: G. F. Unger
: G. F. Unger Sonder-Edition 176 Und alle jagten Kellahan
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732588770
: 1
: CHF 1.60
:
: Spannung
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Und alle jagten Kellahan

Ben Kellahan zieht unheimlich schnell. Aber seine Gegner halten ihre schussbereiten Revolver schon in den Händen. Er wird zweimal getroffen. Schwankend feuert er zurück und erwischt den kleineren der beiden Revolverschwinger. Er sieht, wie der Mann zusammenbricht. Dann zuckt das Mündungsfeuer des zweiten Killers auf ihn zu. Wieder spürt er den Einschlag einer Kugel. Es wird dunkel vor seinen Augen. In seinem Körper ist ein dumpfer Schmerz, und bevor er die Besinnung verliert, denkt er mühsam:Das also ist das Sterben ...

Es sind vier gute Pferde, die Ben Kellahan in Toril verkauft, aber er erhält dennoch nur hundert Dollar vom Agenten der Postlinie dafür – und auch nur deshalb, weil die Apachen wieder einmal eine der wenigen Postkutschen überfallen haben und dringend Ersatzpferde gebraucht werden.

Doch hundert Dollar sind in dieser miesen Zeit so kurz nach dem Krieg fast so groß wie hundert Wagenräder.

Toril, so heißt der kleine Ort dicht bei der Sonora-Grenze, und Toril bedeutet soviel wie »Stier-Zwinger« oder »Stier-Corral«.

Als Ben Kellahan mit dem Geld in der Tasche aus der Hofeinfahrt des Wagenhofes der Post- und Frachtlinie tritt, trifft er auf zwei hartgesichtige Burschen.

Man sieht ihnen noch an, dass sie mal Cowboys waren wie er – doch das ist gewiss schon eine lange Zeit her.

Jetzt gehören sie zu einer anderen Sorte, und diese Sorte ist übel.

Einer sagt zu ihm: »Zwanzig Dollar, mein Bester. Gib sie her.«

Er streckt nicht die Hand verlangend aus – nein, er wartet wachsam. Er und sein Partner haben ein hartes Funkeln in ihren Augen. Ben Kellahan lässt sich Zeit.

Er hat die Rechte in der Hosentasche, und er hält dort die fünf Zwanzigdollarstücke fest – fünf Goldstücke, die der Postagent seufzend aus einem Tresor geholt hat.

»Ich bin euch nichts schuldig«, sagt Ben Kellahan endlich.

Er ist ein großer, sehniger und hagerer Bursche, und auf eine dunkle Art wirkt er still und zurückhaltend, aber doch wie ein fertiger Mann, der längst seine Lektionen lernen musste.

Sie grinsen zu seinen Worten, aber es ist nicht die geringste Spur von Freundlichkeit in ihrem Grinsen – eher schon eine unverhüllte Drohung.

»Du bist fremd hier, Hombre«, sagt der Sprecher. »Deshalb will ich es dir genau erklären. Dies ist ein schlechtes Land mit bösen Menschen. Und selbst in dieser Stadt ist man nicht sicher vor ihnen, besonders wenn man so allein und fremd ist und hundert Dollar in der Tasche trägt. Dann kann einem eine Menge passieren. Siehst du, Bruder, das alles wäre schlimm, wenn wir nicht unsere gemeinnützige Vereinigung gegründet hätten, die all denen Schutz gibt, die eines solchen auch bedürfen. Du bist solch ein Fall. Aber das kostet natürlich einen winzig