: Claudia Romes
: Das Geheimnis von Pollard Creek
: dp Verlag
: 9783987780608
: 2
: CHF 4.80
:
: Erzählende Literatur
: German

in spannendes Familiengeheimnis und eine längst vergangene Liebe…
Der berührende Liebesroman vor der traumhaften Kulisse Kanadas

Nach dem Tod ihrer Tante Christa reist Ellie zurück nach Kanada, um dort deren Nachlass aufzulösen. Doch kaum angekommenüberwälti en sie ihre Erinnerungen, und die machen es ihr nicht leicht, sich von den Sachen ihrer Tante zu trennen– geschweige denn von der Ranch, die für Ellie immer ein Ort der Zuflucht war. Dann trifft sie unverhofft auf ihre Jugendliebe Sean und alte Gefühle flammen wieder auf. Noch immer fühlen sich beide zueinander hingezogen, doch die Zeiten haben sich geändert. Gemeinsam stoßen sie im Haus von Ellies Tante auf eine Kiste mit Liebesbriefen an Christa. Wer war der geheimnisvolle Verehrer und wieso wusste Ellie nichts von ihm? Welche Geheimnisse hat ihre Tante noch vor ihr verborgen?

Das ist eineüberarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Das Erbe von Pollard Creek.

Erste Leser:innenstimmen
„Spannend, emotional und berührend!“
„Eine fesselnde Mischung aus Liebe, Romantik und Spannung, die sofort in den Bann gezogen hat.“
„Kanadafeeling, spannende Charaktere und ein Geheimnis, das nicht offenbart werden sollte…“
„Bezaubernde Liebesgeschichte in einem Setting zum Wegträumen!“

Claudia Romes wurde 1984 als Kind eines belgischen Malers in Bonn geboren. Sie war schon immer eine begeisterte Leserin und liebte es, in fremde Welten einzutauchen. Mit neun Jahren begann sie, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und fasste den Entschluss, eines Tages Schriftstellerin zu werden. Heute lebt die Autorin mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Vulkaneifel.

Kapitel 1


Der kalte Dezemberwind blies mir das Haar ins Gesicht. Ich wickelte mir meinen blauen Wollschal enger um den Hals und schlug den Mantelkragen hoch. Das Taxi, das mich abgesetzt hatte, war längst davongerauscht. Die Umstände meines Besuchs drängten sich mir auf, und mich überkam eine Gänsehaut, die mich in der Einfahrt stehend erstarren ließ. Wehmütig überblickte ich Pollard Creek. Die alte Farm mit dem schneebedeckten Dach, davor die breite Holzveranda, die rundherum verlief. Der wolkenverhangene Himmel darüber tauchte alles in ein tristes Grau. Sicher würde neuer Schneefall nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die kanadischen Winter waren hart und lang. Temperaturen von minus zwanzig Grad waren da keine Seltenheit. Der Schnee, der sich zu den Seiten der Auffahrt zum Haus befand, war nicht weniger als einen halben Meter hoch. Seine pulverig-glitzernde Oberfläche verriet, dass er erst wenige Stunden alt war. Jemand hatte ihn aufgetürmt, um die Einfahrt befahrbar zu machen. Meinetwegen?

Es fiel mir schwer zu glauben, dass ich diesmal von niemandem erwartet wurde. Zwölf Jahre waren seit meinem letzten Besuch vergangen. Hätte ich zu der Zeit gewusst, was die Zukunft bringen würde, wäre ich nicht im Streit mit Tante Christa auseinandergegangen. Vermutlich hätte ich Kelowna im traumhaften Okanagan Valley sogar nie verlassen.

Jetzt war ich an einen Ort zurückgekehrt, in dem ich mich wie eine Fremde fühlte. Die vorherrschende Stille war kaum zu ertragen.

„Jetzt nur keine Panik“, sprach ich mir Mut zu, als ich merkte, dass mir schwindelig wurde. Ich nahm einen tiefen Atemzug. Der Wind wirbelte den Schnee auf. Wie eine Wolke aus Eis verschleierte er für einen Moment die blaue Hausfassade, und mein Herz fühlte sich furchtbar schwer an. Denn unvermittelt wurde ich daran erinnert, wie es war, als ich die Ranch im Alter von sechzehn Jahren zum ersten Mal betreten hatte. Meine Mutter und mein Stiefvater hatten mich damals hergeschickt, in der Hoffnung, ein Aufenthalt in der Abgeschiedenheit Kanadas würde mir meine rebellische Art austreiben. Ich hatte nie viel von Regeln gehalten, hatte die Schule geschwänzt, gegenüber Lehrern keinen Respekt gezeigt und war von zu Hause ausgerissen, wann immer ich konnte. Ich war ein typisches Problemkind, das sich nicht mit der eigenen Zukunft befasste. Kurz gesagt, ich war anstrengend. Wahrscheinlich hatte Mutter mich deshalb zu ihrer Schwester geschickt, von der sie nie viel gehalten hatte und die für mich eine Fremde gewesen war. Heute beharrte meine Mutter darauf, dass sie sich zu diesem Schritt gezwungen gesehen hatte, weil sie geglaubt hatte, mir würde ein wenig Abstand von Deutschland guttun. In Wahrheit war sie es jedoch gewesen, die Abstand von mir und meinem schlechten Benehmen gebraucht hatte. Das hatte ich zu der Zeit bereits gewusst, es aber nie angesprochen. Fest entschlossen, meiner Tante Christa das Leben zur Hölle zu machen, hatte ich mich meinem Schicksal ergeben. Ich hatte ja nicht ahnen können, dass ich mir an ihr die Zähne ausbeißen würde. Christa hatte nicht das Geringste mit meiner Mutter gemein. Bei ihr erfuhr ich ein Vertrauen und eine Fürsorge, die mir vollkommen neu waren.

Ich stand immer noch wie angewurzelt in der Einfahrt und sah mich als das junge Mädchen, das ich einst gewesen war. Den Duft von frischem Heu und Christas köstlichen, mit Ahornsirup getränkten Pancakes in der Nase. Ohne dass ich es wollte, wanderte mein Blick an die Stelle, an der sie mich an meinem allerersten Tag auf der Ranch empfangen hatte, auf dem Kopf ihren geliebten beigen Cowboyhut, ihr rotes Dreieckstuch um den Hals. An jenem lauwarmen Junimorgen war ich zum ersten Mal mit Pferden in Berührung gekommen. Erst durch Christa hatte ich deren beruhigende Wirkung kennen- und schätzen gelernt. Jetzt war die Koppel neben dem Haus verwaist. Das Tor stand offen.

Vergeblich versuchte ich das Vertraute an diesem Ort mit allen Sinnen zu erfassen. Nichts hatte mir mehr Geborgenheit geschenkt, als die Gerüche und Geräusche, die auf der Ranch zugegen gewesen waren. Alles, was ich nun wahrnahm, war eine schmerzende Leere.

Während ich