: Marina Borck
: Eine sehr junge Mutter Mami 2009 - Familienroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740980368
: Mami
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Kathrin wartete, bis alle Lichter außer einem in dem großen Haus gelöscht waren. Sie beobachtete noch eine Weile die Nachbarhäuser, aber auch dort war inzwischen alles zur Ruhe gekommen. Dann drehte sie sich um und beugte sich über die Reisetasche, die neben ihr auf dem Boden stand. Jede Bewegung tat höllisch weh, und sie biß sich auf die Lippen, um nicht aufzustöhnen. Vorsichtig packte sie die Reisetasche und nahm mit der anderen Hand die Plastiktüte. Schließlich mußten sie Tina ja irgend etwas zu trinken geben können. Sie sah die Haustür aufgehen und den Mann mit dem Hund auf die Straße treten. Beide entfernten sich in die andere Richtung. Jetzt mußte sie sich beeilen, bevor sie wieder zurückkamen. Sie trat aus dem Schatten des Hauses und versuchte, schnell die Straße zu überqueren, doch jeder Schritt war eine Qual. Schließlich hatte sie es geschafft und machte das Gartentörchen auf. Sie trug die Reisetasche bis vor die Stufen zur Haustür und stellte sie dort ab. Die Plastiktüte legte sie daneben. Kurz blieb sie vor der Tasche stehen und sah hinein. Tränen liefen ihr über die Wangen und tropften auf die Tasche. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr das Herz aus dem Leib gerissen. Dann drehte sie sich abrupt um und entfernte sich so schnell sie konnte von dem Haus. Der Schmerz übermannte sie, doch sie biß die Zähne zusammen und blieb nicht stehen. Endlich, als sie an der Bushaltestelle angekommen war, lehnte sie sich kreidebleich und stöhnend an das Wartehäuschen. Als der Bus kam, wischte Kathrin sich die Tränen mit dem Ärmel ihrer Jacke ab und stieg so vorsichtig wie möglich ein.

Kathrin wartete, bis alle Lichter außer einem in dem großen Haus gelöscht waren. Sie beobachtete noch eine Weile die Nachbarhäuser, aber auch dort war inzwischen alles zur Ruhe gekommen. Dann drehte sie sich um und beugte sich über die Reisetasche, die neben ihr auf dem Boden stand. Jede Bewegung tat höllisch weh, und sie biß sich auf die Lippen, um nicht aufzustöhnen. Vorsichtig packte sie die Reisetasche und nahm mit der anderen Hand die Plastiktüte. Schließlich mußten sie Tina ja irgend etwas zu trinken geben können.

Sie sah die Haustür aufgehen und den Mann mit dem Hund auf die Straße treten. Beide entfernten sich in die andere Richtung. Jetzt mußte sie sich beeilen, bevor sie wieder zurückkamen. Sie trat aus dem Schatten des Hauses und versuchte, schnell die Straße zu überqueren, doch jeder Schritt war eine Qual. Schließlich hatte sie es geschafft und machte das Gartentörchen auf. Sie trug die Reisetasche bis vor die Stufen zur Haustür und stellte sie dort ab. Die Plastiktüte legte sie daneben.

Kurz blieb sie vor der Tasche stehen und sah hinein. Tränen liefen ihr über die Wangen und tropften auf die Tasche. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr das Herz aus dem Leib gerissen. Dann drehte sie sich abrupt um und entfernte sich so schnell sie konnte von dem Haus. Der Schmerz übermannte sie, doch sie biß die Zähne zusammen und blieb nicht stehen. Endlich, als sie an der Bushaltestelle angekommen war, lehnte sie sich kreidebleich und stöhnend an das Wartehäuschen.

Als der Bus kam, wischte Kathrin sich die Tränen mit dem Ärmel ihrer Jacke ab und stieg so vorsichtig wie möglich ein. Dann krümmte sie sich auf einer Sitzbank zusammen und zog einfach die Beine auf den Sitz. Es war ihr egal, was die anderen Leute von ihr dachten.

Sie hatte gerade ihr Kind fortgegeben und wünschte, sie wäre tot.

*

»Kinder, jetzt kommt endlich rein, es ist schon dunkel!« Bettina van Heyden fand es zwar wunderbar, daß ihr Schwager Ralph sich so gut mit ihren Söhnen verstand, aber manchmal benahm er sich selber wie ein Sechsjähriger.

»Moment«, rief er jetzt, »wir kommen sofort, ich muß nur noch Bobo einfangen!« Wie zur Bestätigung ertönte ein kurzes Gebell.

Fünf Minuten später standen alle drei erhitzt und außer Atem in der Küche. An der Terrassentür stand Bettina und wischte dem Hund die Pfoten mit einem alten Handtuch sauber, bevor sie ihn hineinließ. »Wir haben Verstecken gespielt«, erzählte der vierjährige Olaf immer noch ganz aufgeregt. »Ralph hat mich nicht gefunden.«

»Aber nur, weil du von einem Versteck zum anderen gelaufen bist.« Lukas, der sich mit seinen sechs Jahren schon sehr erwachsen fühlte, wußte genau, was sein Bruder falsch gemacht hatte. »Du darfst nicht aus deinem Versteck weglaufen und dir ein neues suchen.«

»Doch, ich darf das!« Der kleine Olaf wollte sich unbedingt gegen seinen Bruder behaupten. »Stimmt’s, Ralph?«

»Na ja, eigentlich darf man das nicht«, erwiderte sein Onkel mit einem Blick auf Lukas, der einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte. »Aber wenn man der Kleinste ist und die kürzesten Beine hat, dann braucht man einen kleinen Vorteil.« Er zwinkerte erst Olaf und dann Lukas zu, und beide grinsten.

»So, genug diskutiert, jetzt geht ihr alle drei ins Bad und wascht euch die Hände!« Bettina scheuchte sie aus der Küche. »Gleich kommt Papa, und dann wird gegessen.«

Die Kinder liefen aus der Küche, dicht gefolgt von Bobo, dem Golden Retriever. Doch Ralph blieb da. »Haben sie sich vertragen?« fragte Bettina ihn besorgt. In der letzten Zeit stritten die Jungs sich viel zuviel für ihren Geschmack, denn Olaf wollte nicht einsehen, daß sein Bruder Lukas ihm durch sein Alter überlegen war, und Lukas ärgerte den Kleinen mit Wonne.

»Ja, es ging«, antwortete Ralph. »Aber es wird Zeit, daß Lukas in die Schule kommt. Er ist einfach schon zu schlau, daß er dringend gefordert werden muß.«

»Ja«, seufzte Bettina, »und Olaf ist noch ein richtiges kleines Murmeltier. Er möchte am liebsten überall dabeisein, aber nichts selber machen.«

Sie hörten die Haustür klappen, und Bettina lief hinaus, um ihren Mann Martin zu begrüßen. Die Jungen kamen mit Geheul aus dem Bad gerannt und sprangen ihrem Vater um den Hals. Der Hund umkreiste alle b