: Sybille Baecker
: Vermisst in den Highlands Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783987071751
: Sehnsuchtsorte
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 336
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spurensuche in der Einsamkeit der schottischen Highlands. Alison Dexter, Privatdetektivin in Inverness, hat sich eine Auszeit genommen, da steht eine alte Bekannte vor ihrer Tür: Violet Thompson. Die Millionärsgattin, mit der Alison mehr Abneigung als Freundschaft verbindet, steckt in Schwierigkeiten. Doch bevor Alison ihr Geheimnis erfährt, verschwindet sie spurlos. Violets Mann lässt dies seltsam kalt. Alison forscht nach und folgt einer Spur in die einsamen Highlands. Als sie dort überfallen wird und die Polizei wenig später ihren ausgebrannten Wagen findet, wird der Fall persönlich. Denn im Kofferraum liegt eine verkohlte Leiche.

Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie liebt das Ländle, ihr Herz schlägt aber auch für die Highlands und die rauen Küsten Schottlands, die sie immer wieder gern und ausgiebig bereist. Ebenso hegt sie ein Faible für den Scotch Whisky. Die Fachfrau für »Whisky& Crime« ist Autorin der erfolgreichen Krimiserie um den Kommissar und Whiskyfreund Andreas Brander. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet. www.sybille-baecker.de

EINS

Inverness

The Victorian Market lag in unmittelbarer Nähe des Invernesser Bahnhofs, man musste lediglich die Academy Street überqueren, um zu der Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert zu gelangen. Zahlreiche Läden, die Souvenirs, Süßwaren und Delikatessen anboten, dazwischen kleine Cafés, säumten die überdachten Wege. Lichterketten strahlten unter den Arkaden wie verfrühte Vorboten der Weihnachtszeit. Aus der Foodhall strömten den Besuchern die Gerüche der verschiedenen Speisen entgegen.

Kurz vor dem Ausgang zur Queensgate hatte erst vor wenigen Wochen ein Café eröffnet: The Ness Café. Kleine Bistrotische mit Rattan-Stühlen, alles in dunklem Grün und Cremeweiß gehalten, waren im Lokal verteilt. Vor dem Café standen drei weitere Sitzgruppen in der überdachten Mall. Zwei Tische waren besetzt, an dem dritten nahm soeben ein Mann Platz.

Er war schlank, trug eine helle, elegante Anzughose, dazu ein weißes Hemd, die Ärmel hatte er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Die kurzen rotblonden Haare waren adrett frisiert, der Bart gestutzt. Am Mittelfinger seiner linken Hand glänzte ein breiter goldener Ring mit einem dunklen Stein, rechts zierte eine klassische Rolex sein Handgelenk. Nicht zu protzig, aber alles in allem war nicht zu übersehen, dass der Mann Geld hatte.

Alison Dexter hatte den Gast bemerkt, ignorierte ihn jedoch geflissentlich, während sie einen Tisch abräumte. Sie brachte das Tablett mit dem benutzten Geschirr nach hinten und wäre gern dortgeblieben, aber Liz Owens, Alisons neue Chefin und Inhaberin des Cafés, zitierte sie schon herbei.

»Alison, da ist ein neuer Kunde.« Liz stand am Tresen, stellte einen Latte macchiato und eine Tasse Assam Tea auf ein Tablett. »Bring das vorher an Tisch zwei.«

Tisch zwei war der Nachbartisch, an dem der neue Gast Platz genommen hatte. Alison servierte dem Ehepaar die Getränke – schlammfarbene Outdoorhosen mit bunten Funktionsshirts ließen vermuten, dass es Touristen waren. Dann wappnete sie sich innerlich und wandte sich dem Mann zu.

»Hallo, Sam.«

»Ali-Schatz.« Samuel Dexter mimte den Überraschten. »Was machst du hier?«

»Wonach sieht’s denn aus?« Sie wollte sich eine Strähne ihrer langen dunklen Haare aus der Stirn streichen – allerdings war da nichts, da sie die Haare zu einem strengen französischen Zopf geflochten hatte. Liz bestand auf diese Frisur, damit sich nicht versehentlich ein Haar auf einen Kuchenteller verirren konnte.

Sam zog eine leidende Grimasse. »Ich hatte gehofft, es ist nur ein böses Gerücht.«

»Jetzt weißt du, dass es keins ist«, knurrte Alison.

»Du arbeitest wahrhaftig in diesem Café?« Er ließ den Arm raumgreifend kreisen.

»Nein, ich bringe den Leuten ihren Kaffee, weil ich zufällig gerade in der Gegend war und mir das so viel Spaß macht.«

»Ali-Schatz, was ist denn mit deiner Detektei?«

Alison biss die Zähne zusammen. Bis vor wenigen Wochen hatte sie versucht, sich als private Ermittlerin zu etablieren. Doch nachdem sie durch ihre Schnüffelei das Leben ihrer Schwester Jeana in Gefahr gebracht hatte, hatte sie beschlossen, diese Arbeit zu beenden. Aber das ging ihren Ex-Mann nichts an. Sie war froh, den Job in diesem kleinen Café bekommen zu haben. Sie brauchte den Lohn dringend, um ihre Miete zu zahlen.

»Möchtest du etwas bestelle