: Ursula Poznanski
: Stille blutet Thriller | Die neue SPIEGEL-Bestseller-Reihe von Ursula Poznanski
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426454619
: Mordgruppe
: 1
: CHF 13.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nachrich ensprecherin kündigt ihre eigene Ermordung öffentlich an! Bestseller-Autorin Ursula Poznanski sorgt in ihrem Thriller »Stille blutet« mit einer bizarren Mord-Serie für Gänsehaut - und eine geheimnisvolle Erzähler-Figur treibt ihr ganz eigenes Spiel mit den Leser*innen. Wenige Worte machen die aufstrebende Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just über Nacht berühmt: Vor laufender Kamera kündigt sie ihre Ermordung an - zwei Stunden später ist sie tot! Ebenso ergeht es dem Blogger Gunther Marzik nach einer ganz ähnlich lautenden Ankündigung. Während die österreichische Medienwelt kopfsteht, trendet der Hashtag #inkürzetot, Nachahmer-Beiträge und Memes fluten das Netz. Wie soll die junge Ermittlerin Fina Plank im fünfköpfigen Team der Wiener »Mordgruppe« zwischen einer echten Spur, einem schlechten Scherz oder schlichtem Fake unterscheiden? Schließlich rückt Nadines Ex-Freund Tibor Glaser ins Zentrum von Finas Ermittlungen, ein aalglatter Werbefachmann und Weiberheld, der verzweifelt seine Unschuld beteuert. Während sich die Schlinge um Tibors Hals langsam zuzieht, beobachtet von allen unbemerkt ein weiterer Spieler mit Interesse das Geschehen - und bereitet einen raffinierten Schachzug vor ... Ursula Poznanski, Bestseller-Autorin der »VANITAS«-Thriller, startet mit »Stille blutet« eine Thriller-Reihe, deren Bände über eine ebenso schillernde wie zwielichtige Erzähler-Figur verknüpft sind. Wer ist diese geheimnisvolle Stimme aus dem Off, und was sind ihre wahren Absichten?

Ursula Poznanski lebt mit ihrer Familie in Wien. Die ehemalige Medizinjournalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern und Thrillern für Erwachsene ist sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden, ihre begeisterte Leserschaft hat ihr zu einer deutschen Gesamtauflage von bereits über 4 Millionen Exemplaren verholfen.

1.


Er sah den Auftritt nicht live – seit sie sich vor über zwei Monaten getrennt hatten, fühlte Tibor sich nicht mehr verpflichtet, den News-Flash von Quick-TV zu verfolgen, ebenso wenig wie die Diskussionsrunden, die Nadine gelegentlich moderierte.

Nur hatte er, während er imHansen saß und wartete, dummerweise sein Handy nicht stumm geschaltet, und die Nachrichten aus dem Freundeskreis kamen im Sekundentakt. WhatsApp, Twitter, Skype. Und überall der gleiche Link, zu einem Videoclip, in dem Nadine die Hauptrolle spielte.

»Ein Verbrechen wird man nicht ausschließen können. Bei dem Opfer handelt es sich um die siebenundzwanzigjährige Nadine Just.« Tibor war mit den Nuancen von Nadines Mimik ausreichend vertraut, er sah die Überraschung in ihren Augen, die Ratlosigkeit. Er hörte das leichte Schwanken in ihrer Stimme, bevor sie ihren eigenen Namen aussprach.

Warum in aller Welt hatte sie sich nicht vorher eingebremst? Es hätte genügt, eine technische Panne vorzuschützen, aber sie war wohl nicht bei der Sache gewesen. Schon zu Beginn der Sendung hatte sie abgelenkt gewirkt.

»Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?« Ein junger Kellner war an den Tisch getreten, ein Tablet in Händen. Rund um einen seiner Ringfinger war eine Schlange tätowiert.

»Nein, ich warte noch auf … oder doch. Ein kleines Bier, bitte.«

Ein schneller Blick auf die Uhr, Ricarda sollte seit zehn Minuten hier sein. Es war ihr zweites Date, und so, wie Tibor es einschätzte, auch ihr letztes. Nach der Zeit mit Nadine wollte er nichts Kompliziertes mehr – keine Eifersucht, keine Eskapaden. Nadine war ein Fehler gewesen; er hätte mit Rebecca zusammenbleiben sollen, oder überhaupt gleich mit Marie-Luise. Aber diese Dinge begriff man immer erst im Nachhinein. Für alles Künftige wünschte er sich jedenfalls Substanz, keine Effekte, die über einen Mangel an Inhalt hinwegtäuschen sollten.

Noch einmal spielte er das Video ab. Nadine war von jeher eine Meisterin der Effekte gewesen. Er zoomte ihr Gesicht größer. Sah die Überraschung darin, aber keinen Schock. Eher etwas wie Wut.

Er lächelte unwillkürlich. Nein, so leicht war sie nicht zu erschrecken. In den Social Media hatte sie sich mit Gott und der Welt angelegt und auch über die widerwärtigsten Reaktionen meist nur gelacht. Sie provozierte, es wirkte, sie verbuchte das als Erfolg.

Hatte sie den Text deswegen bis zum Schluss vorgelesen? Der Wirkung wegen? Weil sie wusste, dass diese Szene sie tage-, wenn nicht wochenlang in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken würde? Steckte sie etwa selbst hinter der Sache?

Unwahrscheinlich. Tibor wog das Telefon in der Hand. Er wollte keinen Kontakt mehr, es ging ihm so viel besser ohne Nadines Launen, ihre Lügen, ihre Selbstbeweihräucherung, ihre Dramen.

Aber aus reiner Anständigkeit würde er zumindest nachfragen, wie es ihr ging. Er würde das Gespräch ganz kurz halten, den Ton sachlich. Es würde nicht mehr als ein Höflichkeitsanruf sein.

Die Voicemail sprang sofort an, kein Wunder, garantiert versuchte ihr gesamter Bekanntenkreis gerade, bei ihr durchzukommen.Hallo, hörte er ihre Stimme, hier ist Nadine Just. Hinterlass mir eine Nachricht!

Er räusperte sich. »Hi, Nadine, Tibor hier. Ich wollte nur nachfragen, ob alles okay ist, nach dem Vorfall heute. Schräge Geschichte. Da hat sich jemand einen wirklich schlechten Scherz erlaubt, weißt du schon, wer es war? Es gibt echt einen Haufen Verrückte da draußen, aber die ahnen alle nicht, mit wem sie sich anlegen, hm?« Er stockte, hatte das zu unbeschwert geklungen? Gefühllos? Wahrscheinlich. Und nun wusste er nicht, wie er zu einem passenden Schluss kommen sollte. Ihr Hilfe anbieten? Ein offenes Ohr? Oder einfach Ciao sagen?

»Also dann …«, begann er, und im nächsten Moment wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Ein lang gezogener Ton signalisierte das Ende der Aufzeichnung.

Das einfach so stehen zu lassen, fühlte sich noch falscher an als gar keine Nachricht, doch die Gelegenheit zu goldenem Schweigen hatte er nun verpasst. Er legte das Handy auf den Tisch, im gleichen Moment, als auch der Kellner das Bier brachte. Ricarda war immer noch nicht da. Hatte auch keine Nachricht geschickt.

T