: Marion Stieglitz
: Schwarzwälder Kirsch mit Blutwurz Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839279106
: Aschenbrenner und Klingele ermitteln
: 1
: CHF 4.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hannah Aschenbrenner blickt auf eine lange Reihe an verkorksten Beziehungen und gescheiterten Karriereideen zurück. Nun glaubt sie, ihr Glück endlich gefunden zu haben und zieht wegen einer Affäre mit Jochen Weiß, dem Direktor des Schwarzwälder Hotels »Rebenglück«, von Bayern nach Baden. Doch dann wird Jochen tot in seinem Bett aufgefunden. Kommissar Björn Klingele wittert einen Mord aus Eifersucht. Um ihre Unschuld zu beweisen, stellt Hannah eigene Ermittlungen an. Dabei trifft sie auf mysteriöse Sagengestalten, deckt hochprozentige Geheimnisse auf und begibt sich selbst in Lebensgefahr.

Wie die weibliche Hauptfigur ihres neuen Buchs zog Marion Stieglitz von Bayern in die badische Ortenau - allerdings ganz ohne fatale Folgen. Vielmehr regte die neue Umgebung ihre Kreativität an: Sie ist seit mehr als 15 Jahren als Redakteurin für verschiedene Wohn- und Gartenzeitschriften tätig, außerdem veröffentlicht sie Frauenromane sowie Reiseführer. »Schwarzwälder Kirsch mit Blutwurz« ist ihr erster Krimi. Darin widmet sie sich augenzwinkernd der Frage, warum sich »Dipfelischisser« und »Gscheidhaferl« mal mehr, mal weniger gut verstehen. Ihr Krimi ist eine amüsante Liebeserklärung an die alte und die neue Heimat.

1. Kapitel


Die Ausbilderin während ihres Crashkurses zur Wellnesstherapeutin hatte ihn den Hülsengriff genannt: Schließt eure Hände behutsam um den Hals, als sei er eine zarte Erdnuss, die sich im Reifestadium befindet. Hannah brachte dieser Gedanke zum Schmunzeln. Nuss passte eigentlich ganz gut. Dumme Nuss, um genauer zu sein. Wobei die Erfindung des Ausdrucks »Hülsengriff« ein ziemlicher Schmarrn war, den sich nur eine Esoterikerin hatte ausdenken können, die zu viel Qualm von Räucherstäbchen inhaliert hatte. Für Hannah war es ganz klar der Würgegriff: Jetzt ein bisschen fester zudrücken und das Problem hätte sich erledigt. Zumindest rein theoretisch. Praktisch war es freilich eine Schnapsidee, über die Hannah selbst erschrak. So weit hatte die hoffnungslose Situation mit Jochen sie gebracht, dass sie mittlerweile bereits Mordpläne schmiedete. Hannah hasste sich selbst für ihre boshaften Gedanken. Selbstverständlich konnte sie ihr Beziehungsproblem nicht dadurch lösen, dass sie ihre Widersacherin ins Jenseits beförderte.

Mit sanfter Bewegung rieb sie den Nacken von Angelika Weiß mit Limettenöl ein. Es war fast schon ein Streicheln, als könnte sie ihre Gedanken mit besonders liebevollen Gesten rückgängig machen. Ohnehin war es ein Glück, dass sich ihre Kontrahentin gerade bäuchlings auf der Massageliege vor ihr entspannte und vermutlich keine Ahnung davon hatte, was hinter ihrem Rücken vorging. Angelika war nackt bis auf das Handtuch um ihre Hüften. Ihre Haut glänzte rosig wie ein frisch eingeölter Babyarsch. Der Kopf ruhte auf einer ovalen Öffnung, unter der Hannah jeden Tag neue Blumen platzierte. Heute waren es Dahlienblüten, passend zum bunten September draußen vor dem Fenster. Statt eines Gesichts war eine nussbraune Kurzhaarfrisur zu sehen – so ein teurer Schnitt mit akkuraten Kanten, der spätestens alle vier Wochen nachgetrimmt werden musste, damit er nicht aus der Form geriet.

»Wunderbar! Sie haben himmlische Hände, Frau Aschenbrenner! Davon kann ich nie genug bekommen«, raunte ihre Kundin. Vorgestern noch hatten diese himmlischen Hände Angelika Weiß’ Ehemann verwöhnt, und zwar an Stellen, die für eine Wellnesstherapeutin normalerweise tabu waren. Hannah ärgerte sich darüber, dass sie Jochens Avancen erneut nachgegeben hatte. Eigentlich hatte sie ihn so lange nicht mehr sehen wollen, bis er endlich eine Entscheidung getroffen hatte, wie es mit ihnen beiden weitergehen sollte.

»Was für ein Glück, dass wir Sie für unser Hotel gewinnen konnten. Und dieses rollende R von Ihnen klingt ja wirklich herzig. Wenn Sie möchten, können Sie auch gern bei uns im Dirndl massieren – ein bisschen Oktoberfestflair kommt bei den Gästen sicher gut an«, flötete die Frau unter ihr und schien dabei äußerst vergnügt über ihren Einfall.

Schon klar, du Mistbritschn – so dachte Hannah über den Plan von ihrer Chefin, sie wie eine exotische Trophäe auszustellen. Sie sah in ihrer Vorstellung den extra erstellten Werbeflyer: »Unser bayerischer Import kann nicht nur das R rollen wie eine Weltmeisterin, sondern auch noch jodeln wie die Zenzi von der Alm. Und das alles gibt es zusätzlich zur Massage obendrauf. Nach Wunsch schuhplattelt sie das Rosenöl sogar gekonnt in den Nacken. Statt über ein Trinkgeld freut sich unser Schatzerl über Weißwürste oder über Bier im Maßkrug – und plärren Sie unserem Bussibärli dazu gern ein ›O’zapft is!‹ ins Ohr.« Hannah zuckte zusammen bei diesem Horrorszenario. Sie hatte sich mal wieder mit allzu viel Fantasie eine absurde Idee zusammengesponnen.