: Klaus-Peter Wolf, Gaby Kaden, Micha Krämer, Nané Lénard, Klaus E. Spieldenner, Renate Folkers, Lotha
: Tannenblut Krimi-Kurzgeschichten zum Fest
: CW Niemeyer Buchverlage GmbH
: 9783827183507
: 1
: CHF 6.40
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: Geschenkbücher
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hände hoch! Oder lieber doch den Kopf einziehen? Und auf keinen Fall etwas schlucken, von dem man nicht genau weiß, was es ist! Niemand kann sich sicher sein, der in der besinnlichen Weihnachtszeit auf das Fest der Liebe wartet. Denn das Böse lauert überall - mal im roten Kostüm, im Dunkel beschneiter Tannen, aber vor allem im Eis gebrochener Herzen. Lassen Sie sich fesseln: Unsere Autoren halten heiter-skurrile, berührende und bittersüße Präsente für Sie bereit - Krimi-Kurzgeschichten, ohne die Ihnen in der Weihnachtszeit etwas fehlen würde!

Weihnachtsworkshop
im Westerwald
Micha Krämer


Melanie Geldermann zischte „Teambildende Maßnahme … was für ein unnützer, blöder Mist“, und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Alleine bei dem Gedanken an die nächsten drei Tage schauderte es sie. Ihr Blick fiel auf die Anzeige rechts neben dem Tachometer ihres VW Golfs, auf dem die aktuelle Außentemperatur angezeigt wurde. Minus dreizehn Grad. Die Felder, Wiesen und Wälder, die rechts und links der Straße förmlich an ihr vorbeiflogen, waren von einer dicken Schicht Frost überzogen. Warum zum Kuckuck schneite es eigentlich nicht in diesem Winter? Nicht eine Flocke war bisher vom Himmel gefallen. Weder in Köln Nippes, wo sie seit einigen Jahren wohnte und arbeitete noch hier im Westerwald, wo sie die nächsten drei Tage eher widerwillig verbringen würde. Ihr Blick wanderte zum Himmel, an dem sich dunkle Wolken zusammenballten. Vorhin, im Radio, hatten sie von einem Schneesturm gesprochen, der aus Osten, von Sibirien her, auf Deutschland zurollte. Im Gepäck jede Menge Neuschnee und die sprichwörtliche sibirische Kälte. Wer es glaubte! Sie nicht. Die von den Wetternachrichten erzählten auch schon mal viel, wenn der Tag lang war.

Als sie den Ortsausgang des kleinen Städtchens Daaden passierte, zeigte das Navi noch 2,8 Kilometer bis zu ihrem Ziel, dem Schloss Friedewald in dem gleichnamigen Örtchen. Melanie tastete nach ihrem Handy auf dem Beifahrersitz und sah kurz auf das Display. Enttäuscht stellte sie fest, dass es immer noch keine neuen Nachrichten gab. Empfang hatte das Gerät zum Glück ja. Wenn auch neben dem Symbol mit der kleinen Antenne lediglich ein einziger mickriger Balken angezeigt wurde.

Was, wenn er sich nicht melden würde? Sie seufzte und krallte ihre Fingernägel in das Leder des Lenkrades. Irgendwie hatte sie einfach kein Glück mit den Kerlen. Dabei hatte sie diesmal wirklich geglaubt, dass Frank anders war als die anderen und sich bei ihr melden würde. Sie hatte ihn erst gestern am Abend „Em goldenen Kappes“, der Kneipe in ihrer Straße, kennengelernt und ihn spontan, nach einigen Gläsern Kölsch, mit nach Hause genommen. Nicht weil sie so mannstoll war und es nötig hatte, unbedingt den erstbesten Typen abzuschleppen, der ihr vor die Flinte lief. Nein, bei ihm hatte sie auf Anhieb das Gefühl, dass er endlich der Richtige war. Klar war sie schon ein wenig enttäuscht gewesen, als sie nach dem Wachwerden feststellen musste, dass das Bett neben ihr leer und kalt war. Doch zum Glück hatte sie ihm noch in der Kneipe eine ihrer Visitenkarten mit ihrer Mobilnummer zugesteckt. Er würde sich bei ihr melden. Ganz bestimmt. Sie wischte den Gedanken an Frank zur Seite und versuchte an das zu denken, was sie heute noch erwarten würde. Eine „Teambildende Maßnahme“. Melanie schlug genervt auf das Lenkrad. Was hatte sich ihr Chef, Heinz Kalbe, bloß dabei gedacht, sie und die anderen Kollegen drei Tage vor Weihnachten zu di