„Es ist so weit, Sie können jetzt den Grill einschalten, Frau Menzel“, sagte Marianne Dornberg mit einem Blick auf Küchenuhr. „Mein Mann wird jeden Moment eintreffen.“
Sie öffnete den Kühlschrank und prüfte mit der Hand die Temperatur der Sektflasche. Was die Getränke betraf, war Christian sehr genau, und gerade heute sollte er keinen Anlass zu Tadel haben.
„Sekt zum Abendessen! Und das an einem gewöhnlichen Wochentag“, bemerkte Frau Menzel, Mariannes langjährige Hilfe, kopfschüttelnd. „Soviel ich weiß, hat heute niemand Geburtstag.“
„Stimmt, Frau Menzel“, lachte Marianne. „Aber finden Sie nicht auch, dass der zwanzigste Hochzeitstag Grund genug ist für ein festliches Abendessen?“
Frau Menzel legte den Löffel, mit dem sie gerade die Salatsoße probiert hatte, mit Nachdruck auf den Küchentisch.
„Richtig, heute ist ja der 19. Mai – Ihr Hochzeitstag! Wie konnte ich das nur vergessen? Aber wie mir scheint, bin ich nicht die Einzige, die nicht daran gedacht hat. Ein Blumenstrauß wäre das Mindeste gewesen, was der Herr Doktor Ihnen …“
„Es war sicher keine böse Absicht, dass mein Mann unseren Hochzeitstag vergessen hat“, unterbrach Marianne Frau Menzel rasch, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg. „Sie wissen ja, Frau Menzel, was mein Mann alles um die Ohren hat. Der Betrieb frisst ihn förmlich auf, dazu der Ärger mit den Angestellten, neuerdings diese ewigen Streiks um höhere Löhne … Darum nehme ich es meinem Mann auch nicht übel, dass er nicht an unseren Hochzeitstag gedacht hat. In zwanzigjähriger Ehe kann das schon einmal vorkommen, nicht wahr?“
Frau Menzel zuckte die Schultern. „Trotzdem hätte der Herr Doktor Ihnen doch ein paar Blumen schicken können.“
Marianne lachte. „Ach was! Ich bin schon zufrieden, wenn er heute Abend wenigstens pünktlich nach Hause kommt.“
„Hoffentlich haben Sie sich nicht zu früh gefreut, Frau Dornberg“, brummte Frau Menzel. Sie war lange genug im Hause Dornberg angestellt, um zu wissen, dass die Familie höchst selten einmal vollzählig zu den Mahlzeiten erschien.
In diesem Moment hörten sie, wie ein Schlüssel in die Haustür gesteckt wurde. Marianne warf Frau Menzel einen triumphierenden Blick zu.
„Na, bitte&nbs