: Jacques Berndorf
: Eifel-Kreuz Der 13. Siggi-Baumeister-Krimi
: Grafit Verlag
: 9783894258092
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 315
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der 13. Band der Eifel Serie Wer kreuzigt einen 18-Jährigen? Nachdem Siggi Baumeister die Leiche Sven Dillingers gesehen hat, lässt ihn diese Frage nicht mehr los. Bei der Suche nach einer Antwort trifft er auf Menschen, die ohne den Glauben an die Kirche hilflos wären, und auf solche, die dieser Glaube zerstört. Doch dem Mörder begegnet er nicht ...

Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den 'stern' und den 'Spiegel', bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete. Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz. Außerdem lieferbar: Die Raffkes und Der Kurier (beides Politthriller).

Zweites Kapitel


Ich musste irgendetwas Erschreckendes geträumt haben, denn ich wurde blitzartig wach und saß schnell atmend aufrecht. Ich konnte mich nicht erinnern, was für ein Traum mich geplagt hatte, aber an weiteren Schlaf war nicht zu denken. Es war zehn Uhr und mein Kater kratzte an der Schlafzimmertür.

Wie Gott mich geschaffen hatte, lief ich in die Küche hinunter und setzte Kaffee auf, heute sogar mit Pulver. Als ich anschließend die Vorhänge vor der Terrassentür aufzog, fiel mein erster Blick auf seine Schuhe. Die Schuhe, die er am häufigsten trug, die, die angeblich atmeten und die ich heimlich seine Angriffsschuhe nannte.

Ichöffnete die Tür.»Willst du einen Kaffee?«

»Wäre nicht schlecht«, antwortete Rodenstock träge und streckte sich auf dem Liegestuhl.

»Kognak? Bitterschokolade?«

»Wäre noch besser.«

»Eine Zigarre habe ich nicht.«

»Aber ich.«

Ich rannte zurück ins Schlafzimmer, zog mir etwas an, verzichtete auf weitere Verschönerungen und konzentrierte mich auf die Gastgeberrolle. Schließlich saßen wir uns gegenüber und er vollzog sein ganz persönliches Ritual: Kaffee, Bitterschokolade, Kognak. Und er hielt ein brennendes Streichholz an die Zigarre.

Nach dem ersten Zug räusperte er sich.»Ich weiß nicht, ob ich michüberhaupt einmischen soll. Vielleicht bin ich längst zu alt.«

»Und deshalb hockst du auf meiner Terrasse und machst dir Gedanken um diesen mysteriösen Fall?«

»Du machst dich lustigüber mich.«

»Nein, mache ich nicht. Wo fangen wir an?«

Er grinste.»Wir sollten uns aufteilen. Ich nehme die junge Frau, du den jungen Mann. Irgendwo muss es eine Nahtstelle geben. Emma sagte heute Morgenübrigens, wir sollten uns raushalten. Ich solle endlich das Alter genießen und, davon abgesehen, hätte ich gar keinen Draht zur Jugend von heute.«

»Daraufhin warst du beleidigt.«

»Selbstverständlich.« Er nippte an dem Kognak.»Und damit es wirkt, habe ich das Haus wütend verlassen.«

»Doch du rechnest nicht damit, dass es wirkt?«

»Nein.«

Wir schwiegen. Ich stand auf und fütterte meine Fische. Die Kröte, die jetzt im dritten Jahr bei mir zu Hause war und die ich Hulda getauft hatte, bekam etwas Besonderes: ein Stück altbackenes Brötchen, Sechskorn, sauber zerrissen und zwischen die Schilfstängel geworfen. Sie würde sich nicht bewegen, ich würde sie nicht zu Gesicht kriegen, aber sie war da. Spätestens am Abend würde sie sich melden und danke quaken.

»Was ist mit der Möglichkeit, dass die Autos zufällig nebeneinander geparkt wurden?«, fragte ich.

»Das habe ich auch in Betracht gezogen. Aber dieser Parkplatz ist im Grunde kein Parkplatz, er ist das Ende eines Waldwegs, der nicht mehr benutzt wird. Zufällig gerät niemand dorthin. Und der Junge hing im Haus daneben an seinem Kreuz und war mausetot.«

»Meinst du, dass diese Gabriele auch im Haus war?«

»Ich denke, dass wir davon ausgehen sollten.«

»Was ist, wenn jemand anderes die Autos gefahren hat? Die Türen waren nicht verriegelt und die Schlüssel steckten.«

»Auch das ist nicht auszuschließen. Ich werde mit Gabrieles Vater sprechen. Oder siehst du einen anderen Weg?«

»Für mich ja. Sven scheint ja wenig Zeit im Elternhaus verbracht zu haben. Es war von einer Clique die Rede. Ich würde gern etwasüber seine Freunde erfahren. Aber wer weiß etwas darüber?«

»Die Lehrer«, antwortete Rodenstock wie aus der Pistole geschossen.»Aber ob die etwas sagen? Das wird doch im Augenblick ein komplett aufgescheuchter Haufen sein: eine katholische Schule, von der ein Schüler gekreuzigt wurde…«

»Aber es muss jemanden geben, der weiterhelfen kann.«

»Die katholische Kirche«, entgegnete er fromm.

»Das ist nicht dein Ernst! Die ist schlimmer als jede Behörde. Das wird Tage dauern, ehe ich da jemanden an die Strippe bekomme, der mir Auskunft geben kann, ob es in ihrem Verein jemanden gibt, derüber die Schüler dieser Schule Bescheid weiß.«

»Du wirst doch wohl irgendeinen Menschen kennen, der sich auskennt!«

»Ja, stimmt, schon.«

»Du wirkst nicht gerade positiv. Suchst du einen Grund, die Geschichte nicht zu machen?«

»Könnte sein«, nickte ich.»Ich befürchte, wir müssen in menschliche Abgründe steigen, und das scheue ich im Moment. Aber wie auch immer: Fangen wir an.«

»Das ist brav«, grinste er.»BILD machtübrigens mit der Geschichte auf. Titel:Brutal: Tod am Kreuz. Plus Riesenfoto. Haupttenor: Deutschland– fassungslos.«

»Es gibt wohl jemanden, der genau das erreichen wollte.«

»Wir telefonieren.« Damit stand er auf und schlurfte zu seinem Auto. Er hatte den Kognak nicht ausgetrunken und an der Zigarre nur einmal gezogen. Vermutlich ging es ihm wie mir, vermutlich hatte er Angst.

Rodenstocks Ratschlag folgend, rief ich Dominik Graf an, Pastoralreferent in Daun, ein Hans Dampf in allen Gassen.

»Hast du zwei Minuten Zeit?«

»Habe ich. Ich rate mal: Es geht um den Gekreuzigten.«

»Richtig. Mich interessiert das Gymnasium dieses Ordens. Wer weiß da Bescheid? Wer kennt den Laden?«

Er lachte.»Du bist der Sechste heute, der mich das fragt.«

»Wie das?«

»Was denkst du? Deine ganze Branche steht auf der Matte und blockiert sämtliche Caritas-Stationen. Also, die Patres geben keine Auskunft, das ist schon mal sicher. Aber vielleicht kann dir Thomas Steil helfen. Der gibt an der Schule R