: Anja Marschall
: Das Weihnachtswunder von Haus 7 Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751747950
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 350
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die alleinerziehende Luisa hat zwei Wünsche zu Weihnachten: Sie wünscht sich wieder einen Partner, mit dem sie Liebe und Leid teilen kann - und sie wünscht sich ein sicheres Zuhause. Denn das Haus, in dem sie mit ihren zwei Kindern lebt, soll abgerissen werden. Um ihre Wohnung zu retten, schmiedet Luisa einen ungewöhnlichen Plan: Sie möchte den griesgrämigen alten Eigentümer des Hauses aufsuchen, um mit ihm zu reden. Die Begegnung verläuft anders als erwartet - und bald steht Luisas Leben kopf, die Ereignisse überschlagen sich.Kann es sein, dass Weihnachtswunder manchmal Wahrheit werden?



Anja Marschall, geb. 1962 in Hamburg, arbeitete als Erzieherin, Pressereferentin, Journalistin, EU-Projektleiterin, Apfelpflückerin in Israel, Zimmermädchen in einem Londoner Luxushotel und Kioskverkäuferin an den Hamburger Landungsbrücken. Seit Jahren ist sie mit Romanen verschiedenster Genres erfolgreich. Anja Marschall lebt mit ihrer Familie in Schleswig-Holstein.

Kapitel 2


Zur selben Zeit trat Luisa Thießen aus dem Eingang eines Fünfzigerjahre-Wohnblocks im Süden der Stadt auf die Straße hinaus. Schon als sie beim Ankommen die Schlange der anderen Bewerber auf dem ersten Treppenabsatz gesehen hatte, war ihre Hoffnung auf die Dreizimmerwohnung im zweiten Stock nahezu erloschen. Trotzdem hatte sie sich angestellt und geduldig eine Stunde gewartet, bis sie mit der Besichtigung endlich an der Reihe gewesen war.

Die Wohnung war perfekt für sie und ihre Kinder. Mattis Schule lag nur wenige Straßen entfernt, und Lillis Kindergarten konnte sie auf dem Weg zur Arbeit schnell erreichen. Sogar einen Balkon hatte die Bleibe und einen honigfarbenen Parkettboden. Das mit der Miete allerdings könnte eng werden. Mit ihrem Gehalt als Teilzeitsachbearbeiterin in einem Architekturbüro und ihrer Witwenrente kam sie schon jetzt nur so gerade über die Runden.

Luisa schaute in den grauen Himmel hinauf, aus dem es ununterbrochen nieselte.

Sie zerknüllte die Anzeige in ihrer Hand, denn sie wusste, dass sie die Wohnung nicht bekommen würde. Warum nur hatte sie versucht, den Makler zu bestechen? Es war doch klar gewesen, dass sie keine Chance hatte. Sie hatte dem Mann von ihrer Arbeit erzählt, ohne die Worte Teilzeit und Sachbearbeiterin fallen zu lassen. Sie hatte sich begeistert von den Räumen gezeigt und nur nebenbei ihre beiden sehr vernünftigen und leisen Kinder erwähnt. Letzteres war eine Lüge. Matti und Lilli waren Wirbelwinde der Extraklasse. Bei ihnen musste man immer auf alles gefasst sein.

Schließlich hatte sie diesem aalglatten Typen heimlich einen Umschlag mit drei Hunderteuroscheinen hingehalten. Mit einem schmalen Lächeln hatte er den Umschlag abgewiesen und erklärt, er würde sich Ende der kommenden Woche melden, falls sie die Wohnung bekäme. Dann hatte er sich einer anderen Bewerberin zugewandt, die bestimmt Single und kinderlos war, einen coolen Job in der Stadt hatte und einen tollen Freund. Verzweifelt hatte Luisa noch versucht, die Mitleidskarte zu spielen, und dem Makler nachgerufen, dass sie eine Witwe mit zwei Kindern sei. Er hatte sich nicht einmal umgedreht.

Mit hängenden Schultern und einer Menge Ärger im Bauch, am meisten über sich selbst, ging Luisa heim.

Ende Januar mussten sie und die Kinder ihre Wohnung in der Herderstraße Nr. 7 verlassen. Das Gericht hatte die Rechtmäßigkeit der Kündigung nach endlosen Verhandlungen anerkannt. Unglaublich, doch so war das Gesetz nun einmal. Wer die besseren Juristen hatte, gewann.

Der Typ vom Mieterinteressenverein jedenfalls gehörte nicht in die Kategorie »guter Anwalt«. Er hatte sich vom Vertreter der Ascot Holding dermaßen vorführen lassen, dass es peinlich gewesen war. Mit einem kleinlauten »Da kann man leider nichts machen« war der Mann nach der Urteilsverkündung da