: J. F. Dam
: Brennende Zedern Kriminalroman
: Grafit Verlag
: 9783894257774
: 1
: CHF 7.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Informationen sind tödlicher als Waffen - denn Worte erschaffen Wirklichkeit Der deutsch-libanesischen Journalistin Laya Niering werden glaubhafte Informationen zugespielt, die auf einen bevorstehenden islamistischen Anschlag hindeuten. Doch während der Recherche kommen ihr Zweifel: Der Bürgermeister der Stadt wird brutal ermordet vor der neuen Migrantensiedlung aufgefunden, eine junge Frau aus der rechten Szene begeht Selbstmord, eine Leiche wird in einer Chemieanlage gefunden, die offiziell nicht existiert. Alles nur Zufall? Oder der ausgeklügelte Plan eines unbekannten Gegners? Als Laya klar wird, dass sie nur als Marionette in einem perfiden Spiel dienen soll, holt sie entschlossen zum Gegenschlag aus.

J. F. Dam, geboren 1963 in Niederösterreich, studierte Bautechnik, Literaturwissenschaften und Indologie. Der ausgewiesene Sanskrit- und Südasienexperte verbrachte viele Jahre auf Reisen und lebt heute mit seiner Familie in Salzburg. Er ist Autor mehrerer Sachbücher und von der Kritik gelobter Romane. 'Brennende Zedern' ist sein erster Genre-Krimi.

Kassandra


Nachts sieht Achenburg von oben aus wie eine von den unzähligen leuchtenden Spinnen, die auf unserem Globus hocken. Gelber Kloß mit Beinchen. Tagsüber ist der Kloß grau im Gewerbeosten und grün im schicken Westen, mit rotbraunen Punkten im kleinbürgerlichen Nordwesten, während er im Süden, dort wo die Hinterhofmoscheen liegen, auf Autobahnstelzen Richtung Stuttgart, Mannheim und Nürnberg balanciert.

Mittendrin an diesem Morgen, halb im Nordwesten und noch ratloser als sonst: ich. Ein Zustand, zu dem auch Martingers E-Mail beiträgt.

Laya, hallo!

Das ist alles, was drinsteht. Wahrscheinlich heißt es: Wo bist du? Was machst du genau? Und wie steht es mit dem Freitagstermin? Dann kommt noch eine zweite Nachricht nachgeschossen.

Meine Liebe.

Okay, denke ich. Es ist ja bei Martinger so zweideutig, wie es nur sein kann. Beim letzten Sommerfest ist er aufs Ganze gegangen, gleich nachdem sie alle von meiner Trennung erfahren hatten. Mit dem Glas Weißwein in der Hand, er trinkt ja nichts anderes, muss aus der Wachau kommen, seinem bevorzugten Weingebiet, bewegten wir uns schrittchenweise aus den Lichtkegeln des Abends auf der Martinger’schen Terrasse hinüber zu dem riesenhaften, uralten, von zehntausend Läusen schwarzen Hibiskusstrauch, auf dessen fortgesetzt blühende Existenz Martinger so stolz ist. Was dann aus seinem Mund kam, war zwar keine Liebeserklärung, aber es war so nahe dran, wie ich nur vertragen konnte. Es schüttelt mich bei dem Gedanken. Ich mag ältere Männer, etwas weniger Bauchansatz und etwas mehr Agilität hätten es allerdings schon sein dürfen. Martinger ist ein schöner Mann, doch mit dem behäbigen Körper eines Bären kurz vor dem Winterschlaf.

Ich bin da. Ich stelle den Motor ab. Bevor ich aussteige, schreibe ich Martinger zurück.Heiße Story, Hermann, das ist die Message, die ihn eine Weile ruhigstellen wird.Mach dir keine Sorgen. Freitag. Winkewinke.

Neben dem Parkplatz mit den vielen Ahornbäumen hat man ein Betonungetüm in die Tiefe des alten Marsch- und Wiesenlands im Südwesten der Stadt gerammt. Gut gewachsene junge Leute mit Sporttaschen über den Schultern schlendern an mir vorbei. Nachdem ich den verlassenen Empfangstresen des Leistungszentrums passiert habe, gehe ich labyrinthische unterirdische Gänge entlang, in denen man Hundertmetersprint trainieren könnte. Der Kunststoffbelag hat bessere Zeiten gesehen und die Bullaugen, die rechts von mir auftauchen, zeigen mir ein Schwimmbecken von beeindruckenden Ausmaßen.

Die Tür zur Umkleide ist gelb und zweieinhalb Meter hoch.

»Da sind Sie ja«, sagt eine Frau, die der Star einer Werbung für Proteine sein könnte. Ihr Unterkörper steckt schon in Jeans.

Ich bleibe in der halb offenen Tür stehen. Geruch nach Chlor, Menschen und Metall. Die Brüste der Frau sind flach, das Gesicht jedoch unerwartet weiblich und angenehm. Sinnliche Nase. Sieht man von manchen Aspekten der Schwimmerfigur ab, kann sie auf den zweiten Blick als schön durchgehen.

Ich blicke Mareike Bittram in die Augen. Sie sind blau, die Haare blond, alles an ihr hat einen Schuss Walküre.

»Ich warte draußen«, sage ich.

Ich habe die Tel