: George Turner
: Von der Universität zur university Sackgassen und Umwege der Hochschulpolitik seit 1945
: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag
: 9783830529743
: 2
: CHF 17.10
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 108
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Wer eine schnelle Übersicht mit den wichtigsten Tangenten durch die Geschichte der Hochschulpolitik in der Bundesrepublik sucht, ist hier gut aufgehoben.' Uwe Schlicht, Tagesspiegel, zur 1. Auflage Wie entwickelte sich die elitäre Universität zur heutigen 'university'? Wie ist der Anstieg von 3 % Studenten eines Jahrgangs auf 50 % Studierende zu erklären? George Turner, der das deutsche Hochschulleben wie kaum ein anderer kennt, beantwortet diese Fragen nachvollziehbar und gut verständlich mit einem Überblick über die Etappen der deutschen Hochschulentwicklung seit Kriegsende. Auf die 1945 einsetzende Restaurierung der Ordinarien-Universität folgte ab Mitte der 60er Jahre ein Jahrzehnt der politischen Mobilisierung, geprägt von der Studentenrevolte, und anschließend eine Epoche der Verrechtlichung und Bürokratisierung. Nach der Wiedervereinigung, die die hochschulpolitische Eingliederung der DDR-Universitäten erforderte, machte sich eine Trendwende hin zu mehr Wettbewerb und Ökonomisierung bemerkbar. Seit Beginn des neuen Jahrtausends bestimmt der sogenannte Bologna-Prozess die Debatte; die vergangenen zehn Jahre sind geprägt von der Exzellenzinitiative und deren Folgen. Sachlich, aber auch schonungslos benennt George Turner Fehlsteuerungen, falsche Weichenstellungen und politische Verirrungen, wie die Exzellenzinitiative und die Vernachlässigung der kulturrelevanten Fächer, und gibt konstruktive Verbesserungshinweise.

Das HRG von 1976 ist als Novum in der deutschen Hochschulgeschichte anzusehen. Neben einer Reihe anderer Bestimmungen werden darin Grundsätze und Verfahrensregelungen für die Studienreform aufgeführt, so zur Neuordnung des Studienangebots mit dem Ziel, überlange Studienzeiten zu verkürzen. Obwohl das Gesetz detaillierte Regelungen über Studienordnungen und -gänge enthält, hat es keine durchgreifende Änderung bewirkt. Bis Ende der siebziger Jahre mussten die Länder ihr Hochschulrecht an das HRG anpassen, wobei ihnen ein gewisser Spielraum für eigene Akzente blieb. Kritischen Beobachtern galt das HRG von 1976 als kleinster gemeinsamer Nenner aller politischen Kräfte und als Zeichen von Resignation.

Die gängigen Forderungen im Zusammenhang mit der Hochschulpolitik waren Gemeingut der Bildungspolitiker aller Parteien. Irgendwelche Reformen wollten Ende der sechziger Jahre nahezu alle.

Es bedeutete keinen Einschnitt, wenn Brandt in seiner Regierungserklärung des ersten sozial-liberalen Koalitionskabinetts 1969 der Bildungspolitik Priorität einräumte, sondern vielmehr die Bestätigung eines laufenden Prozesses. Das Pathos des (vermeintlichen) Neuanfangs erhöhte allerdings den Erwartungsdruck. Vor allem aber förderte die noch wachsende Bewertung der Bildungsreform als Grundlage der Gesellschaftsveränderung die parteipolitische Polarisierung und Ideologisierung der Bildungspolitik62