: Ursula Poznanski
: Fünf Salzburg-Thriller
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644209015
: & Wenninger ermitteln
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Frau liegt tot auf einer Kuhweide. Ermordet. Auf ihren Fußsohlen: eintätowierte Koordinaten. An der bezeichneten Stelle wartet ein grausiger Fund: eine Hand, in Plastikfolie eingeschweißt, und ein Rätsel, dessen Lösung zu einer Box mit einem weiteren abgetrennten Körperteil führt. In einer besonders perfiden Form des Geocachings, der modernen Schnitzeljagd per GPS, jagt ein Mörder das Salzburger Ermittlerduo Beatrice Kaspary und Florin Wenninger von einem Leichenteil zum nächsten. Jeder Zeuge, den sie vernehmen, wird kurz darauf getötet, und die Morde geschehen immer schneller. Den Ermittlern läuft die Zeit davon, sie ahnen, dass erst die letzte Station ihrer Rätselreise das entscheidende Puzzleteil zutage fördern wird ...

Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren. Sie war als Journalistin für medizinische Zeitschriften tätig. Nach dem fulminanten Erfolg ihrer Jugendbücher 'Erebos' und 'Saeculum' landete sie bereits mit ihrem ersten Thriller 'Fünf' auf den Bestsellerlisten. Bei Wunderlich folgten 'Blinde Vögel', 'Stimmen' und 'Schatten'; gemeinsam mit Arno Strobel 'Fremd' und 'Anonym'. Inzwischen widmet sich Ursula Poznanski ganz dem Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien.

N47°50.738 E013°15.547


 

Die Sonnenuhr an der Fassade des Pfarrhofs von Thalgau zeigte genau acht Uhr an, als sie ihr Auto einige Meter entfernt am Rand der unasphaltierten Straße abstellten, direkt neben dem Wagen der Kollegen, die die Nacht über hier Wache gehalten hatten. Doch außer zwei Spaziergängern, die ihre Hunde ausführten, hatte niemand sich blickenlassen.

Das stetige Rauschen der Autobahn erinnerte beinahe an Meeresbrandung, wären nicht die lauten Dieselmotoren derLKW gewesen. Stefan hatte fast richtiggelegen – auf der Karte konnte man glauben, die Koordinatenposition befände sich direkt auf der Fahrbahn, doch genau an der angezeigten Stelle spannte sich eine Brücke über ein kleines Tal. Darunter oder knapp daneben würden sie suchen müssen. Beatrice hob den Blick. Die Autobahnbrücke schnitt nur wenige Meter hinter dem Pfarrhof durch die Landschaft, trennte ihn von einem sacht ansteigenden Waldstück, in dem die Vögel tapfer gegen den Verkehrslärm anzwitscherten.

«Bis zum Brückenbogen, dort lasst ihr uns vorangehen!», bellte Drasche. Er und Ebner waren gerade dabei, in ihre Schutzanzüge zu steigen.

DasGPS-Gerät, das Beatrice sich heute Morgen von Stefan ausgeliehen hatte, zeigte noch 143 Meter bis zum Ziel. Hoffentlich war er nicht allzu enttäuscht darüber, dass er im Büro die Stellung halten musste, statt mit auf die Jagd zu gehen.

«Merkwürdiger Ort.» Florin schob sich die Sonnenbrille ins Haar und trat dicht hinter Beatrice, um ebenfalls auf dasGPS-Gerät schauen zu können. Seine Nähe erfüllte sie mit einer ungewohnten Befangenheit, die Begegnung – oder besser: die Beinahe-Begegnung vom Samstag klang immer noch in ihr nach. Dieses merkwürdige Gefühl, ungebeten in seine Privatsphäre eingedrungen zu sein.

Drasche stapfte auf mit blauem Plastik verhüllten Schuhen heran. «Welche Richtung?»

«Geradeaus, unter dem Brückenbogen durch. Vielleicht einen Hauch rechts halten.» Sie drückte Drasche dasGPS-Gerät in die Hand und zeigte auf das schwarz-weiße Zielfähnchen. «Darauf zuhalten. Das Ding piepst, wenn du angekommen bist.»

Sie und Florin wahrten Abstand zu den beiden Spurensicherern, die sich langsam, Schritt für Schritt, auf die angegebene Stelle zubewegten. Unterhalb der Autobahnbrücke war es schauderhaft laut, doch kaum gelangte man ans Tageslicht, blieb vom Verkehrslärm das meeresartige Rauschen, gepaart mit dem Plätschern eines Baches, der rechts von ihnen entlangfloss und ein Stück weiter oben von einem Mäuerchen aus groben Steinen gestaut wurde. Ein kleiner Wasserfall sprudelte aus einem Loch in der Mitte dieser Mauer.

Hübsch, aber kein Versteck. Beatrice beobachtete Drasche dabei, wie er vor- und zurücktrat, sich um sich selbst drehte und dasGPS-Gerät schließlich Ebner in die Hand drückte.

«Das dämliche Ding gibt mir alle drei Sekunden eine andere Richtung an.»

«Das heißt, du bist praktisch da!», rief sie ihm zu. «Such mal fünf Meter Umkreis ab.»

Drasches Flüche wurden nur notdürftig vom doppelten Rauschen verschluckt. «Soll ich etwa ein Loch in den Boden buddeln?»

«Nein, du musst –» Sie ging ein paar Schritte vor und deutete auf die Mauer. «Verstecke suchen. Geocaches liegen oft in Spalten oder Hö