: Lucie Klassen
: Der 13. Brief Lila Zieglers erster Fall
: Grafit Verlag
: 9783894258405
: 1
: CHF 7.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 211
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Studienplatz in Bielefeld, ein nettes Apartment und eine Karriere als Juristin - Papi sorgt für alles. Doch Lila Ziegler will sich nicht länger vorschreiben lassen, was sie tun soll. Statt dem Wunsch ihrer Eltern zu entsprechen, taucht sie in Bochum unter. Ein Zufall führt sie in eine echte Männerwirtschaft: Im Parterre betreibt Molle eine Kneipe und unterm Dach Ben Danner eine Detektei. Eigentlich gewährt Danner Lila nur einen Platz zum Schlafen, doch die neugierige Lila entdeckt schnell, dass sie ihm helfen kann. Denn der Privatdetektiv ermittelt gerade die Hintergründe des Selbstmordes einer 16-jährigen Schülerin und steckt in einer Sackgasse. Unversehens findet sich Lila auf der Schulbank wieder... Frech, spannend, hintergründig - Lila wirbelt eine Männerwirtschaft auf und ihre Schöpferin Lucie Klassen (jetzt: Lucie Flebbe) die deutsche Krimiszene. :Debüt-Glauser-Preis9 2009

Lucie Flebbe (vormals Klassen) kam 1977 in Hameln zur Welt. Sie ist Physiotherapeutin und lebt mit Mann und Kindern in Bad Pyrmont. Mit ihrem Krimidebüt 'Der 13. Brief' mischte sie 2008 die deutsche Krimiszene auf. Folgerichtig wurde sie mit dem 'Friedrich-Glauser-Preis' als beste Newcomerin in der Sparte Romandebüt ausgezeichnet. www.lucieflebbe.de

12.

Während hinter Danner die Wohnungstür zupolterte, lief ich zurück ins Bad, ließ das Handtuch sinken und betrachtete im Spiegel meinen Rücken. Man ahnte den Bluterguss nur noch, wenn man genau hinsah.

Danner musste scharfe Augen haben.

Die Faust zuckt auf mich zu und ich weiß genau, dass ich mich nicht rechtzeitig wegdrehen kann. Es knackt, als der Schlag meine Wirbelsäule und die linke Schulter trifft. Der Schmerz rast meinen Rücken hinab, dunkle Punkte tanzen vor meinen Augen. Als ich zu Boden falle, glaube ich einen Moment lang, mir einen Querschnitt eingehandelt zu haben.

Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerung zu verdrängen. Erstaunlich, wie gut das funktionierte. Ich hatte die Hämatome auf meiner Schulter schon vergessen gehabt.

Dafür spürte ich noch das Kribbeln, dass Danners Berührung auf meinem Rücken hervorgerufen hatte. Ich stützte die Hände auf den Rand des Waschbeckens und starrte mein Spiegelbild an.

Beunruhigend.

Ich musste mich irgendwie ablenken.

Ich schlüpfte in meine Klamotten und schlenderte zurück ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch lagen noch immer die Fotos, die Danner von Staschek erhalten hatte. Ich ließ mich auf das Sofa fallen und sah sie mir an.

Das erste Bild zeigte eine Schulklasse. Ungefähr dreißig Teenager hatten sich auf einer Treppe aufgestellt. Die kleineren vorn, die größeren in der zweiten Reihe eine Treppenstufe höher. Das winzige Gesicht eines dunkelhaarigen Mädchens war mit rotem Kugelschreiber eingekreist.

Das zweite Foto war ein Porträt. Das Mädchen schien schneewittchenartig schön: blasse Haut, glänzendes, dunkles Haar, hohe Wangen und Puppenmund.

Was hatte es mit ihr auf sich?

Und wie konnte ich es herausfinden?

Wo hatte Danner wohl die Akteüber seinen aktuellen Fall versteckt?

Es dauerte einen Moment, bis ich das leise Surren wahrnahm, das schon die ganze Zeitüber zu hören gewesen war.

Ich wandte mich nach dem Geräusch um.

Danner hatte den Computer nicht ausgeschaltet.

Den Computer, an dem er vorhin seinen Bericht getippt hatte.

Ich ging zum Schreibtisch. Der Bildschirm war schwarz, wahrscheinlich im Stand-by-Modus, aber der Rechner lief noch.

Hatte Danner wirklich vergessen, alles auszuschalten?

Eher nicht.

Im Gegenteil– dass er den PC angelassen hatte und verschwunden war, war beinahe eine Einladung!

Ich setzte mich an den Schreibtisch und schaltete den Monitor ein.

Der Absatz, den Danner getippt hatte, bevor M. hereingeplatzt war, wurde sichtbar:

Dienstag, 25.10.

9.00 Uhr, Lehrerzimmer:

Anwesend: M. Dittmer, S. Lehnert, G. Berthold, M. Morgenroth

Gespräch auf F. Ahrend gebracht:

S. Lehnert ist der Meinung, dass er noch länger beurlaubt sein wird. Ahrends Frau Christa leidet angeblich seit Längerem unter depressiven Phasen, muss jetzt möglicherweise zur stationären Behandlung in eine Psychiatrie eingewiesen werden.

M. Morgenroth mutmaßt, dass die Ehe diese Belastung nichtübersteht.

11.25 Uhr, zweite große Pause (Schulhofaufsicht):

Verdächtige Person verteilt am Fahrradständer Koks-Tütchen an mehrere Schüler (K. Bode, F. Schubert und L. nicht dabei!).

Ich stutzte.

Warum hatte L. keinen Nachnamen?

Hatte Danner ihn vergessen?

Kannte er ihn nicht?

Oder hatte er ihn in seinen sonst so kompletten Unterlagen absichtlich weggelassen?

Personenbeschreibung:
Weiß, männlich, ca. 35–40 Ja