: Karin Spieker
: Lovesong für Emma Roman
: Piper Verlag
: 9783492988711
: 1
: CHF 4.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 376
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine turbulente Liebesgeschichte für alle Trauzeuginnen, Schwiegermütter und Bräute »Konnte man mit genug Aufwand eine ganze Hochzeitsgesellschaft in Liebesstimmung bringen? Halt! In eine romantische Stimmung bringen? Vielleicht konnte man mit genug Geld und Accessoires alle Gäste in eine rosa Wolke hüllen?« Wie konnte das passieren?  Emma plant als Trauzeugin auf einmal die Hochzeit ihrer besten Freundin Pia. Dabei hat sie doch gar keine Ahnung von Avocadocremetorten, Reifröcken und Lasercut-Karten mit Banderole! Gut, dass ihr gleich drei hilfsbereite Männer zur Seite stehen: Pias neuer Kollege Ariv, Emmas alter Freund Leopold - und natürlich Tim, für den Emma schon ewig schwärmt. Leider klopft Emmas Herz zuverlässig immer dann, wenn es nicht klopfen soll, und so werden die Hochzeitsplanungen immer komplizierter ... »Eine schöne und unterhaltsame Wohlfühlgeschichte, die ich gerne gelesen habe.« ((Leserstimme auf Netgalley))  »Eine unterhaltsame und witzige Abrechnung mit dem Hochzeitswahnsinn, der in dieser Geschichte immer größere Ausmaße annimmt.« ((Leserstimme auf Netgalley))   »Einfach schön romantisch, zart und fesselnd.« ((Leserstimme auf Netgalley))  

Karin Spieker, Jahrgang 1976, lebt mit ihrem Mann und ihrer Katze Lotti bei Paderborn und ist Mutter eines erwachsenen Sohnes. Irgendwie geschrieben hat sie schon immer: In ihrer Kindheit waren es lustige Gespenster-Geschichten für die kleinen Geschwister, in der Jugend hat sie ausufernd Tagebuch geführt und seitenlange Briefe an die beste Freundin verfasst. Nach einem Studium der Literatur- und Medienwissenschaften arbeitete sie zunächst im PR-Bereich und als Werbetexterin, bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben widmete. Die Autorin hat mit einigen Romanen für Kinder und Jugendliche bereits Erfahrung als Selfpublisherin gesammelt. Außerdem schrieb sie Theaterstücke für Kinder und Erwachsene, die unter Pseudonym erschienen sind. Wenn sie nicht schreibt oder Freunde trifft, macht Karin Spieker Musik. Sie spielt seit früher Kindheit Klavier und Gitarre, außerdem singt sie in verschiedenen Ensembles und leitet einen evangelischen Kirchenchor.

Kapitel 1


Gut sechs Monate früher

An besagtem Abend saßen wir zu viert im Restaurant: Pia, ihr Freund Gabriel, dessen Freund Leopold und ich.

Wir vier kannten uns gut, fühlten uns wohl miteinander, und die Konversation in unserem kleinen Kreis funktionierte mühelos. Besonders jetzt, da alle bis auf Leopold schon an ihrem zweiten alkoholischen Getränk nippten.

Das indische Restaurant, das Pia für heute Abend ausgesucht hatte, war einfach spitze! Wir hatten uns drei Vorspeisen und vier Hauptgerichte geteilt, und als der Kellner je ein Mango-Eis für Pia, Gabriel und mich brachte, war ich bereits so satt, dass ich die Kugel nahezu unberührt von mir schob.

»Ich platze!«, verkündete ich, lehnte mich zurück und tätschelte liebevoll meinen Bauch. »Ich denke, es wird ein kleiner Papadam«, sagte ich versonnen.

»Eher eine Horde von Papadams, wenn ich mir deinen Bauch so ansehe«, witzelte Leopold.

»Als ob Emma einen Bauch hätte!«, mischte sich Pia empört ein. »Ehrlich, Leo, du musst gerade reden!«

»Wo hab ich denn bitte einen Bauch?«, fragte Leopold empört. Er setzte sich sehr aufrecht hin und strich demonstrativ sein Hemd über seinem Oberkörper glatt. »Da – alles flach!« Er sah schwer beleidigt aus.

