: Hera Lind
: Das Superweib Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426445952
: 1
: CHF 5.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 470
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Wir haben soeben Ihre Scheidung eingeleitet! War das nicht in Ihrem Sinne?« - Ich brauchte ungefähr elf Sekunden. »Doch«, sagte ich dann. »Jetzt, wo Sie mich drauf bringen ...«Franziska hat die Nase voll: Während ihr kreativer Gatte in der Karibik TV-Serien dreht, sitzt sie mit ihren kleinen Söhnen zu Hause herum. Doch dann schreibt sie sich den Ehefrust von der Seele - und landet damit unter dem Autorenpseudonym Franka Zis einen Bestseller! Auf einmal kann sich Franziska alles leisten, was sie sich wünscht: ein schönes Haus ... und eine noch schönere Scheidung. Außerdem treten ein paar ausgesprochen interessante Männer in ihr Leben. Dummerweise kommt aber auch einer zurück - ihr Ex-und-hopp-Gatte nämlich. Und der ist wild entschlossen, den Roman einer gewissen Franka Zis zu verfilmen ...Charmant, frech und voller Esprit: Der Bestseller von Hera Lind!

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Als ich gerade so richtig schön in Fluss gekommen war, es ging gerade auf Mitternacht zu, rief überraschend Enno Winkel an. Er hatte vermutlich deshalb eine so späte Uhrzeit gewählt, weil er endlich mal in Ruhe mit mir telefonieren wollte. Vielleicht fühlte er sich auch nur einsam. Seine Mutter war bestimmt schon im Bett.

»Hallo«, lallte ich erfreut.

»Störe ich Sie, oder können wir uns mal über Ihre Scheidung unterhalten?«

»Sie stören überhaupt nicht! Ich mache gerade ein paar Aufzeichnungen über meine Ehe! Das wollten Sie doch!«

»Ich habe interessante Neuigkeiten«, sagte Enno. »Wilhelm Großkötter betreffend?« Ich stellte die Schreibmaschine ab.

Enno Winkel erläuterte mir, dass Wilhelm Großkötter sich nun auch einen Anwalt genommen habe, was man ihm nicht verdenken könne.

Dieser Anwalt sei übrigens ein prima Kumpel von ihm, Hartwin Geiger, die Beiden gingen regelmäßig zusammen in die Sauna, immer dienstags.

Sofort stellte ich mir vor, wie Enno Winkel mit seinem Kumpel im Whirlpool hockte und ihm von seiner allerdämlichsten Mandantin berichtete, die aus Versehen die Scheidung eingereicht hatte, obwohl sie eigentlich nur Schwarzgeld in eine Immobilie stecken wollte! Das dumme goldige Frauchen, hahaha!

Der Kollege brach daraufhin vor Begeisterung in schallendes Lachen aus.

Sich auf die nackten Schenkel schlagend, hatten sie dann, immer noch geschüttelt von kaum zu unterdrückenden Lachanfällen, das Handtuch geschultert und die Badeschlappen von sich gestreift, um Arm in Arm den nächsten Saunagang anzutreten. Wahrscheinlich lag es am Rotwein, aber ich sah es plötzlich deutlich vor mir.

»O.K.«, sagte ich, »also was sagt Ihr Kollege?«

»Ihr Gatte …«

»Lassen wir den Gatten beiseite«, schlug ich jovial vor.

»Also, äm, Herr … Großkötter … Will sagen … Will Groß … hat mit seinen letzten beiden Filmen einen beträchtlichen … einen sehr beträchtlichen … Betrag …«

»Ja …«, fragte ich erwartungsvoll.

»Es müssen überraschende Erfolge gewesen sein, gleich drei Vorabendserien hintereinander …«

»Ja, und?«, fragte ich geldgierig. »Na? Sagen Sie bloß, es kommt unterm Strich was für mich dabei raus.«

»Ja, also … schon«, sagte Enno Winkel. »Aber Sie wollen mir doch nicht weismachen, Sie hätten von dem Zugewinn nichts gewusst!«

Wie das klang! Als wäre ich ein berechnendes Weib, das mit der Scheidung solange wartet, bis der Ehemann ein paar Millionen gemacht hat, und dann kalt lächelnd nach Paragraph Sowieso aus dem bürgerlichen Strafgesetzbuch drei Siebtel davon abkassiert!

»Lieber Herr Doktor Winkel«, hob ich an und leerte den Rest der Flasche in mein Rotweinglas, »der Gedanke an eine Scheidung von meinem Gatten kam mir just in dem Moment, als Sie mich davon informierten! Das Wort Zugewinn hatte ich bis dahin noch nie gehört! Was ich bezwecke, ist eine friedliche Scheidung! Ohne schmutzige Wäsche und das ganze Gezerre um Geld.«

»Aha«, sagte Enno Winkel. »Dann wird es Sie ja nicht weiter interessieren, was Ihr Gat… Herr Großkött… Will Groß… für Einspielergebnisse erzielt hat.«

»Doch«, sagte ich, »jetzt wo Sie mich drauf bringen …