: Torben Stamm
: Oben in den Ruinen liegt ein Mann erschlagen
: tolino media
: 9783754607688
: 1
: CHF 3.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 316
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Freiwall. In den Schatten der Ruine wird die Leiche eines auf Blumen gebeteten Mannes gefunden. Der Mörder hat außerdem eine aufwendige Kühlanlage installiert. Der Druck der Öffentlichkeit ist riesig und den Ermittlern John Albrecht und Natan Singer schnell klar, dass sie Teil einer perfiden Inszenierung sind. Bis zum grausamen Schlussakt werden die beiden Ermittler mit ihren persönlichen Ängsten konfrontiert, während eine leise Stimme singt: Oben in den Ruinen / liegt ein Mann erschlagen - und er wird nicht das letzte Opfer bleiben.

Torben Stamm schreibt in seiner Freizeit gerne Krimis, Thriller und Fantasy!

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Die meisten Menschen haben Angst im Dunkeln. Sie würden es niemals zugeben, weil sie gelernt haben, dass diese Angst unbegründet ist, aber trotzdem fürchten sie sich vor dem Schatten im Keller, raschen Bewegungen in einer verlassenen Unterführung oder einem Knacken irgendwo in ihrer einsamen Wohnung.

Gero Winter hatte keine Angst vor der Dunkelheit. In den Schatten gab es nichts, was einem Mann in seinem Alter und bei seiner Vergangenheit noch Angst machen könnte: Zwanzig Jahre war er bei der Polizei Streife gegangen und das nicht irgendwo in den schönen Ecken von Freiwall, wo sich die Touristen tummelten und mit ihren Kameras und dümmlichen Gesichtern die Gegend verunstalteten, sondern in Kupfermühle, dem Stadtteil, für den „Globalisierung“, „Digitalisierung“ oder sonstige neumodische Begriffe keine Rolle spielten. Hier gab es nur alte, verlassene Fabrikgebäude, die von Obdachlosen und Gangs besetzt wurden. Auf diesen Straßen hatte er als junger Polizist angefangen. Damals war die Gegend zwar noch nicht so kaputt wie heute gewesen, aber schon ein Ort, den man mied, wenn man konnte.

Seit einem Jahr war Gero jetzt in Pension. Wie er diesen Tag herbeigesehnt und gefürchtet hatte! Herbeigesehnt, weil er nichts lieber wollte, als seine Klamotten zu packen und der Truppe den Rücken zuzukehren. Er hatte die Schnauze voll, seinen Teil dazu beigetragen, die Gesellschaft zu beschützen:Die Gesellschaft kann man nicht beschützen. Man kann ihr nur hinterherwischen, weil es immer Idioten gibt, die Mist bauen und versuchen, damit durchzukommen. Je nach Kontostand mit Erfolg – auch das hatte Gero mehr als einmal gesehen und die Faust in der Tasche geballt.

Trotzdem hatte ihm der Tag, an dem er seine Papiere genommen, dem Chef die Hand geschüttelt und das Revier verlassen hatte, auch Respekt eingeflößt: Jetzt war er allein mit sich selbst. Die sogenannte Freiheit schmeckte schal, war angereichert mit einer Bitterkeit, die nur jemand kannte, der in unfreiwilliger Einsamkeit lebte.

Der Job hatte ihm alles bedeutet und alles genommen: Er war gerne Bulle gewesen, hatte Dealer weggesperrt und war dabei nicht zimperlich gewesen. Klar, Verbrecher hatten Rechte, aber man musste sie nicht immer so ernst nehmen. Das war seine Devise! Damals ging das noch, heute musste man den Scheißkerlen Kaffee und Anwälte servieren, anstatt ihnen das zu verpassen, was sie wirklich brauchten: Eine Abreibung, damit sie Respekt bekamen, gerade die verdammten Bengel, die zwar schon dealten, aber noch keine Haare am Sack ha