: Gabriele Popma
: Die Liebe des Schicksalsschreibers
: tolino media
: 9783754622865
: 1
: CHF 3.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 375
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Gibt es ein Schicksal? Sind im Himmel Engel rund um die Uhr damit beschäftigt, das Schicksal der Menschen zu lenken? Und was geschieht, wenn einer von ihnen auf die Erde kommt, um das Leben einiger Personen gründlich durcheinanderzuwirbeln?

Er ist Schicksalsschreiber und will nicht mehr für Menschen in Kriegsgebieten eingesetzt werden. Als ihm angeboten wird, den Körper eines soeben verstorbenen Unfallopfers zu übernehmen, um das Leben auf der Erde kennenzulernen, sagt er ohne Zögern zu. Doch dann holt ihn, den Schicksalsschreiber, selbst das Schicksal ein. Nicht nur das seines neuen Körpers, sondern auch sein eigenes, von dem er nicht wusste, dass er es je hatte. Und dann erinnert er sich an ein Mädchen ...

Eine Geschichte über Schicksal, himmlische Pläne und eine Liebe, die den Tod überdauert.

Gabriele Popma ist Jahrgang 1963 und als wissenschaftliche Bibliothekarin ein alter Hase im Büchergeschäft. Bereits 1996 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Mit ihrem niederländischen Mann lebt sie im südlichen Bayern und liebt neben dem Schreiben ihren Garten, große Stickbilder, die sie aus Zeitmangel nie beenden wird, und ihr altes Akkordeon.

1


 

Es war dunkel. Wo war er nur gelandet? Dumm, dass er seinen Chef nicht gefragt hatte, in welcher Ecke der Welt sich das besagte Unfallopfer befand. Er spürte das einengende Gefühl eines Körpers. Doch wer war er? Ein Kind, ein junger Mann, ein alter Mann? Er hörte Lärm um sich herum, konnte jedoch keine Geräusche identifizieren. Wie konnte er diese Dunkelheit durchdringen?

Ach ja, er könnte die Augen öffnen. Das war eine hervorragende Idee. Doch seine Lider bewegten sich nicht. Auch gut. Er hatte sowieso zuerst etwas Wichtigeres zu tun. Er musste das Herz wieder in Gang bringen, sonst war sein Aufenthalt hier nur von sehr kurzer Dauer. Er fühlte bereits, wie er sich von der fleischlichen Hülle löste. Das durfte er nicht zulassen.

Sein Körper zuckte heftig zusammen. Aua! Das hatte weh getan. Das war also Schmerz. Kein schönes Gefühl. Jede Faser in seinem Inneren begann zu brennen. Was hatte er sich da nur angetan? Aber einen positiven Nebeneffekt gab es. Das Herz nahm seine Tätigkeit wieder auf.

»Wir haben ihn«, hörte er eine Stimme. Welche Sprache war das? »Schnell in den Rettungswagen mit ihm.«

War das Deutsch? Ja, jetzt konnte er die Worte erkennen. Er befand sich also in einem deutschsprachigen Land. Sehr gut. Damit konnte er leben. Hauptsache, weit weg vom Krieg.

Er fühlte, wie man ihn auf eine Trage legte und diese bewegte. Er versuchte einen flachen Atemzug und genoss das Gefühl, als sich seine Lunge mit Luft füllte. Er war jetzt tatsächlich ein Mensch. Konnte er nun seine Augen öffnen? Es funktionierte. Die Welt war verschwommen, doch er konnte seine Umgebung erkennen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass eine Nadel in seinem Arm steckte. Ein junger Mann hantierte mit einem Infusionsbeutel und eine etwas ältere Frau legte ihm eine Manschette um den Arm.

»Hallo«, sagte sie lächelnd, als sie sah, dass er die Augen geöffnet hatte. »Ich bin Katrin. Wie heißen Sie?«

Er hatte keine Ahnung. Er wusste nichts von diesem Körper. Absolut nichts.

»Können Sie mir antworten?«, fragte Katrin mit besorgter Stimme. »Wissen Sie, wie Sie heißen?«

Panik erfasste ihn. Sprechen? Wie funktionierte das? Er hatte Stimmbänder. Doch wie benutzte man sie? Nur ein seltsamer Laut kam aus seiner Kehle. Sein Herz begann heftig zu klopfen.

»Ganz ruhig.« Katrin tätschelte seinen Arm. »Strengen Sie sich nicht an. Sie hatten einen Unfall. Wir bringen Sie jetzt ins Krankenhaus.«

Er hörte die Sirene und spürte die Geschwindigkeit, mit der die Ambulanz über die Straßen schoss. War er so schwer verletzt? Nun ja, sein Vorgänger war gestorben, die Antwort hieß also vermutlich ja. Er schob das Problem mit dem Sprechen zur Seite und horchte in sich hinein.

Und da waren sie, die Schmerzen. Sie pulsierten mit jedem Schlag seines neuen Herzens und raubten ihm den Atem. So hatte er sich sein Leben auf der Erde nicht vorgestellt. Dagegen musste er unbedingt etwas tun.

Sein Kopf dröhnte so schlimm, dass er kaum einen vernünftigen Gedanken fassen konnte. Das war bestimmt nicht normal. Sein Hinterkopf fühlte sich klebrig an. Er konzentrierte sich auf die Stelle, gerade als Katrin sich daran zu schaffen machte.

»Seltsam, sein Kopf ist voller Blut«, flüsterte sie ihrem Kollegen zu, »aber die Verletzung ist eher klein. Ich hatte einen Schädelbruch erwartet.«

»Wer weiß, wie es drin aussieht«, gab der junge Sanitä