: Ina von Hochried
: Romantische Bibliothek - Folge 25 Wen liebst du, kleine Baroness?
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732527175
: 1
: CHF 0.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit dem neuen Verwalter Arno Berg bleibt dem Baron von Groning nichts anders übrig, als geschlagen das Feld zu räumen. Wütend steigt er in die Kutsche zu seiner Verlobten und treibt die Pferde mit heftigen Peitschenhieben an. Baroness Regine stößt spitze Angstschreie aus, als das Gefährt in halsbrecherischem Tempo über den holprigen Weg hinwegdonnert. Da geschieht, was geschehen muss: In einer Kurve verlieren die Räder den Bodenkontakt, die Kutsche kippt um, und Regine von Wilmenau wird hart auf die staubige Straße geschleudert.

Al die Baroness ihren Blick hebt, schaut sie geradewegs in die sanften Augen des neuen Verwalters, der sofort zur Stelle ist, um ihr aufzuhelfen. Das darf doch nicht wahr sein! Ausgerechnet Arno Berg, der Erzfeind ihres Verlobten, reicht ihr die Hand! Stolz wirft Regine den Kopf zurück und steht ohne seine Hilfe auf. Nein, denkt sie entschlossen, sie hat zu ihrem Verlobten zu stehen! Dabei bröckelt Regines innerer Widerstand schon längst ...

„Du hast keine Lust mehr? Dir ist das Leben hier zu hart? Du willst kneifen, mein Junge?“, fragte der alte Graf von Elberspergg lauernd.

„Ich will nicht kneifen, Vater. Ich möchte nur, dass … Kurz gesagt: Ich sehne mich nach der Heimat. Das mag in deinen Ohren lächerlich klingen, aber es ist so. Ich habe immer mehr das Gefühl, als müsse ich hinüber. Es ist wie ein Zwang, wie ein Ruf, der mir in den Ohren gellt. Die Heimat ruft mich, und ich muss sie finden.“

„Du kennst deine Heimat gar nicht, Arno. Mit vier Jahren hast du sie verlassen. Ein Jahr zuvor haben wir unser Gut schon aufgeben müssen. Wie also kann die Heimat dich rufen?“

„Heimat – das ist die Erde, das Schloss. Das ist der Hof, das sind die Menschen dort. Unsere Vorfahren haben für diese Erde gekämpft und sie bewirtschaftet. Haben wir das Recht, das alles ein für alle Mal aufzugeben?“

„Die Heimat will von uns nichts wissen“, beharrte der alte Graf. „Sie hat uns dementsprechend behandelt.“

„Vater, du bist verbittert.“

„Jawohl, das bin ich! Und deshalb werde ich meinen Fuß nie mehr auf den Boden dort drüben setzen. Ganz abgesehen davon, dass heute andere Leute auf unserem Hof sitzen. Irgendwelche Fremde! Vielleicht haben sie das Gut sogar aufgeteilt, vielleicht existiert es gar nicht mehr. Nein, Junge, ich bleibe. Hier ist meine Heimat, hier habe ich die Kraft meines Lebens investiert, den Boden mit meinem Schweiß gedüngt, und diesem Boden habe ich die sterbliche Hülle deiner Mutter anvertraut. Dort drüben ruht sie, Arno, vergiss das nicht.“

„Ich vergesse es nicht, Vater. Ich respektiere das. Trotzdem solltest du mir zugestehen, dass ich meine eigene Meinung zu den Dingen habe.“

Der Graf war Arno nicht böse, dazu hatte dieser viel zu sehr mitgearbeitet und geholfen. Arno war ein echter Elberspergg, hart, willensstark, ein Kämpfer, der keine Scheu und kein Verzagen kannte. Er war jung, mit seinen dreiunddreißig Jahren hatte er noch das Recht, irgendwelchen Ideen und Idealen nachzujagen. Man durfte ihm das nicht restlos rauben.

„Hör zu, mein Junge“, fing der alte Graf nach einer Weile von Neuem an. „Warten wir die Ernte ab. Dann sollst du, in Gottes Namen, nach Deutschland gehen.“

„Vater, ich danke dir!“, rief Arno freudig überrascht.

„Danke mir nicht zu früh“, wehrte der alte Graf ab. „Denn ich knüpfe zwei Bedingungen an die Reise. Erstens: Nach vier Monaten spätestens kommst du zurück. Wenn dann deine Meinung von der Heimat noch ungebrochen ist, wollen wir weitersehen. Zweitens: Ich bezahle dir die Reise und bewillige dir ein Zehrgeld – mehr nicht. Du sollst die Heimat, von der du so sehr schwärmst, nicht als Urlauber kennenlernen. Nur so weißt du am Ende wirklich, wie sie tatsächlich ist. Das sind meine Bedingungen.“

„Ich nehme mit Freuden an, Vater!“

„Das habe ich mir gedacht“, brummelte der alte Graf, und im Innern war er stolz auf seinen Sohn.

***

Die Ernte ging vorüber. Sie brachte zwar e