: Carla Maria Heinze
: Potsdamer Intrigen Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783987071645
: Enne von Lilienthal
: 1
: CHF 9.90
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Facettenreic , authentisch und spannend bis zum Schluss! Ein Toter im Potsdamer Stadtschloss ruft Kriminalrat Maik von Lilienthal auf den Plan. Doch kaum hat er mit den Ermittlungen begonnen, wird im Park Sanssouci die nächste Leiche entdeckt. Offenbar kein Zufall, denn die beiden Opfer kannten sich. Als Lilienthals Mutter Enne, pensionierte Fallanalytikerin, von den Morden erfährt, kann sie es nicht lassen und stellt im Alleingang Nachforschungen an. Die Hinweise, auf die sie stößt, führen zurück in die letzten Jahre der DDR - und fördern tödliche Geheimnisse zutage.

Carla Maria Heinze, geboren in Kleinmachnow, einem Vorort von Berlin, mag alles, was nicht in eine Schablone passt: Menschen, Meinungen und Lebensentwürfe. Ihre Kriminalromane handeln davon. Viele, oft abenteuerliche Reisen führten sie über alle Kontinente. Heute lebt sie in einem kleinen Ort zwischen Potsdam und Berlin.

1

Blass zeichnete sich die Sichel des abnehmenden Mondes am Himmel ab. Hinter den Wohnblöcken schob sich zaghaft die Morgendämmerung empor. Erste Vogelstimmen erklangen über den Dächern des Alten Marktes. Die Figur des Atlas auf der Dachspitze des historischen Rathauses schimmerte golden in der Dunkelheit. Dann setzten die Glocken der Nikolaikirche mit ihrem melodischen Klang ein und verkündeten die sechste Stunde.

Silvio Ragnitz kniff die Augen zusammen, gähnte, als er aus dem Fahrstuhl trat. Mit weit ausholenden Schritten lief er an den Tischen und Stühlen vorbei zu der Tür, die zu den Arbeitsräumen der Kantine im Potsdamer Landtag führte. Er strich sich über das kurz geschnittene dunkle Haar, schob den Ärmel seiner gelben Windjacke hoch und schaute auf seine Armbanduhr. Eine halbe Stunde bis Schichtbeginn.

»Dein Vorname ist Pünktlichkeit«, hatte Uli mal zu ihm gesagt. Ein bisschen spöttisch, wie Freunde halt manchmal so sind. Aber er hatte es als Lob empfunden. »Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige« war der Spruch seines Opas gewesen, und daran hielt er sich. Bis heute. Auch wenn das nicht jedem hier passte. Zeit war kostbar, sie durfte nicht verplempert werden. Und in seiner Position als Leiter der Landtagskantine war das für ihn ohne Alternative. Wenn er die Fäden nicht straff in der Hand hielt, würde sich bei den Kollegen umgehend der Schlendrian einschleichen, davon war er überzeugt. Wer sich nicht an die Regeln hielt, der hatte in seinem Team nichts verloren.

Er schloss die Tür auf und drückte den Lichtschalter. Mit einem Schlag flutete strahlende Helligkeit die vor ihm liegenden Räume. Er lief den Gang entlang, bis er zu der im hinteren Teil gelegenen Umkleide kam, streifte die Windjacke von seinen breiten Schultern, zog den grauen Baumwollpullover über den Kopf und hängte beides zusammen mit den Jeans ordentlich auf einem Bügel in seinen Spind. Griff nach dem Päckchen mit der sauber gewaschenen Arbeitskleidung, die zusammengelegt auf dem Schrankboden lag, und stieg in die weiße Baumwollhose. Darüber zog er das in gleicher Farbe gehaltene T-Shirt und die blau-weiß gestreifte Jacke.

Hier oben unter dem Dach des Landtagsgebäudes herrschte eine angenehme Temperatur. Im Gegensatz zu draußen, wo der kalte Novemberwind um die Mauern fegte. Er streckte sich, strich wieder durch das volle dunkelbraune Haar und schob die Mütze vorerst in die Jackentasche. Dann schlüpfte er in die weißen Sneaker, die am Boden vor dem Spind standen, fischte die Packung Zigaretten samt Plastikfeuerzeug aus der Windjacke und ging nach vorn zur Glastür, die auf die Dachterrasse führte.

Diese wenigen Minuten hier oben allein, das war für ihn der Beginn eines jeden neuen Arbeitstages. Die erste Zigarette mit dem Blick über die erwachende Stadt. Er schaute hinüber auf die grünlich schimmernde Kuppel der Nikolaikirche; daneben lag das Potsdam Museum und gegenüber das Barberini, Hasso Plattners Museum, erbaut im Stil des Palazzo Barberini in Rom. Mit seinen spektakulären Kunstausstellungen zog es Besucher aus ganz Europa an und genoss inzwischen auch weltweit Aufmerksamkeit in der Kunstwelt. Das erfüllte ihn mit Stolz, so als würde es