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Es war halb zwei Uhr morgens, als die Nachbarn begannen, gegen die Wand zu hämmern. Nando stoppte die Playlist mitten inKick you when you’re down von AC/DC und hämmerte zurück. »Es ist mein Geburtstag!«, rief er, bevor Liv ihn am Arm schnappte und wieder zum Tisch zog. »Komm, lass, die wollen schlafen.«
»Aber … Geburtstag. Und die wissen auch nicht, WAS ICH GERADE DURCHGEMACHT HABE!« Nando blickte Hilfe suchend in Bennys Richtung, doch der schüttelte den Kopf, sosehr er seinem Freund das Feiern auch gönnte. Ihre Wohngemeinschaft war im Haus ohnehin nicht sehr beliebt – Benny lag im ständigen Clinch mit den Sochors aus dem zweiten Stock, weil er sein Fahrrad angeblich zu nah an der Kellertreppe parkte. Geparkt hatte, besser gesagt, denn es war vor drei Wochen auf mysteriöse Weise verschwunden. Das hatte den alten Sochor aber nicht besänftigt, und sie würden nun auch noch die restlichen Mieter gegen sich aufbringen, wenn sie das ganze Haus mit australischem Hardrock beschallten.
»Die Verrückten sind doch jetzt weg«, sagte er. »Und wenn du Lust auf Musik hast, könnten wir noch ins Shriek gehen, hm?« Er fing einen warnenden Blick von Liv auf, die den Laden hasste. »Oder wir spielen eine Runde … irgendetwas. Scrabble. Oder Kings Cup.«
Nando hatte sich auf seinen Stuhl fallen lassen und betrachtete traurig die Reste der Schokoladentorte, die Darya für ihn gebacken hatte. Sie war riesig gewesen, ein dreistöckiges Kunstwerk mit Dekorationen aus gesponnenem Zucker, aber die zwanzig Gäste, die bis vor Kurzem noch hier gewesen waren, hatten von dem Prachtstück kaum etwas übrig gelassen. Dafür gab es auf Instagram jetzt ein paar grandiose Tortenfotos mehr.
Inzwischen waren sie nur noch zu neunt, und nach dem ernüchternden Klopfen brachen vier weitere Leute auf – Nandos Freunde aus dem Medizinstudium, die ihm ein lebensgroßes Plastikskelett geschenkt hatten. Zu Beginn des Abends hatten sie es alle gemeinsam mit Apfelsaft auf den Namen Ludwig getauft.
Jetzt saß nur noch der engste Kreis um den großen Tisch – Nando, Darya, Liv, Till und Benny selbst –, wenn man Ludwig nicht mitzählte. Till hatte ihn wirkungsvoll auf dem Ehrenplatz an der Stirnseite platziert. Sie teilten sich die letzte Flasche Sekt, der viel zu warm geworden war. Benny fragte sich, wer später das Chaos in der Wohnung beseitigen und vor allem die Massen an Gläsern spülen würde. Nando wohl kaum, er war ja das Geburtstagskind, und Liv zu bitten würde in Streit enden. Darya wohnte nicht hier – leider –, ebenso wenig wie Till.
Die Putzaktion würde also Bennys Samstag versüßen. Tolle Aussichten. Immerhin Till war hilfreich, er kratzte gedankenverloren Kerzenwachs von der Tischplatte, mit einem billig aussehenden Schmuckstück, das an einer Kette hing. Einer goldfarbenen Spirale, die in einer schweren Spitze zulief. Benny blinzelte. »Was ist das?«
»Keine Ahnung.« Ohne aufzublicken, kratzte Till weiter. »Eines von Nandos Geschenken. Christbaumschmuck vielleicht.«
»Genau!«, grinste Nando. »Christbaumschmuck im Mai. Nein, liebe Freunde, das ist ein Pendel. Und jetzt ratet mal, wer mir das geschenkt hat, damit ich meine Nahrungsmittelunverträglichkeiten auspendeln kann. Zusammen mit einem Set Heilsteine.« Er seufzte schwer.
Liv blickte verlegen auf die Tischplatte. »Noch mal, tut mir leid, dass ich mich nicht beherrschen konnte.«
»Muss dir nicht leidtun. Es war echt nicht mehr auszuhalten.« Nando angelte nach einem transparenten Säckchen, in dem sich grüne, weiße und orangefarbene Brocken befanden.
»Ich