: Jerry Cotton
: Jerry Cotton Sonder-Edition 86 Sein Name war Capello
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732568130
: 1
: CHF 1.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wir sollten Frank Capello festnehmen, einen seit Monaten gesuchten Verbrecher. Er stand in den Fahndungslisten von acht Staaten und war in einem kleinen Nest am Long Island Sund gesehen worden. Routinefall, dachten wir, mein Freund Phil Decker und ich. Aber wir hatten nicht mit dem Hurrikan gerechnet. Capello allerdings auch nicht. Einer der Meteorologen taufte den Hurrikan auf Agatha. Ein harmloser, etwas altmodisch klingender Name. Doch in diesem Fall bedeutete Agatha Tod ...

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Die Morgensonne knallte auf das Dach des schwarzen Packard. Die drei Männer in dem Wagen schwitzten. Der Packard stand an der Gabelung der Straße, die von Willow’s Point zur Fischfabrik hinaufführte. Nach links machte die schmale Asphaltstraße einen leichten Bogen und endete etwa zweihundert Yards weiter unten am Hafen. Eine hölzerne Mole aus massiven Stämmen führte weit ins Wasser hinaus. Auf der rechten Seite schaukelten abgedeckte Motorboote und schlanke Segeljachten auf der Innenseite der Wellenbrecherstege in den sanften Wellen. Die Poller auf der linken Seite des Anlegers waren frei. Daran würden am späten Abend die Kutter der Hummerfischer festmachen.

Die drei Männer im Wagen waren Frank Capello, Dave Frazer und Paul »Dix« Hawthorn. Sie starrten zu dem Tor der Fischfabrik hinauf, schätzten die Entfernung zur Gabelung und zum Dorf. Der Weg zu dem kleinen Hafen interessierte sie weniger. Frank Capello umriss mit klaren, präzisen Worten seinen Plan. Die anderen hörten stumm zu. Sie hatten die Seitenfenster des Wagens geöffnet, aber kein Luftzug strich durch den Innenraum.

Dave Frazers mächtige Fäuste lagen auf dem Steuerrad. Der Mann hatte helle Augen, rötliches Haar und farblose Wimpern. Eine Zigarette verglimmte zwischen den schmalen Lippen. Der blaue Rauch stieg kerzengerade auf, zerflatterte und trieb träge in Frazers Auge. Frazer kniff das Auge zu. Aus dem anderen starrte er zu dem geschlossenen Tor der Fabrik hoch.

Neben Frazer saß Frank Capello. Capello hatte ein schmales, fast schön zu nennendes Gesicht mit tief liegenden dunklen Augen unter schmalen, pechschwarzen Brauen. Seine Gesichtshaut war hell und blass, die Nase gerade, das Kinn kantig und tief eingekerbt. Er trug einen eleganten dunkelblauen Anzug, trotz der Hitze zog er das Jackett nicht aus. Die feinen Schweißperlen auf der Oberlippe und der Stirn schienen ihn nicht zu stören. Seine Augen wanderten langsam umher und nahmen die Umgebung auf. Ihnen entging keine Einzelheit, die für seinen Plan wichtig zu sein schien.

Frank Capello war fünfundvierzig Jahre alt. Siebzehn Jahre seines Lebens hatte er bei den Ledernacken verbracht, die letzten neun Jahre als Sergeant. Noch gegen Ende seiner Dienstzeit war er auf die Idee gekommen, für sein Alter vorzusorgen. Er begann, die Tresore der PX-Läden der Army zu plündern. Das war gar nicht so schwer, denn alle Tresore stammten von derselben Lieferfirma, und we