: Hera Lind
: Schleuderprogramm Roman
: Diana Verlag
: 9783641014711
: 1
: CHF 8.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 400
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Vom Schonwaschgang ins Schleuderprogramm
Als gefeierte Operndiva schwebt Ella auf rosa Wolken. Familie, Erfolg, Traumfigur - sie hat alles! Doch plötzlich gerät ihr traumhaftes Leben ins Schleudern. Wegen einer Sekundenentscheidung, die das Herz ihr diktiert, lässt sie eine Premiere sausen und steht plötzlich vor dem Karriereaus. Und schlimmer noch: Bald muss sie feststellen, dass rein gar nichts traumhaft ist: die Konten leer, der Gatte über alle Berge, und Freunde muss sie sich erst verdienen ... Ohne Netz und doppelten Boden landet Ella mit beiden Beinen im richtigen Leben und meistert ungeahnte Herausforderungen.

Die Opernsängerin Ella Herbst hat alles im Griff: ihre Karriere, ihre zwei Kinder, ihren Mann Felix. Bis ihr Großvater plötzlich Betreuung braucht und Ella unfreiwillig eine Schaffenspause einlegen muss. Und tatsächlich geht von diesem Moment an alles schief. Die sehr viel jüngere Russin Krasnenko übernimmt Ellas Rolle auf der Bühne - und wird gefeiert. Felix ist bedenklich oft geschäftlich unterwegs und tröstet Ella mit einem halbherzigen 'Das wird schon wieder'. Ella glaubt ihm. Auch dann noch, als sie feststellt, dass kein einziger Cent mehr auf den Konten ist. Erst als der Gerichtsvollzieher ihr gesamtes Hab und Gut konfisziert, weiß Ella, dass ihre Existenz auf dem Spiel steht. Endlich siegt ihr Lebensmut und sie nimmt mit Herz und Verstand ihr Leben selbst in die Hand.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Seit einigen Jahren schreibt sie ausschließlich Tatsachenromane, ein Genre, das zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Mit diesen Romanen erobert sie immer wieder die SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrem Mann in Salzburg, wo sie auch gemeinsam Schreibseminare geben.

33 (S. 358-359)

Genau in dem Moment schiebt sich in riesiger Blumenstrauß zur Tür herein, und hinter dem Wahnsinnsgebinde der Mann, den ich seit Wochen sehnsüchtig erwarte. Mister Pringles. Der alte Amerikaner nimmt seinen Cowboyhut vom Kopf und ruft erst mal laut und erfreut »Achim!«, bevor er mich herzlich umarmt. »Mister Pringles!«, krächze ich, immer noch völlig unter Schock über die plötzlichen Ereignisse.

»Herzlich willkommen zu Hause!« Ich sinke an des gütigen Multimillionärs Brust, wo mich die Blumen in der Nase kitzeln. In meinem Kopf spielt sich eine märchenhafte Vorstellung von unserer Hochzeit ab: Ich in einem Traum aus weißer Seide, er in seinem edelsten Cowboydress, reiten Seite an Seite durch die Wüste, und die jubelnde Menge wirft nicht Reis, sondern Pringles-Chips. Die Pferde haben Chipstüten am Schwanz, auf denen »Spicy«, »Hot« und »Crispy« steht. Nie wieder Geldsorgen. Nie wieder. Ich bin eine Milliardärsgattin. Wir baden in Chips, wie Onkel Dagobert springen wir vom Dreimeterbrett hinein.

Allein die Vorstellung macht mich ganz schwach vor Sehnsucht. Aber dann fällt mir ein, dass ich Mister Pringles gar nicht liebe. Ich werde mich schon überwinden, einen dicken alten Texaner zu lieben, nehme ich mir ganz fest vor. Das kann doch nicht so schwer sein. Aber dann fällt es mir siedend heiß ein: Ich bin ja schon verheiratet. Mit einem Mann, den ich wirklich liebe. Der nur leider spurlos verschwunden ist. Immerhin hat er nicht den Scheck. Er hat nicht den Scheck!!! Ich habe es gewusst! Ich könnte vor Erleichterung heulen! Ich sehe zu Mister Pringles auf und blinzle, um den Tränenschleier vor meinen Augen loszuwerden.

Mann, bin ich erleichtert. Alles wird gut. Ich hätte mir gar keine Existenzsorgen machen müssen. Wenn ich jetzt das Haus an Mister Pringles verkaufe, kann ich meine restlichen Schulden … Mein Gesicht prickelt, und meine Armbewegungen sind deutlich ungestümer, als ich wollte. Der Bezirksrichter beobachtet unsere Wiedersehensszene mit wachsendem Erstaunen. »Ich hätte da noch einen Brief für Sie«, brummt er und macht sich mit zitternden Fingern an seiner Hosentasche zu schaffen. »Oh, well, das ist genial, dass der Notar auch schon hier ist«, zieht Mister Pringles ganz falsche Schlüsse, »dann können wir … Horst … das Unvermeidliche ganz schnell über die Bühne bringen, bevor wir uns der Achim großen Festspielbühne zuwenden …«

»Ach so«, sagt der Bezirksrichter. Er sieht etwas verlegen aus und stopft den Schrieb wieder in seine Gesäßtasche. Mich wundert es etwas, dass der Bezirksrichter seine amtlichen Dokumente in der Gesäßtasche mit sich herumträgt, aber er ist halt immer wieder für Überraschungen gut. »Aber wenn ich Ihnen in dieser Angelegenheit behilflich sein kann …« Er steckt die Hände in die Hosentaschen und schaut fragend von einem zum anderen. »… Ich kann Ihnen gern assistieren, aber absegnen muss das Ganze ein Notar.« »Ähm, wollen wir nicht erst einen Horst Tee trinken«, räuspere ich mich verlegen, »oder Achim Kaffee, der Kuchen ist nämlich noch warm«, lache ich die Herren freundlich an.
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