Kapitel 2
Nachdem ich das Glas Erdbeerkompott hinter den Johannisbeerbüschen versteckt hatte, umarmte ich Klara herzlich. Wir quietschten beide begeistert, weil wir uns seit dem vorletzten Weihnachtsfest nicht mehr gesehen hatten, und da war Klara auch noch krank geworden. Danach umarmte ich auch Carlos in meinem Überschwang. Obwohl wir uns so selten sprachen, konnten Klara und ich sofort wieder drauflosquasseln, ohne Punkt und Komma, und kamen vom Hundertsten ins Tausendste.
»Schöner Platz!«, sagte Carlos schließlich in einer der wenigen Gesprächspausen.
»Sagte ich doch«, merkte Klara an, mit stolzer Stimme, als wäre es ein bisschen auch ihr Campingplatz.
»Ja«, sagte ich genauso stolz. »Ihr müsst mal unser Klohäusl ansehen, das ist echt super geworden.«
Klara lachte laut, vielleicht war es auch komisch, frisch angekommene Gäste auf den Eins-a-Zustand der Campingtoiletten hinzuweisen.
»Das wird der Campingplatztester auch so sehen«, grinste Klara. »Erkennst du da jemanden?«
Carlos sah sich um, als würde der Typ hinter uns stehen, und schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, wir wissen schon, wer es ist«, flüsterte ich und deutete mit dem Kopf auf das riesige blank geputzte Wohnmobil von Schulze. »Er muss sich nur gerade umziehen, weil ihm ein Kind farbiges Wassereis an die Hose geschmiert hat.«
»Oh, oh«, machte Klara und musste noch mehr lachen.
Mit einem erschrockenen Schrei lief ein kleines Kind in mich hinein, diesmal bekam ich das Eis an die nackten Beine, und ich fing das Kind auf.
»Daran musst du noch ein wenig arbeiten«, grinste Klara. »An der Farbe des Wassereises?«, grinste auch ich.
»Genau!«, meinte Klara und umarmte mich noch einmal, als das Kind das Weite gesucht hatte.
»Ich mach euch einen Kaffee«, erbot sich Evelyn, die sich bis jetzt aus der Unterhaltung rausgehalten hatte, und dirigierte uns Richtung Bootshaus, das demnächst als Café eröffnet werden würde.
»Für mich bitte Tee. Ich habe heute schon so viel getrunken, ich habe schon Herzrasen von dem Koffein … Oh süß!« Klara blieb vor der Tür des Cafés stehen und lächelte über das dekorative Schild »Fräulein Schmitts«, weil sie natürlich die ganze Story kannte. Unter anderem, dass niemand Fräulein Schmitts hieß und sich die Bäckerin Meierbeck nur bei Instagram so nannte.
»Wir sind noch nicht fertig«, erklärte Evelyn und deutete auf einen großen Stapel Bretter und Balken neben dem Eingang.
»Das wird die neue Terrasse«, erklärte Evelyn an Klara gewandt. »Die wird rund um das Bootshaus gebaut! Dann können wir bei schönem Wetter auch draußen Tischchen aufstellen. Das wird fantastisch, ich hoffe, wir schaffen das, solange ihr hier seid … Auf der Vorderseite ist es schon fertig. Das müsst ihr euch ansehen.«
»Ui«, machte Klara, als die Tür aufging.
Alex hatte nämlich die Idee gehabt, auf der gesamten Vorderfront die massive Holzwand durch eine Glasschiebetür zu ersetzen, und nun hatte man einen wunderbaren Ausblick auf den See. Jetzt im Sommer sah das wirklich super aus, besonders da Evelyn die Glasfront frisch geputzt hatte. Davor standen hübsche Stühlchen und kleine Bistrotische, die von Evelyn mit einer pastellfarbenen Mischung aus Rosen, Nelken und Pfingstrosen wunderhübsch dekoriert worden waren. Evel