: Alexandra Bleyer
: Waidmannsdank Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783863589691
: 1
: CHF 6.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 224
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Freiwillig ins Mölltal zurückzukehren wäre Polizist Martin Schober nie in den Sinn gekommen: Zu viele schwierige Gestalten warten dort auf ihn. Als jedoch zur Jagdsaison nicht nur Vierbeiner ihr Leben lassen, muss er gemeinsam mit dem kauzigen Aufsichtsjäger Sepp Flattacher ermitteln. Schnell wird das ungleiche Duo in ein mörderisches Wettrennen verwickelt - doch wer ist hier Jäger und wer Gejagter?

Alexandra Bleyer, geboren 1974 in Klagenfurt, ist (natürlich mit einem Jäger) verheiratet und lebt mit ihrer Familie am Millstätter See. Die promovierte Historikerin ist Autorin mehrerer populärer Sachbücher. In ihren in Oberkärnten angesiedelten Krimis kann sie ganz ungestraft mörderische Energien freisetzen.

Prolog

»Der Flattacher hat schon wieder einen erschossen!«, kreischte Kerstin Moser, den Telefonhörer noch am Ohr.

Keine fünfzig Kilo auf die Waage bringen, aber eine Stimme wie eine Motorsäge, wunderte sich Revierinspektor Martin Schober nicht zum ersten Mal über seine Kollegin – bis die Bedeutung ihrer Worte in sein Hirn sickerte.

»Was? Erschossen? Ein Mord?« Er sprang auf. Sein Kugelschreiber landete auf der Schreibtischplatte und kullerte schließlich unbeachtet auf den Boden. Er rannte aus seinerKanzlei – die Türen standen wie immer offen – über den Gang in den Journaldienstraum.

Während Kerstin noch mit einem etwas verdattert wirkenden Ausdruck auf ihrem Gesicht dasaß und langsam den Hörer auflegte, war er schon zu seinem Spind gehastet und hatte die Tür aufgerissen. Er griff nach seinem Einsatzgürtel. Martin konnte an seinen Fingern abzählen, wie oft er seine Dienstwaffe in Wien hatte abfeuern müssen. Die meisten Schüsse waren im Trockentraining gefallen. Und jetzt war er keine zwei Wochen in Obervellach, wo er am ersten Mai seinen Dienst angetreten hatte, und würde vielleicht seine Pistole brauchen? Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

»Was ist denn los?« Offensichtlich hatte Kerstins Schrei den Postenkommandanten Georg Treichel bei seinem frühmorgendlichen Informationsbeschaffungsdienst, sprich beim Zeitunglesen, gestört, denn er kam mit seiner Kaffeetasse in der Hand aus seiner Kanzlei geschlendert.

»Der Flattacher hat schon wieder einen erschossen«, wiederholte Kerstin.

»Geh, das wird langsam ungut«, brummte Treichel.

Martin war gerade dabei, sich seinen Gürtel umzuschnallen, hielt aber inne, als er bemerkte, dass sich Kerstin nach ihrer anfänglichen Aufregung schon wieder beruhigte und Treichel weiterhin seinen Kaffee umrührte, um die mindestens drei Löffel Zucker aufzulösen. Martin schaltete einen Gang runter und atmete tief durch. Mal ehrlich: Was konnte in einem gottverlassenen kleinen Ort im tiefsten Mölltal in einem der hintersten Winkel Kärntens schon viel passieren? Ein Bandenkrieg zwischen den Bauernschädeln? Ein psychopathischer Serienkiller? Wohl kaum.

»Ja, Martin, das ist was für dich. Jetzt kannst zeigen, was du bei diesem Des… Deeskalarationsseminar« – Treichel stolperte häufiger über Fremdworte, aber das hielt ihn nicht davon ab, mit ihnen um sich zu werfen – »gelernt hast. Bei uns gibt’s halt auch Äktschn, nicht nur in Wien oder in Klagenfurt.«

Da war er wieder, dieser Seitenhieb. Eigentlich war Treichel nichtzwider, sondern ein netter, umgänglicher Typ; ein Chef, mit dem man gut auskommen konnte. Oder könnte. Er nahm es anscheinend persönlich, dass Martin so schnell wie möglich wieder aus Obervellach wegkommen wollte und schon an seinem ersten Diensttag um