Es war durchaus überraschend für König Ludwig XIV., als der päpstliche Legat Kardinal Francesco Cagliarini um Audienz bei ihm ersuchte.
Jeder am Hofe der mächtigsten Nation von Europa wusste indessen, wie es um das Verhältnis des Königs zum Vatikan stand. Oder umgekehrt: Mit dem Verhältnis des Vatikans zum König von Frankreich. Immerhin war Ludwig XIV. ein König eigener Gnaden, der sich keinerlei Vorschriften machen ließ, rein auf Glaubensbekenntnissen basierend.
War dies etwa ein erneuter Versuch des Vatikans, hier am Hofe wieder stärker Fuß zu fassen, um die Geschicke des Landes über die Beeinflussung seines Königs mit zu bestimmen?
Sein Misstrauen war durchaus berechtigt. Doch er ließ es dennoch zu. Der Legat durfte vor ihm erscheinen, um persönlich deutlich zu machen, was sein wahres Anliegen war. Wobei eindeutig die schiere Neugierde des Sonnenkönigs über seine diesbezüglichen Vorbehalte siegte.
Der Kardinal erschien mit dem Selbstbewusstsein, wie es einem Legaten des Vatikans gebührte in Begleitung mehrerer Getreuer, die anscheinend seinem persönlichen Schutz dienten. Etwas, was natürlich den König von Frankreich in keiner Weise zu beeindrucken vermochte. Zumal König Ludwig für seinen eigenen Schutz gesorgt hatte. In Form von gut ausgebildeten und von ihm persönlich ausge