: Viola Maybach
: Auf Umwegen ins große Glück? Der neue Dr. Laurin 18 - Arztroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740961794
: Der neue Dr. Laurin
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Diese Serie von der Erfolgsschriftstellerin Viola Maybach knüpft an die bereits erschienenen Dr. Laurin-Romane von Patricia Vandenberg an. Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt. Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen. Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert. »Ich freue mich schon so auf meinen Geburtstag«, sagte Karin Holten. Ihre blauen Augen strahlten, sie war perfekt geschminkt, und ihre sorgfältig frisierten blonden Haare durchzogen erst wenige graue Strähnen. Wie immer war sie elegant gekleidet, auch zu Hause ließ sie sich nicht gehen. »Da sind wir endlich wieder einmal alle zusammen«, fuhr sie fort. »Wir haben Jan ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.« Sie warf ihrer Tochter Christina einen bedeutungsvollen, zugleich fragenden Blick zu. Christina, die die blonden Haare und das hübsche Gesicht ihrer Mutter geerbt hatte, aber eher sportliche Kleidung bevorzugte, tat, als hätte sie den Blick nicht bemerkt. Wie gern hätte sie jetzt klipp und klar gesagt, dass ihr die ewigen Anspielungen darauf, dass Jan Borgemeister und sie in den Augen beider Elternpaare perfekt zueinander passten, ungeheuer auf die Nerven gingen. Und nicht nur ihr, Jan auch. Sie fragte sich, was ihre Mutter sagen würde, wenn sie wüsste, dass nicht nur sie einen Freund hatte, sondern Jan auch eine Freundin. Ja, sie hatten sich anderweitig verliebt und dachten nicht im Traum daran, den Wunschtraum ihrer Eltern zu erfüllen. Nur hatten sie es bislang noch nicht übers Herz gebracht, diesen das auch mitzuteilen. »Ich finde, wir lassen es erst einmal so weiterlaufen«, hatte Jan erst neulich zu ihr gesagt. »Wir würden ihnen eine Riesenenttäuschung bereiten, und dazu sehe ich im Augenblick keine Veranlassung. Erst wenn es richtig ernst wird, sagen wir ihnen, dass wir beide uns gut verstehen, aber bestimmt nicht heiraten werden.« Sie war einverstanden gewesen, natürlich. Es war der Weg des geringsten Widerstands.

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt 'Das Tagebuch der Christina von Rothenfels', 'Rosenweg Nr. 5', 'Das Ärztehaus' und eine feuilletonistische Biografie. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.

»Ich freue mich schon so auf meinen Geburtstag«, sagte Karin Holten. Ihre blauen Augen strahlten, sie war perfekt geschminkt, und ihre sorgfältig frisierten blonden Haare durchzogen erst wenige graue Strähnen. Wie immer war sie elegant gekleidet, auch zu Hause ließ sie sich nicht gehen.

»Da sind wir endlich wieder einmal alle zusammen«, fuhr sie fort. »Wir haben Jan ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.« Sie warf ihrer Tochter Christina einen bedeutungsvollen, zugleich fragenden Blick zu.

Christina, die die blonden Haare und das hübsche Gesicht ihrer Mutter geerbt hatte, aber eher sportliche Kleidung bevorzugte, tat, als hätte sie den Blick nicht bemerkt. Wie gern hätte sie jetzt klipp und klar gesagt, dass ihr die ewigen Anspielungen darauf, dass Jan Borgemeister und sie in den Augen beider Elternpaare perfekt zueinander passten, ungeheuer auf die Nerven gingen. Und nicht nur ihr, Jan auch.

Sie fragte sich, was ihre Mutter sagen würde, wenn sie wüsste, dass nicht nur sie einen Freund hatte, sondern Jan auch eine Freundin. Ja, sie hatten sich anderweitig verliebt und dachten nicht im Traum daran, den Wunschtraum ihrer Eltern zu erfüllen.

Nur hatten sie es bislang noch nicht übers Herz gebracht, diesen das auch mitzuteilen.

