Hände der Saudis gelangt, die nun versuchten, Ward zu töten; einen Mann, dessen Fortschritte auf dem Gebiet der alternativen Energien ihre üppigen Ölreserven wertlos zu machen drohten. Rapp hatte erste Anschläge vereitelt, allerdings auf eine Weise, die den Anschein erweckte, die Saudis wären erfolgreich gewesen. Aktuell glaubte die Öffentlichkeit, dass sich Ward in der Gewalt eines der skrupellosesten Terroristen der Geschichte befand und Rapp, Scott Coleman und die meisten seiner Mitarbeiter nicht mehr lebten.
Sie zogen eine Alles-oder-nichts-Strategie durch, ausreichend, um die großen Volkswirtschaften zu erschüttern, aber nicht erfolgreich genug, um ihren Maulwurf zu identifizieren. Mit etwas Glück änderte sich das bald. Ward nutzte seine Beteiligungen an internationalen Telekommunikationsfirmen, um die Wegwerfhandys aufzuspüren, über die der Unbekannte mit seinen saudischen Auftraggebern kommunizierte. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis dabei ein Name fiel.
Ohne diesen Namen hatten sie jedoch weiterhin keine Ahnung, wie tief der Maulwurf in die Kommunikationsstrukturen der Agency vorgedrungen war. Aus diesem Grund hatte Irene Kennedy