: Maya Shepherd
: Die Vergessenen
: tolino media
: 9783739391618
: 1
: CHF 3.20
:
: Science Fiction
: German
: 261
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Cleo ist nicht mehr dieselbe, als sie auf der Krankenstation der Legion erwacht. Sie ist entschlossen den Rebellen im Kampf um ihre Freiheit zu helfen. Doch erneut muss sie erfahren, dass nichts so ist wie es scheint und man sie belogen hat... Zerrissen zwischen ihrer Herkunft und ihrem Versprechen, trifft sie eine Entscheidung, die alles verändern könnte. Auf sich allein gestellt, schafft es Cleo nicht länger sich in der Legion zurechtzufinden. Nur die Legionsführerin A350 scheint Interesse an ihr gefunden zu haben und verschafft ihr Gehör. Doch als Finn plötzlich als Gefangener in der Legion auftaucht, scheinen alle Pläne hinfällig zu sein. Cleo wird gezwungen, über Finns Schicksal zu entscheiden: Lässt sie sein Gedächtnis löschen oder verurteilt sie ihn zum Tode...

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, zwei Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren.

01. ZURÜCK ZUR NORMALITÄT


Das Licht ist so grell, dass es in meinen Augen brennt. Ich kann nichts erkennen und kneife sie zusammen. Am liebsten würde ich mit der Hand die Augen vor dem Licht abschirmen, doch ich kann meine Arme nicht bewegen. Genauso wenig wie den Rest von meinem Körper. Alles fühlt sich taub und leblos an. Ich habe das Gefühl, in mir selbst gefangen zu sein. Obwohl ich mich nicht rühren kann, spüre ich, dass ich nackt bin. Es ist kalt.

Ein Kopf erscheint in meinem Gesichtsfeld. Er durchbricht das grelle Leuchten. Es ist eine Frau. Ihre Augen erstrahlen in dem Farbton RAL 5012 – Lichtblau. Ihr Kopf ist kahl, während ihr weißer Anzug das brennende Licht der Lampen reflektiert. Ich bin zurück in der Legion.

Bevor ich in irgendeiner Weise reagieren kann, stülpt sie mir eine Art schwarzen Trichter aus Gummi über Mund und Nase. Ich will mich wehren. Ich will schreien. Ich will nicht vergessen.

Obwohl ich weiß, dass Finn und die Rebellen das Letzte sein sollten, woran ich in diesem Moment denke, bin ich machtlos dagegen. Der Glaube daran, Finn irgendwann wiederzusehen, ist das Einzige, was mir Hoffnung gibt, während ich zurück in das bodenlose Nichts gleite, aus dem ich gerade erst erwacht bin.

Es ist still. Keine Stimmen. Kein Vogelgezwitscher. Kein Wind, der durch die Blätter der Bäume weht. Nichts.

Ich öffne meine Augen und starre an die weiße Decke. Es wäre tröstlich gewesen, den unebenen roten Sandstein der Höhlen zu sehen, in denen ich mit den Rebellen gelebt habe. Aber auch ohne meine Augen zu öffnen, hätte ich gewusst, dass ich zurück in der Sicherheitszone der Legion bin. Ich kann es riechen. Die Höhlen duften nach Erde, Tannennadeln, Moos, Sand und oft auch nach Maries frisch gebackenem Brot. Sie verströmen das Aroma von Leben und Freiheit. Die Sicherheitszone hingegen riecht einfach nur steril. Ständig liegt der scharfe Geruch von Reinigungsmitteln in der Luft. Früher ist es mir nie aufgefallen, doch jetzt ist er so stark, dass ich das Gefühl habe, kaum atmen zu können.

Ich richte mich auf und lasse meinen Blick durch die Zelle gleiten. Es gibt weder Tisch und Stuhl noch eine Dampfdusche oder den kleinen Kasten für die Essensausgabe, wie ich es von meinem ehemaligen Zimmer in dem Trakt der Heranwachsenden gewohnt war Es gibt keine Fenster, aber das habe ich auch nicht erwartet. Die Sicherheitszone liegt tief unter der Erde, dort, wo nie ein Licht hinfällt, weshalb die Menschen niemals wissen, ob es Tag oder Nacht ist. Nicht die Sonne und der Mond entscheiden darüber, sondern die Legionsführer.

Das Bett, auf dem ich liege, ist neben der Toilette der einzige Einrichtungsgegenstand in dem kleinen Raum. Es ist anders als die Betten, die ich von früher gewohnt war. In Höhe von Händen und Füßen sind Schnappverschlüsse angebracht, die jedoch nicht verschlossen sind. Vielleicht sollte ich dankbar dafür sein, dass sie mich nicht gefesselt haben, doch ich fühle mich innerlich leer. Unfähig, irgendetwas zu fühlen. Es fällt mir schwer, nachzudenken und einen klaren Gedanken zu fassen.

Die Wände sind aus kaltem Stahl, dessen Oberfläche matt ist, sodass ich mich lediglich als kleinen rosa Fleck darin erkennen kann. Ich streiche mit meinen Händen vorsichtig über den rauen Stoff des braunen Nachthemds. Langsam lasse ich meine Finger höher wandern und berühre meinen Kopf. Er ist so kahl und kalt wie die Decke und di