»Ich finde, wir lassen es erst einmal so weiterlaufen«, hatte Jan erst neulich zu ihr gesagt. »Wir würden ihnen eine Riesenenttäuschung bereiten, und dazu sehe ich im Augenblick keine Veranlassung. Erst wenn es richtig ernst wird, sagen wir ihnen, dass wir beide uns gut verstehen, aber bestimmt nicht heiraten werden.«

Sie war einverstanden gewesen, natürlich. Es war der Weg des geringsten Widerstands. Das war ein bisschen feige, aber eben auch bequem. Wozu große Auseinandersetzungen, Tränen, Enttäuschung riskieren, wenn es nicht unbedingt nötig war? Sie jedenfalls dachte noch längst nicht ans Heiraten, und ihr Freund Boris auch nicht. Bei Jan und seiner Freundin Helen war es ähnlich.

Sie spielten ihren Eltern natürlich nicht das Liebespaar vor, das wäre dann doch zu weit gegangen, aber sie ließen sich nicht in die Karten blicken und hielten auf diese Weise die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft am Leben. Ehrlich war das nicht, aber mit etwas gutem Willen konnte man sagen, dass sie rücksichtsvoll waren, weil sie ihren Eltern das Ende eines schönen Traums ersparten.

»Jan geht’s gut«, erwiderte Christina spröde.

Sie hatte ihrer Mutter immerhin schon einmal gesagt, dass sie sich nicht gern gedrängt fühlte, und daran erinnerte Karin Holten sich offenbar, als sie den Tonfall ihrer Tochter hörte. »Er hat jedenfalls zugesagt, obwohl er im Augenblick ja beruflich so eingespannt ist. Darüber habe ich mich sehr gefreut.« Nach dieser Aussage wechselte sie eilig das Thema, um den Unmut wieder aus dem Gesicht ihrer Tochter zu vertreiben.

Christina wusste genau, was in ihr vorging, und plötzlich kam sie sich schäbig vor. Ihre Mutter freute sich auf ihren 55. Geburtstag wie ein Kind. Sie würde eine große Party veranstalten, mit vielen Verwandten und Freunden – und vor allem mit den Borgemeisters, mit denen die Holtens schon seit Jahrzehnten eng verbunden waren. Wer war sie, dachte Christina, dass sie ihrer Mutter diese Freude verdarb?

Sie ging zu ihr und umarmte sie. »Es wird bestimmt ein toller Geburtstag, Mama«, sagte sie. »Und du kannst dir etwas darauf einbilden, dass Jan kommt, er hätte nämlich eigentlich nach New York fliegen sollen und hat nur deinetwegen die Reise verschoben.«

Karin strahlte schon wieder, die kurze Unsicherheit war verflogen. »Das hat er mir gar nicht verraten, er hat nur gesagt, er müsste noch etwas umorganisieren und würde mir Bescheid sagen, ob es klappt. Er hat schon eine halbe Stunde später wieder angerufen. Er ist wirklich ein Schatz.«

Da hatte sie allerdings Recht, dachte Christina. Sie waren beide Einzelkinder, und beide hatten sie das immer bedauert – ihre Eltern im Übrigen auch. Also hatte es sich beinahe von selbst ergeben, dass Jan für Christina wie ein großer Bruder gewesen war und sie für ihn die kleine Schwester, für die er sich furchtlos verschiedenen Gefahren in den Weg stellte.

Beide Familien waren früher fast jeden Sommer gemeinsam in den Urlaub gefahren, um herrliche, unbeschwerte Wochen am Meer zu verbringen. Jan hatte Christina beigebracht zu schwimmen und zu tauchen, sie hatte ihm die Liebe zu Pferden vermittelt. Sie hätte seiner ersten Freundin – mit zehn! – beinahe die Augen ausgekratzt, er begutachtete später jeden Jungen, mit dem sie ausgehen wollte und gab sein Urteil ab, nach dem sie sich sogar meistens gerichtet hatte. Seine Urteile waren ihr unfehlbar erschienen.

Diese Zeiten allerdings waren vorbei. Sie lächelte unwillkürlich, als sie daran dachte. Sie wusste, dass Jan ihren Freund Boris nicht besonders mochte, aber er äußerte sich nicht mehr zu ihren Freunden, seit sie sich das vor einigen Jahren zum ersten Mal verbeten hatte. Und sie wiederum behielt für sich, dass sie mit seiner Freundin Helen nicht recht warm wurde, aber das musste sie ja auch nicht. Jan war glücklich mit ihr, das allein zählte.

Sie hörten einen Wa