: Ursula Poznanski
: Aquila
: Loewe Verlag
: 9783732011070
: 3
: CHF 8.00
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
+++Der Spiegel Nr. 1 Bestseller +++ Ohne Erinnerung an die letzten zwei Tage streift die Studentin Nika durch Siena. Sie vermisst ihr Handy, ihre Schlüssel und ihren Pass. Mitbewohnerin Jennifer ist ebenfalls verschwunden. Dafür steckt in Nikas Hosentasche ein Zettel mit mysteriösen Botschaften und Anweisungen. Das Blut ist nicht deines. Du weißt, wo das Wasser am dunkelsten ist. Halte dich fern von Adler und Einhorn ... Welchen Sinn soll das ergeben? Und was, zum Teufel, ist geschehen zwischen Samstagabend und Dienstagmorgen? Bestseller-Autorin Ursula Poznanski schickt ihre Heldin durch die engen Gassen und die unterirdischen Labyrinthe Sienas, die ebenso im Dunkel liegen wie Nikas Erinnerungen an die letzten zwei Tage. Ein unlösbar scheinendes Rätsel, ein monströser Verrat und die geheimnisvollen Symbole des mittelalterlichen Siena bilden das Gerüst dieses exzellenten Psychothrillers.

Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medizinjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Ihr Jugendbuchdebüt Erebos erhielt zahlreiche Auszeichnungen (u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis) und machte die Autorin international bekannt. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen Deutschlands und schreibt zudem Thriller-Bestseller für Erwachsene. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien.

2

Es war ein Gefühl, als wäre die Welt plötzlich nicht mehr dieselbe. Innerlich wie erstarrt zappte Nika von einem Sender zum nächsten. Nein, natürlich würde nirgendwo jemand eine Erklärung liefern oder das Datum der Nachrichtensendungen wieder auf Sonntag korrigieren, trotzdem hoffte sie auf einen Hinweis. Irgendetwas, das ihr helfen würde zu begreifen, wie ihr zwei Tage einfach abhandenkommen konnten.

Ich habe geschlafen. Die Idee fühlte sich für einen Moment gut an, es war zumindest eine logische Erklärung, auch wenn Nika es kaum schaffte sich vorzustellen, wie das möglich sein sollte. Selbst nach wirklich wilden Partys war sie am nächsten Tag spätestens um ein oder zwei Uhr nachmittags wieder wach gewesen. Ganz abgesehen davon, dass sie sonst eigentlich gar nicht der Wilde-Party-Typ war. Abende mit Freunden, bei denen gegessen, geplaudert und gelacht wurde, die waren viel eher ihr Ding. Aber hier in Italien war sie abends plötzlich viel häufiger und länger unterwegs als zu Hause. Lag wahrscheinlich an ihrer Mitbewohnerin.

Dienstag also. Wenn das stimmte, war Jenny dann mit ihr nach Hause gekommen und hatte sie zwei Tage lang schlafen lassen? Saß sie jetzt in der Uni und verdrehte bloß die Augen, wenn jemand sie fragte, wo Nika steckte?

Das fühlte sich alles so … unwahrscheinlich an. Sie musste endlich einen klaren Kopf bekommen. Nika lief wieder zum Fenster, riss es auf und beugte sich hinaus.

Warme Luft, die nach Frühling und frischer Pizza roch. Unten fuhr ein Fahrrad vorbei, zwei kleine Jungs liefen die Straße hinunter, der eine versuchte, dem anderen einen Fußball abzujagen.

Alles ganz normal. Ganz real. Wahrscheinlich war es die letzten zwei Tage genauso gewesen, nur dass Nika die irgendwie verpasst hatte.

Die frische Luft machte das Denken einfacher. Also. Sie würde jetzt erst mal in Jennys Zimmer nachsehen, ob sie dort etwas fand, was ihrer Erinnerung auf die Sprünge half. Dann würde sie duschen, etwas essen und hoffen, dass Jenny in der Zwischenzeit nach Hause kam. Und falls das nicht passierte, würde sie mit ihren paar Brocken Italienisch jemanden von der Straße um Hilfe bitten.

In Jennys Zimmer herrschte die Art von Unordnung, die einen Raum gemütlich wirken ließ, nicht verwahrlost. Ein paar aufeinandergestapelte Bücher auf dem Boden, eine aufs Sofa geworfene Decke, ein rotes Kleid, das über einer Stuhllehne hing. Auf dem Schreibtisch eine ihrer geblümten Kaffeetassen … aber kein Notebook.

Wenn Jenny wirklich in der Uni war, konnte sie es natürlich mitgenommen haben. Für Nika wieder eine Möglichkeit weniger, mit jemandem von draußen Kontakt aufzunehmen, aber vermutlich war der Computer ohnehin passwortgeschützt.

Eine Nachricht fand sie nirgendwo. Nicht auf dem Schreibtisch, nicht unter einem der Kühlschrankmagneten in der Küche, nicht an der Pinnwand in der Diele.

Sie ging ins Badezimmer zurück. Duschen war auf jeden Fall eine gute Idee.

LETZTE CHANCE

Die beiden Worte sprangen ihr sofort wieder ins Auge, sie hatte sie immer noch nicht vom Spiegel geputzt. Doch das würde sie jetzt nachholen, auf der Stelle. Sie zog ein Tuch aus der Box mit Jennys Kosmetiktüchern und begann, die glatte Fläche abzureiben. Erst verschmierte die Zahnpasta, dann verschwand sie. Na also, dachte Nika grimmig, ein bescheuertes Rätsel bin ich schon mal los. Weg mit der letzten Chance, wer schreibt überhaupt so einen Schwachsinn?

Sie beugte sich vor, hauchte gegen den Spiegel und wischte mit einem frischen Tuch noch einmal darüber. Mitten in der Bewegung hielt sie inne.

Der Kratzer in ihrem Gesicht war nicht die einzige Spur, die die vergangene Nacht hinterlassen hatte. Oder die vergangenen zwei Tage, wenn man genau sein wollte. In Nikas blond