: Annette Böhler
: Weihnachtsküsse am Leuchtturm
: Empire-Verlag
: 9783754682494
: Verliebte Küsse
: 1
: CHF 6.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 212
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Job, Geld ... gerade alles etwas schwierig für Nina. Das Start-up, in dem sie eben noch Karriere machte, ging kurz vor Weihnachten pleite. Nun steht sie ohne Arbeit und Einkommen da. Dafür mit einem hippen Loft und viel zu hohen Schulden. Der Traum vom Erfolg - irgendwie zerplatzt. Verzweifelt und frustriert kauft sie das günstigste Zugticket, das sie finden kann und flieht nach Travemünde, ein kleines malerisches Städtchen an der Ostsee. Barfuß watet sie bei Minusgraden im Meer und landet tatsächlich bäuchlings im Wasser. Einfach eine dumme Idee ... Aber da trifft sie auf Mika, den Leuchtturmwärter mit den silberblauen Augen und komplizierten Ansichten rund um Zero Waste und Nachhaltigkeit. Hals über Kopf verliebt sie sich in den großen, gut gebauten Kerl, der an Zeichen aus dem Universum glaubt. Und anfangs sieht es auch gut aus, eine Privatführung im Leuchtturm, selbstgekochtes Labskaus bei ihm zu Hause. Aber lässt sich Ninas Wunsch nach Erfolg und Luxus mit dem reduzierten Leben im Leuchtturm vereinbaren? Passen zwei so unterschiedliche Menschen wirklich zueinander? Ein weihnachtlicher Liebesroman, der in der kalten Winterzeit das Herz erwärmt und am Ende ein wohliges Gefühl hinterlässt. Bei diesem Roman handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe. Alle Bände sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. In jeder Geschichte der Verliebte-Küsse-Reihe erleben Sie ein neues Pärchen mit Happy-End-Garantie!

Annette Böhler lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Töchtern in Vorarlberg, Österreich. Ihre Texte und Kurzgeschichten wurden in verschiedenen Anthologien abgedruckt. Die Veröffentlichung ihres Debütromans läutete ein neues Kapitel in ihrem Leben ein. Seit 2020 lebt sie als freie Autorin und schreibt für den Empire-Verlag. Davor war sie im Bankensektor tätig.

Kapitel 3

 

Am nächsten Morgen schlief ich aus. Das machte ich bereits seit Wochen so. In den ersten Tagen ohne Arbeit zu Hause, war es mir noch wichtig gewesen, mir immer den Wecker zu stellen, mich im Bad frisch zu machen und mich hübsch anzuziehen. Dann habe ich wie immer gefrühstückt und anstatt zur Arbeit zu gehen, mich hinter den PC geklemmt, Stellenanzeigen durchforstet und Bewerbungen geschrieben. Mit der Zeit schenkte ich mir das aber. Ich stellte zwar noch immer den Wecker, aber ich putzte mich nicht mehr für einen nicht existierenden Job heraus. Ich erfand mir neue Routinen. Ich ging zum Beispiel nach dem Aufstehen joggen. Das war am Anfang mühsam, funktionierte aber nach ein paar Tagen schon besser. So früh am Morgen waren kaum Leute unterwegs und bei den wenigen, die ich sah, überlegte ich, was der Tag für sie bereithalten würde. Für mich war es eine Dusche nach dem Sport und dann triste Leere. Bei den anderen stellte ich mir Meetings vor und wie sie ihre Träume verwirklichten. Wichtige Präsentationen und Standing Ovations. Eine tolle Wohnung mit Blick über die Stadt, abends ein Treffen mit dem oder der Geliebten. Heißer Sex, schöne Körper, eine makellose Welt. Und mit all dem konnte ich nicht mehr mithalten. Kein Wunder, dass ich mich von Tag zu Tag mieser fühlte, und die laufend eintrudelnden Mahnungen machten es nicht besser.

 

Jedenfalls hatte ich es mir angewöhnt, auszuschlafen. Es gab keinen Grund, das nicht zu tun. Außerdem gab es viele Studien, die belegten, dass ausreichend Schlaf wichtig für die körperliche und geistige Gesundheit sei. Ich warf also gegen halb zehn Uhr morgens den ersten Blick auf mein Handy und erlöste es aus dem Nachtmodus. Dann machte ich mich frisch, zog mich an und stieg die Treppen hinab. Ich überlegte, was Ottilie dachte, wenn ich um diese Uhrzeit erst frühstückte. Ob das überhaupt noch möglich war?

„Moin“, rief ich. Eines der wenigen Worte, die ich hier an der Ostsee bereits in meinen Wortschatz übernommen hatte. Es wurde ständig und zu jeder Tages- oder Nachtzeit als Begrüßung verwendet. „Ottilie?“, schickte ich hinterher, da ich nichts von ihr hörte, und trat dann eigenmächtig in die Küche, in der sie mir gestern das Abendessen serviert hatte. Es hatte Backfisch gegeben. In krosser, in Fett ausgebackener Panade. Eigentlich wie Wiener Schnitzel, nur eben kein Kalb, sondern Fisch. Okay, ein bisschen anders war es schon, aber es gab Kartoffelsalat dazu, das funktionierte auch in Wien. In der Hinsicht unterschied sich die Ostsee gar nicht so stark von Zuhause.

 

Auf dem Tisch lag ein Zettel. Ottilies Schrift war ein wenig zittrig und schwer zu lesen, aber soweit ich sie entziffern konnte, war sie auf dem Markt und ich sollte mich bedienen. Auf dem Tisch standen eine Thermoskanne mit Tee und eine weitere mit Kaffee. Meine Wirtin hatte Brot und Aufstrich gedeckt sowie Lachs und Matjes. Der Gedanke an Matjes am Morgen verursachte mir Unbehagen. Das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich goss mir Tee ein, schnitt mir eine Scheibe Brot ab und belegte sie mit Räucherlachs. Zu Hause war ich eher der Porridge-Typ. Vom Küchenfenster aus blickte ich hinaus auf den Gehweg. Immer wieder liefen Leute vorbei und es machte Spaß, sie zu beobachten. Ich überlegte, was ich an meinem ersten Tag an der Ostsee tun wollte.

 

Nach dem Frühstück blätterte ich in meinem Zimmer durch den Reiseführer. Ich beschloss, als Erstes einfach Mal durch den Ort zu schlendern.

 

Als ich gestern angekommen war, hatte ich sofort den Weg Richtung Strand eingeschlagen. Heute würde ich das genaue Gegenteil tun. Ich drehte mich in die andere Richtung und nahm Kurs auf das Zentrum. Nicht, weil es mich besonders interessierte und auch nicht, weil ich vom Meer schon genug hatte. Es ging eher darum, nicht am Leuchtturm vorbeizukommen und womöglich Mika zu treffen. Ich ärgerte mich zwar darüber, dass ich mich selbst in meiner Bewegungsfreiheit einschränkte, und verstand auch nicht genau, warum ich das tat, aber irgendetwas hielt mich fern. Gleichzeitig hoffte ich, ihm hinter jeder Häuserecke zu begegnen, ihn wiederzusehen, ihm nochmals in die Augen zu blicken, seine Hand zu umfassen und erneut mit ihm ins Gespräch zu kommen.

 

Ich zog mein Handy heraus und schrieb