: Susanne Kronenberg
: Kunstgriff Norma Tanns dritter Fall
: Gmeiner-Verlag
: 9783839234686
: 5
: CHF 9.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 278
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kunstraub in Wiesbaden. Ein wertvolles Gemälde des berühmten Expressionisten Alexej von Jawlensky wird gestohlen. Der Dieb fordert ein Lösegeld und droht andernfalls, das Kunstwerk zu zerstören. Ein neuer Fall für die Privatdetektivin Norma Tann, denn die Galeristin Undine Abendstern hat ihre guten Gründe, nicht die Polizei um Hilfe zu bitten. Während Norma unter falschem Namen in eine Wohngemeinschaft zieht und die Spur des Bildes aufnimmt, werden die Kommissare Milano und Wolfert von einem unheimlichen Mord am Jagdschloss Platte in Atem gehalten. Geht im Taunus ein Mörder um, der seine Opfer mit Pfeil und Bogen jagt? Zwei Fälle, die nichts miteinander zu tun haben? Norma macht eine Entdeckung und bringt damit Bewegung in die Ermittlungen der Sonderkommission. Ihrer gewagten Theorie allerdings will man dort keinen Glauben schenken. Bis Norma dem Mörder gegenüber steht ...

Susanne Kronenberg wurde 1958 in Hameln geboren und lebt heute in Taunusstein bei Wiesbaden. Nach ihrem Studium der Innenarchitektur war sie zunächst als Redakteurin in einem Fachzeitschriftenverlag tätig, bald darauf erschien ihr erstes Jugendbuch. Inzwischen wurden elf Jugendbücher sowie deren Übersetzungen in mehrere Sprachen, Sachbücher und drei Krimis veröffentlicht, die sich weitgehend alle um die Themen Pferde und Reiten drehen. 2007startete sie mit dem Kriminalroman 'Weinrache' eine neue Serie um die Wiesbadener Privatdetektivin Norman Tann.

1


Sonntag, der 8. Juni

 

Das letzte Lebensjahrzehnt des großen Malers Alexej von Jawlensky war gezeichnet von Armut und Schmerz. In den Jahren zuvor erfuhr er Demütigungen und Missachtung. Was würde er empfinden, könnte er die Schar kunstbegeisterter Menschen erleben, die sich mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod versammelt hatte, um den Ankauf eines Bildes zu feiern, das die namhafte Wiesbadener Sammlung ergänzte? Genugtuung? Stolz? Mit diesen müßigen Überlegungen folgte Norma den Besuchern durch die Säle mit Jawlenskys Werken. Bereichert wurde die Ausstellung von Gemälden weiterer Expressionisten wie Emil Nolde, Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner und Paula Modersohn-Becker.Norma ließ sich Zeit für die jüngste Erwerbung. Tiefgründiges Blau schmiegte sich an erdiges Rot. Federleichte gelbe Tupfen schimmerten im umschließenden Grün, umrahmt von prägnantem Orange.

Sachte Schritte auf dem Parkett neben ihr. »Diese Ausdruckskraft der Farben! Meine Köpfe sind eine sehr schöne und tiefe Sprache, heißt es in seinen Briefen.«

Sie wandte sich Lutz Tann zu, ihrem Schwiegervater. Die Ereignisse um Arthurs Tod hatten sie nicht auseinander gebracht, sondern im Gegenteil ihre gegenseitige Achtung und die zarte Zuneigung füreinander vertieft. Als Sponsor hatte er das Museum beim Kauf unterstützt und Norma eingeladen, ihn zu diesem Empfang zu begleiten. Die Reden waren gehalten, doch Lutz wusste noch einiges zu erzählen. Das Leben des Malers, der – 1864 in Russland geboren – im Jahr 1921 in Wiesbaden, der Wahlheimat vieler russischer Emigranten, ein neues Zuhause suchte, stand hier unter keinem guten Stern. Unter den Nationalsozialisten wurden die Meisterwerke des Expressionisten als ›entartet‹ geächtet. Obwohl er in Deutschland nicht ausstellen durfte, malte Jawlensky unermüdlich weiter. Gepeinigt von Polyarthritis und Behandlungsmethoden, die eher Öl ins Feuer der Krankheit schütteten als es zu löschen, gab er seine Berufung nicht auf. Im März 1941 fand er auf dem russischen Friedhof seine letzte Ruhe.

Normas Blick kehrte zum Bild zurück, auf dem sie unvermutet eine zarte Linie in Violett entdeckte, die das Gelb vom Grün trennte.

Lutz räusperte sich verlegen. »Ich rede und rede.«

»Einem Kenner höre ich gern zu. Obwohl, die Bilder sprechen eigentlich für sich. So schön, und gleichzeitig scheinen sie Schmerz und Trauer widerzuspiegeln.«

Sie deutete auf die Reihe der ›Abstrakten Köpfe‹.

»Es wäre einseitig, nur die tragischen Seiten zu sehen. Jawlensky wusste das Leben durchaus zu genießen.«

Sie lächelte. »Gemeinsam mit seinen Frauen? Von diesen Geschichten habe ich gehört. Was mich ein wenig wundert, sofern man nach seinem Äußeren geht. Auf den Fotos wirkt er, wie soll ich sagen, eher unscheinbar.«

»Mag sein. Trotzdem besaß er die bemerkenswerte Begabung, sich mit einflussreichen Frauen zu verbünden. Mit