Gabriel schüttelte milde lächelnd den Kopf. »Ärgere ihn nicht, Schatz«, sagte er und legte Pia einen Arm um die Schulter. »Du weißt doch, wie empfindlich er ist, wenn es um seine Figur geht.«

Das wusste sogar ich. Leopold hatte in den letzten Jahren über zwanzig Kilo abgespeckt. Inzwischen rannte er fast täglich ins Fitnessstudio und ernährte sich konsequent Low Carb. Zucker – auch in Form von Nudeln, Reis, Kartoffeln, Obst, Alkohol und Brot – mied er wie der Teufel das Weihwasser. So viel Askese war mir reichlich suspekt. Trotzdem fand ich Pias Stichelei gemein.

»Mach dir keine Sorgen«, tröstete ich Leopold. »Dein Bauch ist absolut flach. Pia zieht dich nur auf.«

»Danke, Emma.« Er lächelte mir zu und schenkte mir einen seiner freundlichen Hundeblicke. »Ich hab dich übrigens auch nur aufgezogen. Du hast gar keinen Bauch. Du siehst richtig super aus! Ich mag übrigens deine neue Frisur!«

Meine neue Frisur? Welche Frisur? Ach ja, ich war letzte Woche beim Friseur gewesen und hatte mal wieder etliche Zentimeter meiner überschulterlangen braunen Haare abschneiden lassen. Wenn meine Haare zu lang waren, lag ich nachts ständig auf Haarsträhnen, und das nervte.

»Äh … danke.« Das mit Leopold wurde mir jetzt doch zu flirty. Schnell wandte ich mich ab und wechselte das Thema. »Und, wie lief es diese Woche in der Apotheke?«, fragte ich Pia.

Die grinste breit. »Hochzeitsfotos, Hochzeitsfotos, Hochzeitsfotos!«, sagte sie. »Sonja ist aus den Flitterwochen zurück. Sie bringt täglich neue Bilder mit und hält sie jedem unter die Nase, der sie sehen will. Oder auch nicht sehen will. Mittlerweile habe ich so viele Fotos von der Feier gesehen, dass ich langsam glaube, ich wäre dabei gewesen! Selbst Ariv wird nicht verschont. Gestern wurde er ganz blass, als Sonja aus der Mittagspause kam und rief: Der Hochzeitsfilm ist da!«

Gabriel und ich lachten.

Pia arbeitete in einer kleinen Apotheke in der Innenstadt, und ich kannte ihre beiden langjährigen Kolleginnen Sonja und Adriana recht gut. Wir waren schon öfter zusammen feiern gewesen oder hatten gemeinsam Veranstaltungen besucht. Nur Ariv, den neuen Apothekenleiter, der erst seit fünf Wochen im Team war, kannte ich noch nicht. Angeblich war er sehr nett, Pia mochte ihn viel lieber als ihre alte Chefin.

»Armer Ariv«, sagte ich. »Der Mann genießt mein Beileid. Sonja kann sehr … nun ja … überzeugend sein, wenn sie in Schwung ist.«

»Gnadenlos, das richtige Wort ist gnadenlos«, sagte Pia grinsend. »Nein. Spaß beiseite. Ich mag Sonja. Und ob du es glaubst oder nicht – ich habe mir auch ihre Hochzeitsfotos gern angeguckt. Ein Wahnsinns-Aufriss! Man kann sich das nur vorstellen, wenn man es in allen Details gesehen hat! Ich wusste gar nicht, dass man so opulent heiraten kann! Die Hochzeiten, auf denen ich bisher war, waren offenbar alle low budget. Alles war perfekt – sogar das Wetter. Keine Selbstverständlichkeit bei einer September-Hochzeit.«

»War es noch aufwendiger als bei deiner Großcousine?«, fragte ich interessiert.

