: Paolo Riva
: Flüssiges Gold Commissario Lucas erster Fall. Ein Bella-Italia-Krimi
: Hoffmann und Campe Verlag
: 9783455013306
: Die Bella-Italia-Krimis
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unter der Sonne Italiens sucht eine Kleinstadt einen Mörder. Commissario Luca hat seinen Job in Venedig an den Nagel gehängt und arbeitet nun im größtmöglichen Idyll: Montegiardino, ein Städtchen, das sich am Flusslauf des Arno in die sanften Hänge der Toskana schmiegt. Hier herrscht das Dolce Vita und den Höhepunkt von Lucas Polizistenleben bildet der gelegentliche Auffahrunfall vor der Grundschule. Da wird an einem trubeligen Markttag mitten auf der zentralen Piazza eine Olivenbäuerin angeschossen. Luca will nicht glauben, dass es die braven Bürger von Montegiardino aufeinander abgesehen haben. Hat die Mafia ihre Finger im Spiel? Als weitere Schüsse fallen, beginnt Luca, das vermeintliche Idyll mit anderen Augen zu sehen.

Paolo Riva wurde 1977 in Balerna/Tessin in der italienischsprachigen Schweiz geboren. Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Deutsch-Schweizer. Er studierte Deutsche Philologie in München und Philosophie in Rom. In Zürich arbeitete er lange als Werbetexter. Riva lebt mit seiner Familie, Hunden und Eseln auf einem Hof in der südlichen Toskana.

3


Luca wies den Carabinieri aus Siena ihre Positionen zu. Die jungen Uniformierten hatten ihre Waffen gezogen und wirkten angemessen nervös. Schüsse hier im Idyll – das war nun wirklich kein alltäglicher Einsatz. »Kollegen, ihr sichert den Platz von der Rückseite … Ihr dort sichert die Flanken … Ihr geht hinein in die Bar und beruhigt die anderen Gäste. Schussrichtung völlig unklar, bisher kein Schütze gesichtet.«

Die Männer nickten. Lucas Kommandos waren militärisch knapp. Auf einmal war er nicht mehr der Dorfbulle, sondern der Mann, der er vor Jahren gewesen war: ein Großstadtpolizist, mit allen Wassern gewaschen. Wobei Luca sich innerlich erleichtert den Schweiß von der Stirn wischte – er konnte nicht behaupten, geübt zu sein in derartigen Einsätzen, aber Konzentration machte eben manchmal den Meister. Die Männer rannten los, gerade als der schwarze Alfa Romeo der Carabinieri auf den Platz rollte. Ein Mann stieg aus und kam schnell auf ihn zu, auf seiner Uniform prangten drei Sterne – Luca kannte ihn schon lange.

»Capitano Stranieri!«, rief er, und der weißhaarige Mann kniete sich neben ihn, nahm die schwarze Mütze ab und schüttelte den Kopf: »Was für eine verdammte Scheiße ist denn hier passiert?«

Luca hatte den Hauptmann der Sieneser Carabinieri schon immer für seine deutliche Sprache gemocht.

»Das Verbrechen lauert überall«, flüsterte er und hörte im selben Augenblick, wie schon wieder Reifen quietschten: Das kleine Fiat-500-Cabrio mit dem roten Stoffdach schleuderte auf den Markt. Die Tür wurde von innen aufgerissen, die Dottoressa angelte ihre Arzttasche vom Rücksitz und kam auf sie zugerannt, dass ihre roten Locken flatterten. Sie blickte auf die Frau, die am Boden lag, und nickte Luca zu. »Was ist passiert?«

»Ein Schuss, offenbar aus weiter Entfernung, ich weiß noch nicht, was für eine Waffe es war. Hat sie hier getroffen.«

Chiara Chigi hockte sich neben die Frau und berührte ihren Hals. »Fabrizia?« Die Olivenbäuerin war weggetreten, der Schmerz hatte ihr die Sinne geraubt.

»Nicht ansprechbar, Puls ist fühlbar, wird aber schwächer«, konstatierte die Ärztin. »Okay«, sie blickte Luca und den Carabiniere fragend an. »Könnt ihr sie unter Hals und Nacken fassen und ganz vorsichtig anheben? Nicht zu weit, ich weiß nicht, ob die Halswirbelsäule verletzt wurde. Nur ein wenig. Ich muss etwas prüfen.«

Luca legte seine Hände unter die rechte Körperseite der Frau, Stranieri unter die linke. Der Commissario spürte, wie das Blut seine Hände wärmte, dann nickten sie sich zu und hoben Fabrizia vorsichtig an. Sie schien durch den Schmerz aus ihrer Ohnmacht getrieben zu werden, sie wimmerte. Die Dottoressa legte sich auf den Boden und suchte den Rücken ab.

»Keine Austrittswunde, die Kugel steckt noch in ihr. Verdammt. Legt sie ganz langsam wieder ab.«

Luca wusste, was das hieß. Trat eine Kugel in den Körper ein und auf der anderen Seite wieder aus, bildete sie eine gerade Bahn. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Energie flog dann mit der Kugel wieder aus dem Fleisch, die zwar ein fieses Loch hinterließ, aber im Idealfall ihr letztes Ziel in leblosem Beton fand. Blieb die Munition aber im Körper, entlud sie alle Energie rund um