2. Kapitel
Offensichtlich wird der Geschützdonner weniger, man könnte vermuten, die deutsche Wehrmacht leistet keinen Widerstand mehr. Dafür nehmen andere Geräusche zu, denn sie kommen bedrohlich näher. Dieses Gedröhn der endlosen Kolonne von Lastwagen, mit angehängten Artilleriegeschützen und selbstfahrenden Stalinorgeln, geht im Lärm tausender Panzerketten völlig unter. Sogleich feuern die Kanonen wieder, der fortwährende, sich ständig wiederholende, hundertfache Pfeifton dieser Stalinorgeln vermag einen Menschen in schreckliche Angstzustände versetzen. Gleich neben Willis Schützengraben schlagen Geschosse, dazu Splitter, ein. Ohne Dachüber dem Kopf hat er einige Metallsplitter oder Gestein abbekommen. Der einarmige Soldat kommt herbei: „Hast du etwas abbekommen“, fragt er. „Nur ein bisschen, ist nicht so schlimm“, gibt Willi zur Antwort. Der Einarmige: „Auf meiner Seite befindet sich kein Einziger mehr im Graben, bis ganz hinten. Bleib hier, ich sehe jetzt mal in der anderen Richtung nach“, um sogleich, in gebückter Haltung, davonzulaufen. Die russischen Geschütze feuern nun wieder mit aller Kraft, ringsum schlagen Geschosse ein. Wenn man hier nicht getroffen wird, ist das reiner Zufall, denkt sich Willi. Man muss versuchen, sich so klein und tief wie möglich auf den Boden des Grabens zu drücken.
Nach einiger Zeit kommt der Soldat zurück: „Auf dieser Seite befindet sich auch kein einziger Mann mehr. Wir müssen die Dunkelheit abwarten, dann schleiche ich mich ins Schloss, mal sehen, was dort geschieht. Womöglich sind wir beide die Einzigen in diesem Graben, während die anderen längst abgehauen sind. Hier nimm diesen Spaten, da können wir uns seitlich eine Höhle graben“, meint der Einarmige. Sofort beginnt Willi zu buddeln, da wird man richtig schön warm. Sein Kamerad verteilt die herausgestochene Erde mit einem Stahlhelm links und rechts im Schützengraben, um auch seitlich ein wenig Schutz zu finden. Langsam bricht die Dämmerung herein, immer mehr Geschosse schlagen ganz nahe ins Erdreich, dabei bietet die Höhle einigermaßen guten Schutz. Jetzt bringt der Soldat Rundhölzer herbeigeschleppt, um das Gestein nach oben abzustützen, dass ein richtiger kleiner Unterstand entsteht. Zwischenzeitlich wurde es dunkle Nacht, die Explosionen ringsum hatten etwas nachgelassen. Trotzdem bleibt es äußerst gefährlich, man weißnie, wo so ein Sprengkörper einschlägt: „Nun könnte es dunkel genug sein, ich sehe einmal im Schloss nach, was dort los ist. Außerdem heiße ich mit Vornamen Hermann, du wartest hier so lange, bis ich zurück bin. Auf keinen Fall länger als dreißig Minuten, es könnte sein, die halten mich für einen Deserteur, dann haust du hier ab“, spricht Hermann.
Er macht sich davo