Pia lachte. »Aber ja! Mir ist jetzt klar, dass Julia ein total bodenständiges, bescheidenes Fest gefeiert hat.«

»Bodenständig? Im Gegensatz zu den anderen Hochzeiten der letzten Jahre fand ich es ganz schön üppig«, sagte Gabriel. »Sie hat immerhin groß gefeiert. Den ganzen Gasthof gemietet, eure Riesen-Verwandtschaft eingeladen, überall waren Blumen, und die beiden hatten sich schwer in Schale geschmissen. Was will man denn noch?«

»Na ja«, sagte Pia. »Bei Sonja war alles ein paar Nummern größer. Sie hatte nach der standesamtlichen Trauung noch eine freie Zeremonie im Garten des Schlosshotels. Mit üppiger, weißer Blüten-Deko von dieser Edel-Floristin am Dom, mit einem Streichquartett von der Musikhochschule und mit einer Freiluft-Cocktailbar. Und sie hatte außerdem …« Pia grinste plötzlich. »… vier perfekt ausstaffierte Bilderbuch-Blumenmädchen über eine Agentur gebucht.«

»So etwas gibt es?«, warf Gabriel fassungslos ein.

Pia nickte. »Gefeiert haben sie dann im Schlosshotel. Über zweihundert Gäste. Alle in Schwarz-Weiß gekleidet. Nur Sonja trug ein opulentes, knallrotes Kleid. Nein, halt, ich korrigiere: Sie trug zwei knallrote Kleider. Ein total üppiges, langes Designer-Hochzeitskleid für die Trauungen und ein scharfes, kurzes Cocktailkleid für den Abend.«

»Klingt ja wahnsinnig!« Leopold schüttelte fassungslos den Kopf. »Das muss doch ein Vermögen gekostet haben!«

»Klar«, sagte Pia ungerührt. »Und ich bin noch nicht fertig. Es gab drei Profi-Fotografen und absolutes Fotoverbot für die Gäste! Bewahre, dass jemand ein hässliches Bild vom Brautpaar produziert! Ein Fotograf hat sich auf die Gäste konzentriert, einer hat den ganzen Tag das Brautpaar im Visier gehabt, ein dritter hat gefilmt. Ein Pianist hat während des Dinners gespielt, eine Band dann nach Mitternacht. Das Dinner hatte sieben Gänge, alle ebenfalls in Schwarz-Weiß. Nach Sonnenuntergang gab es ein Riesen-Feuerwerk. Und natürlich sind sie in einer weißen Limousine mit Chauffeur in die Flitterwochen gerauscht – und auf die Seychellen geflogen, wo sie vier Wochen lang in einem Luxus-Resort einen Bungalow mit eigenem Pool und Badesteg bewohnt haben. Hm, habe ich noch was vergessen?«

»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Haben sie ein paar Promis einfliegen lassen? Oder haben die Gäste irgendwelche absurden Ideen gehabt? Gab es von denen auch ein paar ausgefallene Aktionen?«

Pia schüttelte den Kopf. »Nein, Sonja und ihr Mann wollten das nicht. Stand schon in der Einladung: ›Von Spielen und anderen Beiträgen zu unserer Feier bitten wir abzusehen.‹ Sonja hatte wohl Angst, dass ihre durchgestylte Feier mit unprofessionell gespielten Sketchen zerstört werden könnte.«

»Klingt ziemlich egozentrisch und reichlich durchgeknallt, wenn du mich fragst.« Gabriel zog mein mittlerweile halb geschmolzenes Mango-Eis zu sich heran und aß noch einen Löffel. »Gut, dass Julia gleichzeitig geheiratet hat! Dafür musste ich mir wenigstens keinen neuen Anzug kaufen. Ich konnte einfach meinen blauen anziehen.«

Pia seufzte. »Im Nachhinein hätte ich den ganzen Zirkus schon gern gesehen«, gab sie zu. »Den Bildern nach war es absolut außergewöhnlich. Adriana kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus!«

»Wundert mich nicht«, sagte Gabriel und sah auf einmal aus, als hätte er in eine Zitronenscheibe gebissen. Adriana war nämlich nicht nur Pias Kollegin, sondern außerdem Gabriels Ex-Freundin. »Adriana hatte schon immer einen Hang zum Luxus. Ich schätze, dass sie sich ihre Hochzeit ähnlich vorstellt. Nur noch aufwendiger.«

Ich fand ja eigentlich, dass Gabriel Adriana dankbar sein sollte, schließlich hatte er Pia nur kennengelernt, weil Adriana mit ihm Schluss gemacht hatte.

Als Gabriel Adrianas Klamotten damals aus seiner Wohnung in die Apotheke gebracht hatte, hatte er dort zufällig Pia statt Adriana angetroffen. Pia hatte ihm seine...