: Gerald Murnane
: Grenzbezirke
: Suhrkamp
: 9783518758793
: 1
: CHF 18.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein alter Mann zieht aus der Hauptstadt in eine entlegene Ortschaft im Grenzland, dort will er die letzten Jahre verbringen. Welche geistigen Eindrücke bleiben, fragt er, aus einem Leben, das der Betrachtung gewidmet war und dem Lesen? Die sehnsüchtige Anmutung einer dunkelhaarigen Frau? Der Familiensitz in einer kargen Landschaft? Die gelenkige Schönheit eines gewissen Rennpferdes? Die Farbigkeit durchscheinender Glasfenster? Eine Zeile Proust? Und so beginnt der Mann, im Zwielicht seiner Tage, diesen seinen Schatz zu katalogisieren, kaum ahnend, wohin sein »Bericht« ihn führen wird und welche Geheimnisse dabei ans Licht kommen.

Grenzbezi ke ist eine Geste des Abschieds. In Bildern gespenstischer Tiefe erzählt Gerald Murnane das Leben eines leidenschaftlichen Lesers, strauchelnden Liebhabers und praktizierenden Gläubigen - ein Glauben nicht an die Gemeinplätze der Religion, sondern an die unwiderlegbare Leuchtkraft des Erinnerns und der Literatur.



<p>Gerald Murnane, geboren 1939 in Melbourne, ist der vielfach ausgezeichnete– und mit u.a. Kafka, Calvino, Borges und Thomas Bernhard verglichene– Autor von zwölf Romanen, Erzählungsbänden und Essays. In den vergangenen Jahren war Murnane immer wieder als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt worden.</p>

Bevor ich zu dem Hochzeitsempfang zurückkehrte, erinnerte ich mich an eine Stelle bei Franz Kafka, die ich neulich gelesen hatte und bei der es darum geht, dass ein Mensch alles zu seiner Errettung Nötige erfahren könnte, ohne das Zimmer zu verlassen. Bleibe nur lang genug in deinem Zimmer, und die Welt wird ihren Weg zu dir finden und wird sich verzückt auf dem Boden vor dir winden — in dieser Form war mir das Zitat im Gedächtnis geblieben, und ich gewann ihm an jenem Nachmittag die Verheißung ab, dass ich in meiner Vorstellung nur durch den einen oder anderen, mit farbigen Scheiben gerahmten Eingang zu gehen und in meiner Vorstellung auf der einen oder anderen verschatteten Veranda zu warten brauche, bis ich ein Finish eines berühmten Rennens nach dem anderen zu Gesicht bekäme, und zwar in der Vorstellung eines Menschen nach