: Christian Dörge
: DER SCHNEE Ein München-Krimi
: BookRix
: 9783755402268
: 1
: CHF 4.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 174
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
   Anna Limmroth wird entführt. Als sie gegen Zahlung eines hohen Lösegeldes freigelassen wird, kann sie sich an nichts mehr erinnern.   Ein Psychiater soll ihre Amnesie heilen. Doch damit bringt er nicht nur Anna, sondern auch sich selbst in tödliche Gefahr...     Mit dem Roman  Der Schnee  legt Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien  Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace ,  Ein Fall für Remigius Jungblut  und  Friesland , einen ebenso spannenden wie außergewöhnlichen München-Krimi vor. 

  Erstes Kapitel


 

 

Meine Doktorarbeit befasste sich mit zwischenpersönlicher Kommunikation, aber in den zwölf Jahren, seit ich sie geschrieben habe, ist mir eine neue Theorie in den Sinn gekommen: Für mich bestehen neunzig Prozent jeder Kommunikation darin, die Zuhörer von den restlichen zehn Prozent zu überzeugen.

Jedenfalls war es so bei Ines Pfaffenbach.

Wir hatten zwei Stunden miteinander gesprochen, und mich beschlich das seltsame Gefühl, dass wir beide mit Personen sprachen, die gar nicht anwesend waren. Ich beschloss, es noch einmal zu versuchen – sozusagen von ganz unten.

»Frau Pfaffenbach, ich habe mich bemüht...«

»Fräulein«, verbesserte sie. Von dieser Art war das ganze Gespräch gewesen, nur hatte ihr Familienstand noch nicht zur Debatte gestanden.

»Fräulein. Ich habe mich bemüht, Ihnen die Arbeit hier im Institut ein wenig zu erklären. Es heißtInstitut für Persönlichkeitserforschung, weil genau das unsere Aufgabe ist. Nur in sehr seltenen Fällen betreiben wir Psychotherapie im konventionellen Sinne, und auch dann in erster Linie beratend... konkrete Behandlung von neurotischen oder psychotischen Störungen ist eher die Seltenheit.«

»Fräulein Limmroth ist weder neurotisch noch psychotisch, Doktor.«

Ich breitete die Hände aus. »Keine Ahnung. Würde ich die Krankheitsgeschichte kennen, könnte ich vielleicht Vermutungen anstellen, aber mehr wäre es auch dann nicht. Traumatische Amnesie von der Art, wie Sie sie beschreiben, ist bei Personen, die etwas ausgesprochen Schlimmes erlebt haben, nicht selten, und sie kann durchaus von einer Gehirnerschütterung oder einer Misshandlung durch ihre Entführer herrühren. Es kann auch eine rein seelische Reaktion auf eine unerträgliche Erinnerung sein. Oder etwas völlig anderes; ich kann es wirklich nicht sagen, ohne sie in Augenschein genommen zu haben – und dafür gibt es, wie gesagt, andere Psychiater, die auf solche Störungen spezialisiert sind. Ich empfehle Sie gern weiter.«

»Herr Limmroth hat sich ganz eindeutig geäußert«, erwiderte Ines Pfaffenbach. »Er sagt, Sie sollen den Fall seiner Tochter übernehmen, eine andere Wahl gebe es nicht. Die Kosten spielen selbstverständlich keine Rolle.«

»Selbstverständlich. Hat er vielleicht auch mitgeteilt, weshalb unbedingtich den Fall übernehmen soll?«

»Mein Arbeitgeber bespricht seine Privatangelegenheiten nicht mit mir«, sagte sie und fuhr fort: »Soviel ich weiß, ist er aber von Herrn König an Sie verwiesen worden – Herr König von König& S