: Jette Jakobi
: Heiner ist tot Der Ostseemordclub ermittelt
: Goldmann
: 9783641307868
: 1
: CHF 8.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Heiner, der Postbote, sitzt in Strandkorb 396 und blickt aufs Meer. Doch die Aussicht kann er nicht mehr genießen, denn Heiner ist mausetot. Er wurde erstochen, wie Karin beim Morgenspaziergang entdeckt. Sie wohnt mit ihren Freundinnen Elsbeth und Ursel, alle Mitte siebzig, in einer Jugendstilvilla in einem hübschen Küstenort nahe Kiel. Kürzlich zog auch Olaf hier ein, Cousin der jüngst verstorben Agathe und pensionierter Kriminalkommissar. In der Damenrunde war er zunächst nicht willkommen, aber nun erweist er sich als Glücksfall. Denn der Mord hat die Neugierde der drei geweckt. Und weil die Polizei nicht vorankommt, beschließen die passionierten »Tatort«-Zuschauerinnen, den Fall selbst zu lösen.

Jette Jakobi ist das Pseudonym von Andrea Russo und ihrer Tochter Christin-Marie Below, die unabhängig voneinander Romane veröffentlichen, die regelmäßig die Bestsellerlisten erklimmen. Sie kennen sich aus mit der Küste und den Menschen, die dort leben - so wie Elsbeth, Karin und Ursel, den Hauptfiguren aus »Heiner ist tot«, dem Beginn der Ostsee-Mordclub-Serie.

1.


Elsbeth

Es begann alles an dem Tag, an dem das Foto eintraf.

Elsbeth saß bei einer Tasse Tee in ihrem gemütlichen Sessel und genoss den Blick auf die Ostsee, als ihr Smartphone mit einem »Pling« den Eingang der Nachricht verkündete. Sie hatte es schon ein paarmal bereut, dass sie sich zu dem Gruppenchat mit ihren beiden Freundinnen hatte überreden lassen. Schließlich wohnten sie im selben Haus und verbrachten ohnehin viel Zeit miteinander, zu viel für Elsbeths Geschmack. Ursel und Karin gackerten den ganzen Tag herum wie die Hühner. Und trotzdem schickten sie sich ständig Mitteilungen. Schlimmer noch: Sie hatten die Sprachnachrichtenfunktion für sich entdeckt. Und da vor allem Ursel arge Probleme mit den Ohren hatte, aber aus Eitelkeit ihr Hörgerät nicht benutzte, hatte sie die Lautstärke ihres Telefons grundsätzlich bis zum Anschlag aufgedreht. So konnten auch alle anderen in der Umgebung gut hören, was die beiden einander zu sagen hatten.

Die Ostsee war an diesem Morgen ungewöhnlich ruhig. Behäbig schwappten die Wellen ans Ufer und wieder zurück. Ein paar Möwen kreisten über dem Wasser, Touristen waren keine zu sehen. Es war noch zu früh am Tag und außerdem Mitte November, die Saison war vorbei, es war Sonntag, kalt, das Wetter so grau wie die See. Kaum jemand war freiwillig draußen am Meer.

Elsbeth mochte diese Jahreszeit am liebsten. Bei nasskaltem Wetter zwickte ihr künstliches Hüftgelenk, und so hatte sie eine Ausrede, wenn ihre Freundinnen sie drängten, mit ihnen an die frische Luft zu gehen. An dem Tag, an dem das Foto eintraf, war Karin allein unterwegs gewesen, auch Ursel war faul zu Hause geblieben. Sie hatte es sich im Bett gemütlich gemacht und einen Krimi gelesen. Wahrscheinlich hatte sie bereits den größten Teil der vorigen Nacht ihre Nase in das Buch gesteckt. Ursels Schrei jedoch war sicher nicht auf die spannende Lektüre zurückzuführen, denn Ursel fürchtete sich so schnell vor nichts.

Überrascht horchte Elsbeth auf, als Ursel erst laut quietschte und dann in schriller Tonlage mit sehr gedehnten Anfangslauten nach ihr rief: »Eeeelsbeth!« Kurz darauf hörte Elsbeth eine Tür zuschlagen, dann trampelnde Schritte auf dem knarrenden Parkettboden. »Eeeelsbeth!«

Ursels Stimme klang aufgeregt, aber nicht ängstlich oder verzweifelt. Elsbeth lehnte sich in ihrem Sessel zurück und wartete.

Schon betrat Ursel den Raum und sah sich um. »Hast du nicht mitbekommen, dass Karin uns gerade eine Nachricht geschickt hat?« Ihr Blick fiel auf Elsbeths Telefon, das auf dem kleinen Bistrotisch neben dem Sessel lag. »Es ist ein Foto. Das musst du dir unbedingt ansehen.« In ihren Worten schwang eine gehörige Portion Sensationslust mit, ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Wangen gerötet. Irgendetwas musste da passiert sein, aber anstatt es einfach zu sagen, bestand Ursel darauf, dass Elsbeth es selbst herausfand. »Na los!«

»Ja, ja, ich mach ja schon«, sagte Elsbeth.

Kurz darauf star