: Ina von Hochried
: In Adelskreisen - Folge 43 Erste Liebe - letzte Liebe?
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732502295
: In Adelskreisen
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Für Susann Colmann bricht eine Welt zusammen, als sie erfährt, dass ihr Mann sie schon seit Monaten betrügt. Mit Ulla Kirsch, seiner bildschönen, jungen Sekretärin.

Susa ne hält eine Scheidung für unumgänglich, und sie wird in ihrem Entschluss noch bestärkt, als sie zufällig ihrer Jugendliebe Moritz von Lengen wiederbegegnet. Damals war es eine glückselige Zeit - heute jedoch sind sie beide zwanzig Jahre älter. Kann eine große Liebe von Neuem aufblühen?

Dr. Philipp Colmann war mit seiner Suppe fertig. Er legte den Löffel aus der Hand und schaute auf seine goldene Armbanduhr.

Susanne, seine Frau, bemerkte diesen hastigen Blick.

»Hast du es wieder so eilig?«, fragte sie in einer Mischung aus Traurigkeit und Tadel.

»Ja, Susanne, schrecklich eilig. Die Leute vom Kirchenbauamt lassen mir einfach keine Ruhe. Ich muss in einer halben Stunde bei ihnen sein. Mit dem Turm für die Johanneskirche sind wir noch nicht ganz klar.«

Susanne Colmann nickte. Es war nicht zu erkennen, ob sie sich mit dieser Erklärung zufriedengab oder nicht. Sie läutete, ein junges Dienstmädchen kam herein und räumte die Tassen fort.

»Möchten Sie noch die Soße abschmecken, gnädige Frau?«, fragte das Mädchen.

»Nein, Marlene, lassen Sie nur. Mein Mann hat es eilig.«

Das Mädchen verschwand. Zwischen den Eheleuten herrschte einen Moment lang Schweigen. Philipp Colmann trommelte nervös mit den Fingern auf die weiße Damast-Tischdecke.

Dann fragte er plötzlich:»Wo bleibt eigentlich Claudia?«

»Das weißt du doch, Philipp. Sie hat dich gestern um Erlaubnis gefragt, ob sie heute nach der Schule bei ihrer Freundin essen und zusammen mit ihr die Hausaufgaben machen darf.«

»Ah, richtig. Hausaufgaben? Bist duüberzeugt, dass sie das wirklich tut?«

»Was sollte sie sonst vorhaben?«

»Na, mit siebzehn Jahren hat man ja auch schon andere Gedanken im Kopf. Einen netten Jungen, zum Beispiel.«

»Claudia nicht.«

»Bist du ganz sicher?«

»Ja, Philipp, ganz sicher. Trotz des Vaters.«

Das Trommeln der Finger hörte jäh auf.

»Was soll das heißen?«, fragte Philipp Colmann gereizt und blickte seine immer noch recht attraktive Frau mit flackernden Augen an.

»Du warst ja nie schüchtern dem anderen Geschlecht gegenüber, nicht wahr?«, erwiderte Susanne.

»Das ist lange vorbei«, behauptete er hastig und schaute wieder auf die Uhr.»Wo bleibt denn nun das vermaledeite Essen?«

»Ich kümmere mich darum, Philipp«, sagte seine Frau und erhob sich.»Vielleicht denkst du inzwischen darüber nach, ob das wirklich schon lange vorbei ist.«

Betroffen schaute Dr. Colmann seiner Frau nach. Was meinte sie damit? Sie konnte doch unmöglich gemerkt haben, dass …

Susanne kam mit dem Mädchen wieder.

»Schon gut, Marlene, ich lege selbst vor«, sagte Frau Colmann. Es gab Cordon bleu mit frischem Salat.

»Ich möchte wissen«, sagte Philipp Colmann, während seine Frau den Teller für ihn füllte,»was diese Bemerkung eben zu bedeuten hat.«

»Das musst du doch besser wissen als ich«, entgegnete sie müde.

»Zum Donnerwetter, heraus mit der Sprache!«, rief er heftig.

»Wer brüllt, hat ein schlechtes Gewissen«, meinte Susanne Colmann resigniert.

»Ich brülle nicht!«

Susanne stellte ihm den Teller hin. Und plötzlich erklärte sie:»Philipp, wenn du dich scheiden lassen willst, sage es bitte rechtzeitig.«

Betroffen starrte er sie an. Er war vollkommen fassungslos. Es zuckte in seinem Gesicht.

»Was willst du damit sagen?«, würgte er hervor.

»Ich will damit sagen, dass ich es nicht nett von dir finde, mich so lange zu hintergehen. Habe ich das verdient? Bin ich dir nicht einmal ein wenig Offenheit und Ehrlichkeit wert?«

»Susanne, ich verstehe nicht …«

»Iss, mein Lieber. Sonst wird Ulla Kirsch sehr ungehalten sein. Sie ist gewiss nicht so geduldig wie ich.«

Dr. Colmann fuhr von seinem Stuhl in die Höhe. Polternd kippte der Stuhl hinter ihm um.

»Ulla Kirsch? Zum Kuckuck, was hat sie mit mir zu tun?«

»Erstens ist sie deine Sekretärin und zweitens deine Geliebte. Du staunst, dass ich das weiß? Ich habe es immer schon geahnt. Seit vorgestern weiß ich es mit Bestimmtheit. Du warst geschickt bisher, aber diesmal hast du einen Fehler gemacht. Helene hat dich in Hamburg gesehen. Im Regina-Hotel. Natürlich mit Ulla. Zärtlichkeiten beim Essen, und hinterher folgte sie dir auf dein Zimmer. Ich …«

»Ich habe ihr Briefe diktiert, zum Donnerwetter!«, brauste Philipp Colmann auf.»Ich verbitte mir diese Ungeheuerlichkeiten!«

»Du vergisst, dass du mir erzählt hast, Ulla Kirsch bleibe hier, weil es zu viel Arbeit im Büro gebe. Und du vergisst auch dein Essen. Ulla Kirsch ist gewiss sehr anspr