: Roberta Gregorio
: Die kleine Eismanufaktur in Amalfi Roman
: Ullstein
: 9783843724999
: Kleine Läden in Amalfi
: 1
: CHF 7.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gelato und Gefühlschaos in Italien Seit ihr Vater an einem Herzinfarkt starb, leitet Livia die traditionelle Eismanufaktur ihrer Familie in der Altstadt Amalfis allein. Sie liebt es, neue Sorten auszuprobieren und ihre Kunden mit immer ausgefalleneren Kreationen zu überraschen. Sie arbeitet viel, trotzdem schafft sie das Pensum kaum. Zeit für ein Liebesleben bleibt da schon gar nicht. Doch eines Abends lernt sie Mario kennen, der kreuzunglücklich auf der Piazza vor der Gelateria sitzt. Und plötzlich ist Livia verliebt, ausgerechnet in einen Mann, den sie kaum kennt und der gar kein Eis mag. Doch die beiden kommen sich mit jeder Portion Gelato näher. Und sie merken bald: Nicht alle Probleme lassen sich mit einer Portion Eis mit Sahne lösen ...

Roberta Gregorio wurde 1976 im schönen Fürstenfeldbruck in Bayern geboren und ist dort direkt an der Amper aufgewachsen. Auch heute lebt sie mit ihrer Familie am Wasser, nur nicht mehr am Fluss, sondern am Meer, genauer in Süditalien. Gleich geblieben ist ihre große Leidenschaft für Worte, Texte und Manuskripte. Wenn sie nicht schreibt oder liest, übersetzt sie auch gerne. Braucht sie trotzdem mal eine kurze Pause, dann geht sie an den Strand und lässt die Seele baumeln, denn die Sache mit dem Dolcefarniente, die kann sie besonders gut.

Kapitel 1


»Wieso denn Bitterschokolade, sag mir, perché?«
»Weil der Kaffee die Papillen auf der Zunge fast ein bisschen betäubt, Livi, capisci?«
»Und Schokolade weckt sie wieder auf?«
Er lacht und nickt dann. »Ja. So kann man es sagen.«

(EissorteDolcezza di caffè con cioccolato fondente, zum ersten Mal hergestellt in derArtigiani del Gelato im Mai 1992)

Livia schlug die Augen auf und fragte sich, was sie geweckt haben mochte: das Kreischen der Möwen, das vom nahe gelegenen Meer zu ihr gelangte, oder doch der Kaffeeduft, der aus der Küche ihrer Nachbarin kommen musste. Die gute Patrizia schlief schlecht, wie Livia wusste – nein, wie eigentlich jeder wusste, der sich lange genug mit der alten Dame unterhielt. Livia schnupperte und rechnete sich aus, dass der einladende und unvergleichliche Geruch es ungehindert aus Patrizias Küche und dann wieder hinein in ihr Schlafzimmer geschafft hatte. Streng genommen kein großes Kunststück, denn sie lebten in einer typisch italienischen Gasse, wo die Häuser so eng aneinandergebaut waren, dass kaum ein Blatt zwischen sie und die Nachbarn passte. Für viele mochte diese Bauweise vielleicht beklemmend sein, nicht aber für Livia, die ausgesprochen gerne hier mitten in Amalfi mit ihrer nonna Filippa lebte.

Livia gähnte und streckte sich. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, es konnte also kaum später als halb sechs sein, doch war es für sie Zeit, aufzustehen. Leise kroch sie also aus dem Bett, um Filippa nicht zu wecken, die, im Gegensatz zu Patrizia, sehr gut und lange im Schlafzimmer nebenan schlief, ging ins Bad, zog sich an und verließ das Haus. Die Via Lorenzo d’Amalfi war noch menschenleer, und man hörte die Möwen weithin kreischen. Im Laufe des Tages würden sie sich etwas zur