: Julia Killet
: Fiktion und Wirklichkeit: Die Darstellung Rosa Luxemburgs in der biographischen und literarischen Prosa
: Kulturmaschinen Verlag
: 9783967630763
: 2
: CHF 14.30
:
: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
: German
: 348
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Rosa Luxemburg ist eine bedeutende Vertreterin der internationalen Arbeiterbewegung. Ihre Gedanken und ihr Einsatz für die Revolution und den demokratischen Sozialismus sind auch über 100 Jahre nach ihrer Ermordung noch immer aktuell. Dies bezeugen nicht nur zahlreiche Konferenzen weltweit zu ihrem Wirken und Denken, sondern auch mehr als 40 Biographien sowie Dramen, Lyrik, Dokumentationen und Filme. Im Mittelpunkt der vorliegenden Dissertation steht das Rosa-Luxemburg-Bild in der deutschsprachigen Prosa von 1919 bis ins 21. Jahrhundert.

2.1. Rosa Luxemburgs Leben und Wirken im Überblick

Rosa Luxemburg gehörte zu den Frauen, die Weltgeschichte schrieben. Sie prägte die politischen Debatten auf dem Weg in eine demokratische Gesellschaftwie keine andere. Ihre Geltung als die größte linke Politikerin des 20. Jahrhundertsist unumstritten. Bis heute wird ihr politisches Denken weltweit als eine nicht erprobte sozialistische Alternative rezipiert. Als kompromisslose Sozialistin kämpfte sie ihr Leben lang für die Zerschlagung des Kapitalismus und den Aufbau einer klassenlosen Gesellschaft. Ihre radikalen und beharrlichen Forderungen nach Freiheit, Sozialismus und Demokratie griffen die herrschende Ordnung im deutschen Kaiserreich in ihren verknöcherten Grundfesten an.

Ihr Leben und Wirken war um die Jahrhundertwende in jeder Hinsicht außergewöhnlich: Sie war eine Geflüchtete, eine Migrantin aus Polen mit einem ausgeprägten Akzent, sie war Jüdin, hatte eine Gehbehinderung und hinkte. Sie blieb unverheiratet, hatte keine Kinder, aber dafür eine ganze Reihe von meist jüngeren Liebhabern. Sie war eine Frau in einer männerdominierten Partei und politischen Bewegung, sie war eine versierte, jedoch undogmatische Marxistin, sie war promovierte Nationalökonomin, Wissenschaftlerin und beherrschte fünf Sprachen in Wort und Schrift.

Als sozialistische Agitatorin hielt Rosa Luxemburg schon seit jungen Jahren auf zahlreichen Kundgebungen sowie auf nationalen und internationalenKongressen vielbeachtete Reden. Innerhalbvon Sekunden konnte diebrillanteRhetorikerinMassen in ihren Bann ziehen. Sie zitierte Goethe, Schiller, Tolstoiund Zola, um ihre Argumente zu unterfüttern. Das Stilmittelder Ironie verwendetesie, wenn es darum ging, die Ausbeutungs-und Unterdrückungsmechanismender herrschenden Elite zu enttarnen. Mit ausgeprägter Wortgewalt stellte sie politische Gegner bloß. Dieses Selbstbewusstsein und ihre Furcht­losigkeit brachten ihr nicht nur Freunde: Die einen waren von der geistigen Leidenschaft Rosa Luxemburgs begeistert, andere fürchteten oder hassten sie.

Von ihren Feinden, aber auch von ihren eigenen Parteigenossen wurde sie beleidigt, diffamiert und verschmäht: Politische Diskussionen waren Männersache,abweichende Meinungen und revolutionäre Forderungen nichterwünscht. Rosa Luxemburg ließ sich aber nicht von ihrem Weg abbringen und hielt es mit ihrem geistigen Vater Ferdinand Lassalle: „Die revolutionärste Tat ist es, stets laut das z