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Miss Sharpe schrieb zwei Worte auf das Whiteboard, und Ruby übertrug sie sorgfältig auf den Einband ihres brandneuen, blauen Heftes.
Mein Tagebuhc.
»Ihr solltet jeden Tag Tagebuch schreiben«, sagte Miss Sharpe, begleitet vom Aufstöhnen der Jungen. Sie legte den Filzstift weg und ging zwischen den Tischen hindurch. Ruby hatte es gern, wenn Miss Sharpe herumlief, das machte es Essie Littlejohn nämlich schwerer, sie mit dem Bleistift zu pieken. Essies Daddy gehörte das Hotel, wo Mummy arbeitete, und Ruby konnte sie nicht ausstehen, mit ihren großen Ohren und ihren tollen Wachsmalkreiden und ihren Blähungen von all dem Nobelessen.
»Alles, was ihr tut, und alle Gedanken, die euch durch den Kopf gehen«, fuhr Miss Sharpe fort. »All eure geheimen Träume und eure Pläne für die Zukunft.«
Ruby sah, dass sie ganz hellen Perlmuttlack auf ihren kurzen Fingernägeln hatte. Ruby durfte sich die Nägel nicht anmalen, weil so was nur Schlampen machten, aber Miss Sharpe sah gar nicht aus wie eine Schlampe. Sie hatte hässliches braunes Haar und war überhaupt nicht geschminkt, und der einzige Schmuck, den sie trug, war ein Armband, an dem kleine Glücksbringer klingelten, darunter auch ein silbernes Hufeisen. Ruby fand das Hufeisen toll, und Miss Sharpe infolgedessen auch, deshalb war ihr nicht klar, wie Miss Sharpe eine Schlampe sein könnte. Vielleicht war Nagellack ja nur etwas Schlampiges, wenn es eine French Manicure war, wie bei den Mädchen aus dem College, die immer im Bus rauchten.
Miss Sharpe sah, dass Ruby ihre Glücksbringer betrachtete, und lächelte ihr schiefes Lächeln. Sie war erst seit Beginn des Schuljahres hier, also hatte sie noch keine Zeit gehabt, unglücklich zu werden.
David Leather meldete sich und fragte, ob er über seine Milchflaschen-Sammlung schreiben könne, und Shawn Loosemore erkundigte sich, ob er darüber schreiben dürfe, wie er David Leathers Michflaschen-Sammlung zertrümmerte, und alles lachte – außer David und Miss Sharpe, die in die Hände klatschen musste, damit alle still waren.
»Natürlich, David. Über Hobbys, oder darüber, was du am Wochenende gemacht hast, oder was du dir zum Geburtstag wünschst, oder über deine Haustiere. So ähnlich wie Facebook, aber nur für die 5B. Und dann«, setzte sie hinzu, »können diejenigen, die das möchten, ihre Tagebücher im Unterricht vorlesen, und wir erfahren etwas über …«
Es klingelte, und Miss Sharpe musste lauter sprechen, um das Stühlescharren zu übertönen.
»… den Alltag d