: Claudia Romes
: Dana Mallory und das Haus der lebenden Schatten
: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
: 9783522654005
: 1
: CHF 10.70
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Magische und mysteriöse Spannung für Kinder ab 10! Dana ist genervt: Die Ferien bei Tante Meg im englischen Nirgendwo verbringen? Langweilig! Doch das alte, ehrwürdige Haus, in dem sie wohnt, ist nicht das, was es zu sein scheint. Als plötzlich die Gemälde anfangen zu sprechen, Türen einfach in den Wänden verschwinden und Dana auch noch Stimmen hört, die ihren Namen rufen, ist ihr Entdeckergeist geweckt. Nach und nach wird Dana klar, dass das Geheimnis um Mallory Manor mehr mit ihrem Schicksal zu tun hat, als sie ahnt ...

Claudia Romes wurde 1984 als Kind eines belgischen Malers in Bonn geboren. Sie war schon immer eine begeisterte Leserin und liebte es, in fremde Welten einzutauchen. Mit neun Jahren begann sie, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und fasste den Entschluss, eines Tages Schriftstellerin zu werden. Heute lebt die Autorin mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in einem kleinen Dorf in der Vulkaneifel.

Sinnestäuschungen


»Ist es nicht beeindruckend?«, schwärmte Dad, nachdem er das Auto vor dem schmiedeeisernen Tor geparkt hatte.

»Absolut«, murrte ich. »Ich hab selten einen so verrosteten Zaun gesehen.«

»Das ist Kunst, Dana. Kunst!«

»Klar.« Widerwillig nahm ich die Kopfhörer ab, aus denen noch laut Musik tönte, und befreite mich vom Anschnallgurt. »Was sollte es auch sonst sein?«

Dad stieg aus dem Wagen, stellte sich vor das Tor und sah auf das ehrwürdig wirkende Gebäude, das dahinter auf einem Hügel thronte. Seine Augen funkelten fasziniert. »Da sind wir also!« Er drehte sich halb zu mir um. »Du glaubst gar nicht, wie viel es mir bedeutet, mit dir hier zu sein.« Seufzend wischte er sich eine Freudenträne aus dem Augenwinkel. »Nach all den Jahren stehen wir endlich gemeinsam davor.«

»Ja, ich kann’s kaum glauben.«

Dad achtete nicht auf meine miese Stimmung. Was auch besser war, denn eigentlich hatte ich ja vorgehabt, den Aufenthalt hier durchzuziehen – ohne zu jammern. Aber aus irgendeinem Grund musste ich mich ständig an meinen Plan erinnern. Dabei war doch alles genau wie in einer dieser Reisebroschüren, die immer die Vorzüge des englischen Nordens hervorheben: ein einsam gelegenes, altes Haus auf einem Hügel, umgeben vom Hochlandmoor. Krähen, die krächzend darüber ihre Kreise ziehen, und ein undurchdringlicher Nebel, der über die Zufahrt wabert.

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Nein, ich wusste beim besten Willen nicht, warum mir die Lust auf Urlaub bereits vergangen war, bevor ich überhaupt einen Fuß ins Schloss gesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte mich das Mallory-Gen einfach nicht erwischt. Das Gen, das für die ultimative Familienzugehörigkeit verantwortlich war.

Schnaufend sank ich in den Sitz und sah zu Dad. Ich wollte ihn nicht enttäuschen.

Er grinste zufrieden. So unbekümmert hatte ich ihn lange nicht erlebt. »Der Geruch der alten Zeiten liegt noch immer in der Luft«, sagte er freudestrahlend.

Stirnrunzelnd hielt ich meine Nase aus dem offenen Autofenster.

»Ich spreche von der Geschichte unserer Familie, die dieses Haus umgibt«, klärte er mich auf.

Jetzt verstand ich, was er meinte. Ich lächelte schief und nickte.