Eine Sache, die in New York niemals vorhersehbar ist, ist das Wetter. Eine andere Sache, die ebenfalls nicht so vorhersehbar war, ist mein Leben. Ich schätze, die Schwierigkeiten waren mir in vielerlei Hinsicht vorherbestimmt. Nie war ich das Kind, das brav gehorchte. Hatte stets große Träume. Meine Mutter sagte mir mit ermüdender Regelmäßigkeit, dass es für mich schlimm enden würde, wobei sie mit den Augen rollte und vermutlich den ein oder anderen Heiligen anrief. Nun, das schlimme Ende war noch nicht gekommen, doch ich habe es einige Male definitiv nur knapp verfehlt.
Jetzt, da ich nicht länger als Privatdetektivin arbeitete (zumindest nicht offiziell), sahen die Dinge anders aus. Ich war eine New Yorker Hausfrau wie viele andere, und blickte, umgeben von Familie und Freundinnen, einer gesetzten, ruhigen Zukunft entgegen. Ich hoffte sogar auf ein weiteres Kind. Der Arzt sagte, mit mir sei alles in Ordnung, ich solle also einfach mein Leben leben und mir keine Sorgen machen. Also habe ich genau das getan – ich habe mich um meinen Ehemann und meinen Sohn Liam gekümmert, und um Bridie, das junge irische Mädchen, das wir vor einem Leben als Bedienstete gerettet und mittlerweile zu unserem Mündel gemacht hatten. Alles lief erstaunlich reibungslos, bis eines Februarnachmittags ein Schneemann vor meiner Tür auftauchte.
Nach einem milden Januar, als gerade die ersten Schneeglöckchen erblühten, kam ein grausamer, arktischer Kälteeinbruch über uns, der alle Frühlingsblumen erfrieren ließ, die es gewagt hatten, sich schon zu zeigen. Es war bitterkalt und schneite zwei Tage lang ununterbrochen, was es unmöglich machte, das Haus zu verlassen. Daniel hatte sich mit den anderen Männern unserer kleinen Straße zusammengetan und einen schmalen Pfad zur Greenwich Avenue freigeschaufelt, damit er zur Arbeit und Bridie zur Schule gehen konnten. Ich hingegen musste zu Hause bleiben und schauen, wie ich mit den vorhandenen Vorräten zurechtkam. Ich hoffte zwar, dass die Kohlevorräte halten würden, doch sie schwanden rapide dahin und der Andrang beim Einkauf war groß. Wir zogen uns aus dem vorderen Wohnzimmer zurück und drängten uns im hinteren Raum zusammen, der sonst Daniels Reich war, oder saßen am Küchentisch und genossen die Wärme des Ofens.
Mein Tagesablauf sah üblicherweise auch einen Besuch bei meinen Nachbarinnen Sid und Gus vor. (Und falls Sie nicht mit meinen Freundinnen vertraut sind und sich bei den Namen zwei irische Arbeiter vorstellen, lassen Sie mich Ihnen sagen, dass es sich um zwei junge Damen aus gutem Hause handelt, die mit Taufnamen Elena und Augusta hießen.) Doch ich hatte sie seit einer Weile nicht mehr gesehen. Ich vermutete, dass sie schwer mit ihrem jüngsten Projekt beschäftigt waren. Sie hatten immer irgendetwas Neues, das ihre Aufmerksamkeit fesselte. Sie waren echte Renaissance-Frauen, die sich an Kunst, Musik und ausländischer Küche versuchten, und sich an sozialen Bewegungen wie den Suffragetten beteiligten. Doch es war nicht die richtige Jahreszeit für Suffragettenparaden. Ich fragte mich gerade, ob es nur das raue Wetter war, das sie fernhielt, als es am späten Nachmittag an meiner Haustür klopfte.
„Tante Sid, Tante Gus!“, rief Liam aufgeregt und schob sich an mir vorbei zur Tür. Es klang zwar eher wie: „Aa-Si? Aa-Gu?“, doch ich wusste, was er meinte.
„Hey, junger Mann, bleib drinnen.“ Ich packte ihn im letzten Moment am Pullover. „Da draußen ist es kalt und es liegt Schnee. Und wir wissen nicht, ob es Tante Sid und Tante Gus sind.“
Ich hob Liam in meine Arme, damit er nicht in den Schnee hinausrennen konnte, dann öffnete ich vorsichtig die Tür und ließ damit einen eisigen Windstoß herein. Liam sollte recht behalten. Es war Sid, die da stand, auch wenn ihr Gesicht hinter dem großen Schal kaum zu sehen war.
„Mensch, ist das kalt“, sagte sie. „Wie geht es dir, Molly?“
„Wir kuscheln uns in der Küche zusammen. Komm rein.“
„Ich bleibe nicht lange“, sagte sie, „aber ich habe euch etwas von unserem indischen Gemüsecurry mitgebracht. Wir haben uns im Moment ganz der indischen Küche verschrieben, seit wir entschieden haben, dass es falsch ist, Tiere zu töten und zu essen. Es schmeckt wirklich gut und wird euch warmhalten. Es ist viel zu viel für uns beide, aber ich konnte das Rezept auch nicht halbieren.“
„Das ist sehr lieb“, sagte ich und stellte die Kasserolle auf dem Tisch im Flur ab. „Willst du wirklich nicht einmal eine Tasse Tee trinken?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, vielen Dank. Ich muss zurück. Wir haben zu tun. Es wartet ein ganzer Berg von Kleidung, den wir sortieren müssen.“
„Kleidung? Mistet ihr eure Schränke aus?“ Mir ging durch den Kopf, dass sie mir vielleicht einige der ausgemusterten Sache