: Lucie Flebbe
: Jenseits von schwarz
: Grafit Verlag
: 9783894257491
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Suchtklinik wird zur Todesfalle Securitymann Jo Rheinhart alias ?Zombie? wird während seiner Schicht vor einer Suchtklinik überfallen und niedergeschlagen. Aber warum? Nichts wird gestohlen, niemand sonst kommt zu Schaden. Am nächsten Abend wird Zombie an selber Stelle von zwei bewaffneten Männern angegriffen und tötet sie in Notwehr - behauptet er jedenfalls. Kommissarin Eddie Beelitz glaubt ihm, obwohl sie weiß, wozu Zombie fähig ist. Der taucht ausgerechnet in der Suchtklinik unter, während Eddie herauszufinden versucht, was in Wahrheit geschehen ist ... Der zweite Teil der Trilogie von Friedrich-Glauser Preisträgerin Lucie Flebbe

Lucie Flebbe, geb. 1977 in Hameln, ist Physiotherapeutin und lebt mit Mann und Kindern in Bad Pyrmont. Mit ihrer neun Bände umfassenden Krimireihe um die junge Privatdetektivin Lila Ziegler eroberte sie sich eine große Fangemeinde. Die unkonventionelle Ermittlerfigur, der außergewöhnliche Erzählstil und die Auswahl der Milieus, in denen die Fälle spielen, ergeben eine bis heute einzigartige Mischung - feine Unterhaltung mit Tiefgang im besten Sinn. Mit der Jenseits-Trilogie und ihrer neuen Heldin Edith ?Eddie? Beelitz hat sich Lucie Flebbe neu erfunden und bleibt sich zugleich treu ...

EDDIE


»Sorry, Eddie. Ria hat Jaz und Jo mitgenommen. Was sollte ich machen? Sie ist ja die Oma.« Mütze zuckte entschuldigend die Schultern. »Sie wollte unbedingt wissen, wo Zombie steckt. Aber der hat mir ja verboten, ihr irgendwas zu erzählen. Jetzt ist sie auf dreitausend.«

»Was? Und wo ist sie hin?«

Mütze deutete mit dem Finger in Richtung von Zombies Wohnung im Nachbarhaus. »Wirst du allein mit ihr fertig oder soll ich Dana Bescheid sagen?«, wollte sie wissen.

Gleich darauf stand ich mit Lotti an der Hand vor der Wohnungstür und überlegte, dass ich wahrscheinlich nicht hier zu übernachten brauchte, wenn Zombies Mutter sich weiter um die Kinder kümmern wollte.

Aber ich musste zumindest nach ihnen sehen, denn Zombie selbst hatte ja nicht gewollt, dass Ria Rigowski auf Jaz und Jo aufpasste. Weil sie ein ›echter Pflegefall‹ war, wenn ich seine Wortwahl richtig erinnerte.

Ich ließ den Schlüssel in der Jackentasche und drückte die Klingel.

Jo riss nur Sekunden später die Tür auf. »Na endlich! Ich hab doch gesagt, dass Lotti jetzt bei uns wohnt, Oma!«

»Schuhe aus!«, rief ich noch schnell, bevor die beiden davonflitzten.

Im nächsten Moment verdunkelte Ria Rigowskis großer Schatten den Flur. Die stämmige Blondine war nicht mehr so blond, wie ich sie in Erinnerung hatte. Sie hatte sich ihre Haare seit Längerem nicht nachgefärbt, was zur Folge hatte, dass die oberen vier Zentimeter dunkelgrau nachwuchsen und wie eine Mönchskappe ihren Kopf bedeckten, während die blondierten Fransen rund um ihr Gesicht herunterfusselten. Sie war noch dicker geworden und stemmte die Arme wie ein Racheengel in die Seiten ihrer Leoprintbluse mit draufgedrucktem Raubkatzengesicht.

Jaz streckte neugierig den Lockenkopf aus der Küche.

»Sie sind seine Neue?« Rigowski musterte mich abschätzend.

»Mensch, Oma.« Jaz schob sich neben die Dicke und knuffte sie in die Seite. »Er vögelt sie nicht. Die passt doch gar nicht in sein Beuteschema.«

Wie bitte?

Dass Jaz schon lange begriffen hatte, dass Frauen nicht mitten im Winter im Minirock herumliefen, weil das so schön kuschelig war, bewies ein Blick in ihren Kleiderschrank. Aber über die Wortwahl würden wir noch mal sprechen müssen. Das verschob ich allerdings auf später, denn Rigowskis von Wimperntusche umkrümelte Augen waren misstrauisch schmal geworden.

»Kennen wir uns nicht von irgendwoher?«

»Ich bin Eddie«, sagte ich. »Ich passe auf die Kinder auf, bis Joseph zurück ist. Aber wenn Sie jetzt hier sind …«

Rigowski hob langsam eine mit goldenen Ringen behängte Hand. Ihre glitzernden Nägel berührten ihre Lippen. »Sie sind …«

Okay. Sie hatte mich wiedererkannt.

»Sie haben Marleen erschossen«, flüsterte sie entsetzt.

Scheiße!

Rigowski brach in Tränen aus.

Jaz’ Augen wurden groß, sie wich ungläubig vor mir zurück, als hätte ich mich gerade in ein Monster verwandelt.

Große Klasse.

Und jetzt?

»Du hastwas?«, quietschte Jaz mit überkippender Stimme.

»Verschwinden Sie hier!«, schrie Rigowski.

Jaz stürmte in ihr Zimmer und schlug mit einem Knall die Tür zu. Die beiden Kleinen streckten verwundert die Köpfe aus Jos Kinderzimmer