: Hans-Joachim Wildner
: Biker Day
: Elektronik-Praktiker
: 9783947167845
: 1
: CHF 3.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 412
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eike Wolf ist Polizist und liebt seinen Beruf. Gerne wäre er Kriminalkommissar geworden, doch seine Eigenmächtigkeiten finden bei Vorgesetzten wenig Anklang. Als er gegen ein Mitglied des niedersächsischen Landtags wegen fahrlässiger Tötung und Fahrerflucht ermittelt, bekommt er den Einfluss der politischen Macht zu spüren und wird in den beschaulichen Harzort Altenau versetzt. Doch er gibt nicht auf und stößt bei seinen Recherchen auf Drogenmissbrauch in höchsten Kreisen. Als ungewöhnlich viele Biker im Harz verunglücken, glaubt Wolf nicht mehr an Unfälle. Sein Verdacht bestätigt sich, als plötzlich Videoaufzeichnungen davon auftauchen. Wer hat es auf unschuldige Motorradfahrer abgesehen? Und warum? Steckt eine Aktivistengruppe, die sich »Raserfreier Harz« nennt, dahinter oder verfolgen skrupellose Politiker damit eigene Ziele? Eike, selbst ein passionierter Biker, hat eine schreckliche Vorahnung. Weitere Anschläge geschehen und scheinbar kann sie niemand verhindern. Dann rückt der Human Biker Day näher, wo Hunderte Motorradfahrer an einer Benefiz-Ausfahrt teilnehmen. Eine Katastrophe bahnt sich an.

Hans-Joachim Wildner wurde 1949 in Bad Lauterberg im Harz geboren, wo er heute noch mit seiner Frau lebt. Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit als Konstrukteur im Maschinenbau fand er die Muße, sich intensiv dem Schreiben zu widmen und hat darin eine neue Erfüllung gefunden.

Mittwoch, 22. August 2017


Herzberg, Amtsgericht

»Darfst du da einfach so hineinfahren?«, fragte Stella, als ihr Vater an dem Hinweisschild zum Parkplatz vor dem Herzberger Schloss vorbeifuhr und geradewegs durch die Tordurchfahrt lenkte.

»Einfach so nicht, aber für dich mach ich das«, sagte er und fuhr auf den Innenhof des Schlosses. »Sei unbesorgt, für Behinderte ist das erlaubt«, erklärte er ihr, als er vor dem Eingang zum Amtsgericht anhielt. Sven sprang sofort aus dem Auto. »Warte einen Moment«, hielt Stellas Vater ihn zurück. »Ich seh erst einmal nach, in welchem Raum die Verhandlung stattfindet.« Er stieg ebenfalls aus, ging die Eingangsstufen hinauf und verschwand in dem Gebäudetrakt. Nach wenigen Minuten kehrte er zurück. »Ich habs mir schon gedacht. Wir müssen in den ersten Stock«, sagte er und öffnete die Kofferraumklappe. Sven beugte sich zu Stella ins Auto. Sie legte Ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor er sie aus dem Sitz hob.

»Ich bin unheimlich aufgeregt«, flüsterte sie ihm ins Ohr.

»Ich auch«, gestand Sven. »Ich habe eine Stinkwut auf die und weiß nicht was ich tue, wenn die mir von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Ich werde mich überwinden müssen, denen nicht vor die Füße zu spucken.«

»So kenn ich dich ja gar nicht«, sagte Stella. »Versprich mir, locker zu bleiben.«

Er drückte sie fest an sich und vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter. »Ich werde denen niemals vergessen, was sie dir angetan haben«, sagte er. »UNS angetan haben«, ergänzte er.

»Vertrau dem Staatsanwalt, das soll ein scharfer Hund sein. Er wird denen schon zeigen, wo der Hammer hängt.«

»Du hast recht. Außerdem liegt für mich der Fall klar auf der Hand, so wie du jetzt. Und dein Papa ist selbst Rechtsanwalt und vertritt dich mit der Schadensersatzklage. Er wird eine ordentliche Entschädigung herausholen. Was soll da schief gehen?« Er lächelte sie an.

Stellas Mutter ging voraus und hielt die Türen für Sven mit Stella und ihren Mann auf, der den zusammengeklappten Rollstuhl vor sich her trug.

Auf dem oberen Flur setzte Sven seine Freundin in den Rollstuhl zurück und schob ihn in den Gerichtssaal. Sven ging einige Schritte auf den knarzenden Dielen hinein, blieb stehen und sah sich um. Sein Herz schlug schneller, als er den bärtigen Mann in Motorradkluft auf der Anklagebank erblickte. Er tuschelte mit seinem Verteidiger, hielt inne und schielte kurz herüber. Sven erkannte in seinem Gesicht keinerlei Anzeichen von Betroffenheit beim Anblick der jungen Frau im Rollstuhl, deren Schicksal er zu verantworten hatte. Der Mann wandte sich erneut zu seinem Anwalt und setzte das Gespräch mit ihm fort. Auf dem Rückenteil seines T-Shirts protzte ein rundes Emblem mit dem Schriftzug »Vulcan Recken«. Ein solches Abzeichen hatte Sven noch nirgends gesehen. In der ersten Reihe der Besucherstühle hatten vier weitere Männer in Motorradkutte Platz genommen. Sven fand es provozierend, zu diesem Prozess in derartiger Aufmachung zu erscheinen. Ihr Anblick erinnerte ihn an wilde Rockerbanden, die in Film und Fernsehen ihr Unwesen trieben. Diese Banden nahmen sich viele Motorradfans sicher zum Vorbild. Er warf ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu und schob Stella absichtlich dicht an ihnen vorüber. Sie schienen den Blickkontakt zu meiden und schauten zur Seite. Stellas Mutter begab sich in die zweite Besucherreihe, wo bereits z