: Christian Dörge
: MÜNCHNER BLUT: DAS DUNKLE PORZELLAN Kriminal-Erzählungen
: Signum-Verlag
: 9783757944940
: 1
: CHF 5.60
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 247
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Am helllichten Tag und auf offener Straße wird in München eine geheimnisvolle Frau erschossen, die offenkundig alles daran setzte, ihr Äußeres zu verändern... Im Nymphenburger Schlosspark wird die Leiche einer jungen blonden Frau aufgefunden - erwürgt. Sie gleicht einer weiteren ermordeten Frau buchstäblich bis aufs Haar. Treibt ein Serientäter in München sein Unwesen? Eine Segelyacht verschwindet spurlos auf dem Starnberger See. An Bord: Viktor Zakharov, dem Verbindungen zu deutschen und russischen Geheimdiensten nachgesagt werden... Vier Frauen planen den Mord an dem untreuen Ehemann von Emilia Steinlein - und sie gehen dabei ausgesprochen raffiniert vor. Hauptkommissar Lazarus Eidinger übernimmt den Fall... Die Anthologie MÜNCHNER BLUT: DAS DUNKLE PORZELLAN von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien JACK KANDLBINDER ERMITTELT, EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT, DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE und FRIESLAND, enthält 14 spannende und außergewöhnliche Kriminal-Erzählungen aus München, Starnberg und Garmisch-Partenkirchen.

Christian Dörge, Jahrgang 1969. Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Bildender Künstler, Theater-Schauspieler und -Regisseur.

Die möblierte Wohnung war klein. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und eine winzige Küche. Das Mobiliar schien gebraucht gekauft und seither viele Jahre benutzt worden zu sein.

Silvia Gregori hatte den Versuch gemacht, der Wohnung so etwas wie ihren persönlichen Stempel aufzudrücken, es war ihr jedoch nicht gelungen. Die hübschen Vorhänge an den Fenstern und die recht ordentlichen Farbdrucke bekannter Künstler wussten die Schäbigkeit der Einrichtung eher noch zu betonen.

Seltsam, überlegte Eidinger.Es gibt wirklich keinen großen Unterschied zwischen dieser Wohnung und der Anna Meixners. Einsame junge Frauen schienen allesamt den gleichen Lebensstil zu haben, und dazu gehörten wohl auch unfreundliche Wohnungen. 

Er ging ins Schlafzimmer. Das Bett war ordentlich gemacht und unbenutzt. Eidinger öffnete den Wandschrank und ging die dürftige Garderobe durch. Das Schlafzimmer erbrachte nichts.

Das Bad nahm ihn nicht mehr als eine Minute in Anspruch. Ebenso die Küche. Silvia Gregori war eine ordentliche Person gewesen.

Wieder zurück im Wohnzimmer, stand er eine Weile nachdenklich herum. Dabei tastete er gedankenlos nach der Wunde in seinem Gesicht und zuckte zusammen, als er eine besonders schmerzhafte Stelle erwischte. Wenn hier etwas zu finden sein sollte, so überlegte er, musste es sich im Wohnzimmer befinden.

Ein kleines Sofa stand an einer Wand. Vor einem Sessel ein tragbarer Fernseher, eine Stereoanlage an der anderen Wand und in der Ecke beim Fenster ein kleiner Schreibtisch. Auf dem Bücherregal darüber lagen und standen Taschenbücher und Illustrierte.Wieder eine Ähnlichkeit, dachte Eidinger. Auch Anna Meixner hatte viel gelesen. 

Eidinger ging zum Schreibtisch. Er hatte zwei Schubladen. Die obere enthielt eine Metallkassette, deren einziger Inhalt ein Scheckheft und Kontoauszüge waren. Eidinger blätterte die Scheckabschnitte durch. Die Schecks, die sie für Miete und Lebensmittel ausgeschrieben hatte, waren leicht zu erkennen, ebenso ein paar für Kleidung und Bar-Abhebungen. Einer der Abschnitte machte Eidinger stutzig. Erlautete auf fünfundzwanzig Mark, und unter Verwendungszweck standVerabredung. Er legte das Scheckheft beiseite. 

Aus den Kontoauszügen ging hervor, dass Silvia Gregori jede Woche regelmäßig zehn Mark gespart hatte.

Eidinger biss sich leicht auf die Lippen. Von der Höhe der Beträge abgesehen, hatte er ähnliche Angaben auch in der anderen Wohnung gefunden. Die Ausgaben für den Lebensunterhalt und die regelmäßigen Sparbeträge. Dieses derart ähnliche Muster verwirrte ihn. Alles in allem gab es auffallend wenige Unterschiede zwischen den beiden Mädchen, die erwürgt worden waren. Es sah beinahe so aus, als hätten sie sich gekannt und beschlossen, nach der gleichen Art zu leben, zumindest, was ihre Alltagsgewohnheiten anging.

Er legte Scheckheft und Kontoauszüge in die Schublade zurück und schloss sie. Als er die untere geöffnet hatte, zog er einen Faltordner heraus. Er enthielt die abgebuchten Scheckformulare und sagte ihm nichts Neues, abgesehen davon, dass der Scheck fürVerabredungnoch nicht eingelöst worden war. Eidinger notierte Nummer und Bank, auf die er ausgestellt war. Dann schloss er auch die zweite Schublade. Nun hoffte er nur noch, dass er bei seinen