: Maya Shepherd
: Das Aschemädchen
: tolino media
: 9783739445564
: 1
: CHF 1.60
:
: Märchen, Sagen, Legenden
: German
: 87
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Tod ist nicht das Ende, sondern ein Anfang. Die Geschichte wiederholt sich immer wieder. Das waren die letzten Worte ihrer sterbenden Mutter gewesen und Ember glaubte, sie nun verstehen zu können. Ihr jetziges Leben erlosch - es verschlang sie mit Haut und Haaren. Sie musste sterben, um an anderer Stelle aus ihrer Asche wiederauferstehen zu können.

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, Tochter und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren.

Vermisst


Berlin, Kinderheim Elisabethstift, Oktober 2012


Ein endloser Freitag lag hinter Maggy und Joe, als sie in die Wohngemeinschaft zurückkehrten. Erst am Morgen hatten sie Königswinter verlassen und festgestellt, dass sie sich in einer Parallelwelt befunden hatten, die nun wie ein verrückter Traum auf sie wirkte.

Kaum dass sie zurück in Berlin gewesen waren, hatten sie die Charité aufgesucht, um Ludwig zu besuchen, der eigentlich Jacob Grimm war. Sie hatten sich von ihm Antworten erhofft, doch er konnte weder mit ihnen noch mit sonst jemandem reden, denn er lag im Koma.

Das Einzige, was die Geschwister noch wollten, war, in ihre eigenen Betten zu sinken, den Kopf in dem Kissen zu vergraben und sich die Decke über den Kopf zu ziehen, um wenigstens für ein paar Stunden ihrer aussichtslosen Situation entfliehen zu können.

Sie hatten Will an einem Ort zurückgelassen, den sie nicht mehr erreichen konnten. Ihr Freund war nun auf sich allein gestellt und es fühlte sich entsetzlich an, nichts für ihn tun zu können. Schwere Schuldgefühle plagten beide.

Es brannte Licht, als sie die Tür öffneten. Sogleich trat Hannah, eine ihrer beiden Mitbewohnerinnen, in den Flur und starrte sie aus großen staunenden Augen an.

»Ihr könnt euch auf etwas gefasst machen«, prophezeite sie ihnen kopfschüttelnd. »Nico und Lisa reißen euch den Kopf ab!«

Melanie, die ebenfalls hier wohnte, trat auch hinzu. »Wo wart ihr die ganze Zeit?«, fragte sie sowohl fürsorglich als auch verständnislos darüber, dass sie sich nicht einmal gemeldet hatten.

Maggy stieß ein erschöpftes Seufzen aus. Das Letzte, was sie gerade wollte, war, Fragen zu beantworten.

Joe zog sie tröstend an sich. Sie würden das zusammen durchstehen.

Erst auf ihre Reaktion und ihr Schweigen hin realisierten die beiden Mädchen, dass einer fehlte: Will. Ihre neugierigen Mienen verwandelten sich in ernste Besorgnis.

»Kommt doch erst einmal rein und setzt euch«, meinte Melanie. »Ihr seht ganz durchgefroren aus. Soll ich euch einen Tee oder Kaffee kochen?«

Hannah zog sich derweil zum Telefonieren zurück.

»Ein Tee wäre prima«, antwortete Joe, hauptsächlich damit ihre Mitbewohnerin etwas zu tun hatte und sie wenigstens eine kurze Zeit in Ruhe lassen würde. »Pfefferminze«, setzte er noch nach, ehe Melanie fragen konnte. Das war Maggys Lieblingstee.

Er half seiner Schwester aus