: Verena Kufsteiner
: Das Berghotel 151 Sag einfach Ja!
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732554584
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

In einer stürmischen Herbstnacht klopft ein Madel an die Haustür der Kastlers, völlig durchnässt und halb erfroren. Die Fremde hat ihr Gedächtnis verloren, weiß nicht, wie sie heißt und wohin sie gehört. Solange ihre Identität nicht geklärt ist, soll Leni, wie sie nun erst einmal genannt wird, im Berghotel wohnen und dort ein bisschen aushelfen.
Doch schon ein paar Tage später wird Licht ins Dunkel gebracht, als Baron von Brauneck mit seinen Freunden im Weinstüberl zusammensitzt. Leni stellt den Männern gerade die schweren Bierkrüge auf den Tisch, da springt Wolfram Fuchs, ein wohlhabender Bauer aus dem Nachbarort, auf.
'Marianne!', stößt er schließlich hervor. 'O Gott, Marianne! Ich hab dich tatsächlich wiedergefunden.'

Die Starre fällt von ihm ab, er rennt um den Tisch herum auf sie zu. Die junge Frau steht dort immer noch wie angewurzelt. Fieberhaft überlegt sie, ob sie ihn kennt, doch in ihrem Gedächtnis rührt sich nichts. Da fällt Wolfram vor ihr auf die Knie.
'Marianne, ein weiteres Mal verpass ich meine Chance net: Willst du meine Frau werden?'

Laut prasselte der Regen auf das Dach und gegen die hölzernen Fensterläden. Der Wind heulte um das kleine Haus, als wollte er es einreißen oder einfach mit sich forttragen.

Schon am Nachmittag waren im Zillertal dunkle, unheilverkündende Wolken aufgezogen. Die Urlaubsgäste des Sporthotels »Am Sonnenhang« waren überstürzt von ihren Ausflügen und Wanderungen zurückgekehrt, um sich in ihren gemütlichen Hotelzimmern in Sicherheit zu bringen. Die Hotelangestellten hatten vorsichtshalber die Tische und Stühle auf der Panoramaterrasse abgedeckt. Bis zum Abend hatte das Wetter noch gehalten, dann jedoch hatte der Himmel alle Schleusen geöffnet. Jetzt herrschte das reinste Weltuntergangswetter.

Hedi Kastler schmiegte sich an ihren Mann Andi und blickte in das knisternde Kaminfeuer. Als der Donner grollte, zog sich eine wohlige Gänsehaut über ihre Arme. Das Hoteliers-Ehepaar hatte sich nach getaner Arbeit in ihr gemütliches Wohnhaus zurückgezogen, dass ein kleines Stückerl von dem Hotel entfernt im Grünen lag. Nun kuschelten sie sich auf dem Sofa aneinander.

»Solang ich net raus muss, lieb ich solche Wolkenbrüche«, murmelte Hedi lächelnd. »Ist’s net herrlich stimmungsvoll? Gerade richtig, um sich Geistergeschichten zu erzählen und heißen Kakao mit einem ordentlichen Schuss Rum zu trinken, gell?«

Andi schmunzelte. »Jetzt lobst du das Wetter noch. Aber ich glaub, wenn du morgen früh unsere neuen weißen Gartenmöbel siehst, bist du nimmer so begeistert.«

Erschrocken fuhr sie hoch. »Ach herrje, die schönen Gartenmöbel! Stehen die etwa mitten im Unwetter?«

Andi grinste frech. »Aber geh, Hedi, du kennst doch deinen gescheiten Mann. Freilich hab ich deine kostbaren Schätze in weiser Voraussicht ins Gartenhaus geschleppt.«

Mit einem Seufzer ließ sie sich zurück auf das Sofa sinken und piekte ihm zur Strafe ihren Finger in den Bauch.

»Du Schlawiner«, schimpfte sie lachend. »Willst du mir einen Herzinfarkt bescheren? Ich hab schon vor mir gesehen, wie der Sturm die schönen neuen Stühle durcheinanderwirbelt und bis rüber in den Wald schleudert. Ober wie ein riesiger Ast abbricht, mitten auf dem tollen, weiß lackierten Tisch landet, und die Platte zerstört.«

Er legte den Arm fest um ihre Schultern und zog sie an sich. »Was du dich wieder sorgst, mein Spatzl. Als tät ich je zulassen, dass so was geschieht.«

Kichernd schmiegte sie sich an ihn und gab ihm ein Busserl. Doch plötzlich wurde sie in seinen Armen ganz starr und steif. Mit geweiteten Augen blickte sie in Richtung Tür.

»Was ist denn?«, fragte er stirnrunzelnd.

»Pst, hörst du das net?«, fl