Main Data
Author: Alexander Oetker
Title: Wolfstal Luc Verlains Fall am Jakobsweg
Publisher: Hoffmann und Campe
ISBN/ISSN: 9783455020328
Series: Luc Verlain ermittelt
Edition: 1
Price: CHF 11.50
Publication date: 09/05/2025
Content
Category: Detective stories, thrillers, espionage
Language: German
Technical Data
Pages: 336
Copy protection: Wasserzeichen
Devices: PC/MAC/eReader/Tablet
Formate: ePUB
Table of contents
Der Schäfer, der Wolf und der Tod Umgeben von sanften Pyrenäenausläufern und berühmt für seine Gewürzpaprika, lädt das malerische Espelette alle zu einer Rast ein, die hier auf dem Jakobsweg vorüberwandern. Doch ein Schatten fällt auf das Idyll, als ein Schäfer aus dem Dorf brutal getötet wird. Dem von der baskischen Polizei zu Hilfe gerufenen Luc Verlain kommen die schweigsamen Dorfbewohner seltsam mitleidlos vor, und bald schon stößt er auf so einige schlüssige Mordmotive. Waren die vom Schäfer abgegebenen Luftschüsse, wenn Pilger seinen Weiden nahekamen, den Hoteliers ein zu großer Dorn im Auge? Hat sein Einsatz für den Wolf, der in der Gegend umgeht, seine Schäferkollegen zu sehr aufgebracht? Und weshalb war er ein so menschenscheuer Einzelgänger? Mord in der Aquitaine - Luc Verlain ermittelt: - Band 1: Retour - Band 2: Château Mort - Band 3: Winteraustern - Band 4: Baskische Tragödie - Band 5: Rue de Paradis - Band 6: Sternenmeer - Band 7: Revanche - Band 8: Wilder Wein - Band 9: Wolfstal Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Alexander Oetker, geboren 1982, berichtet als Frankreich-Experte von RTL und n-tv seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Seine Krimis stehen regelmäßig auf der Bestsellerliste. Mit seiner Familie pendelt er zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.
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Col des Trois Croix, Espelette, Frankreich


»Putain«, fluchte sie immer wieder auf Baskisch, »putain, wo steckst du nur?«

Es war schon spät am Abend, die Pyrenäen im Süden waren nur noch schemenhafte Schatten, weil die Sonne vor einer halben Stunde untergegangen war.

Elorri hatte ihren Stock dabei und ging schnurstracks und ohne zu stolpern gen Westen, immer steil bergauf. Sie hatte keine Angst vor dem felsigen Untergrund, sie kannte diesen Weg seit ihrer Kindheit, sie würde nicht stolpern, auch wenn schon fast nichts mehr zu sehen war. Das hier war ihre Welt, ihr Vater hatte sie schon mit in die Berge genommen, als sie noch nicht einmal lesen oder schreiben konnte, und nun war sie seit zwei Jahren allein für die Herde verantwortlich. Die Herde, die sie eben bei ihm unten gelassen hatte; er würde die Tiere versorgen und für die Nacht in den Stall bringen.

Und sie musste sich nun beeilen. Sie fürchtete die Dunkelheit nicht um ihrer selbst willen, aber sie wollte das kleine Lamm finden, bevor die Nacht vollends hereinbrach. Das Wetter sollte nämlich bald umschlagen, und ein Unwetter in den Pyrenäen war nun wirklich kein Vergnügen. Wenn sie das Kleine nicht in den nächsten zwanzig Minuten finden würde, müsste sie ihn zurücklassen – und das wäre sein Todesurteil. In der Dunkelheit lauerten nämlich echte Gefahren, die Wölfe suchten genau nach so einer Gelegenheit: ein Lamm, getrennt von seiner Herde, ohne Zäune und ohne wachsamen Hund, wäre ein gefundenes Fressen. Sie hatte das Kleine vorhin schon gesucht, deshalb war sie später unten gewesen. Sie hatte erwartet, dass Papa wütend sein würde, aber er hatte ganz abwesend gewirkt und die Schafe einfach so entgegengenommen. Aber sie hatte nicht länger darüber nachgedacht, sie war sofort wieder losgegangen, zurück auf den Berg.

Natürlich, Elorri wusste, dass esnur ein Lamm war. Sie führte eine Herde mit dreihundert Tieren, die, nun von ihrem Schäferhund bewacht, schon unten auf dem Hof waren. Aber Papa hatte ihr immer beigebracht, dass sie nie eines ihrer Tiere zurücklassen solle. Hier im Baskenland sorgten Mensch und Tier füreinander – auch für ein einziges verlorenes Lamm. Und sie würde dieses Mantra befolgen, auch heute Abend und auch in der hereinbrechenden Dunkelheit.

Der Anstieg war steil, und ihr Atem ging stoßweise. Die warme Luft entwich ihrem Mund in weißen Wolken. Sie hielt inne und versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren. War da ein Geräusch? Oder war es nur ihr eigenes Keuchen?

Sie sah sich um. Doch da war nichts, nur dunkle Schatten in der Einöde. Hier oben gab es keine Bäume mehr, der Weg war karg und schroff. Eigentlich war es gar kein richtiger Weg mehr, sie musste sich ihren Pfad durch die Felsen bahnen. Elorri wollte gerade wieder loslaufen, da hörte sie es. Sie legte den Kopf schief und schloss die Augen. Tatsächlich, von oben war leises Blöken zu hören.

»Putain«, flüsterte sie, »hab ich dich.« Sie stieg nun noch steiler bergan, das Blöken wurde lauter. Und dann, hinter dem nächsten Felsvorsprung, sah sie das weiße Etwas, fünfzig Meter weiter südlich stand es, sah irgendwie verkrampft aus und gab so hohe Töne von sich, dass es Elorri beinahe das Herz zerriss.

Sie ging näher heran und sagte ganz leise: »Ich bin da, ich bin da.« Dann sah sie es: Das kleine Lamm hatte nur drei Beine auf den Felsen, die aber krumm und schief standen – es sah aus, als wäre es gerade geboren word

 
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